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Campus Buch: Wohnen am Leuchtturm

Der Wissenschafts-Campus Berlin-Buch entwickelt sich zu einer „Gesundheitsstadt“ im Grünen mit neuen Arbeitsplätzen.

Ulrich Scheller hat eine Vision. Den renommierten Wissenschaftsstandort Buch will der Geschäftsführer der BBB Management GmbH gemeinsam mit regionalen Akteuren und der Berliner Politik zu dem Gesundheitsstandort in der Hauptstadtregion entwickeln. Eine Art Gesundheitsstadt im Grünen, wo Forschen, Heilen, Pflegen, Arbeiten, Bildung und Wohnen zu einem Ganzen verschmelzen. „Buch boomt“, sagt Scheller. „Hier wächst das Zukunftspotenzial für Berlin.“

Scheller könnte recht haben. Einmal, weil die Entwicklung derartiger Gesundheits-Campus-Konzepte voll dem Zeitgeist entspricht. Zum anderen ist ein biomedizinisch ausgerichteter Wissenschafts-Campus, wie er in Buch zu finden ist, weit und breit einmalig. Große Namen wie Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), Charité und Leibniz-Institut für molekulare Pharmakologie (FMP) forschen hier gemeinsam mit Dutzenden Unternehmen des Biotechnologieparks auf Weltklasseniveau, um Krebs, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, neurologische und auch seltene Erkrankungen besser zu verstehen und gezielt zu bekämpfen. Die Spitzenforschung „Made in Buch“ hat eine Art Sogeffekt und zieht, wie es FMP-Chef Volker Haucke kürzlich formulierte, „als international herausragender Standort in der Molekularen Medizin und Pharmakologie herausragende Wissenschaftler aus der ganzen Welt an“.

Dass Buch ein Leuchtturm der Wissenschaft ist, ist nicht ganz neu. Schon zu Beginn des 20. Jahrhundert galt Buch als größte und modernste „Krankenhausstadt“ Europas. Die von dem Architekten Ludwig Hoffmann entworfenen Bucher Heil- und Pflegestätten umfassten zeitweise über 5000 Betten. Weltweiten Ruf erlangte Buch dann durch das 1928 von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft errichtete Institut für Hirnforschung, das von Oskar und Cécile Vogt geleitet wurde. Durch die enge Zusammenarbeit von Institut und Klinik leisteten die beiden Mitbegründer der modernen Hirnforschung wahre Pionierarbeit auf dem Gebiet der Translation, also jenem Ansatz, Erkenntnisse aus dem Labor möglichst direkt am Krankenbett zu nutzen.

Was damals noch Pionierarbeit war, prägt den heutigen Campus ganz entscheidend. „Die enge Zusammenarbeit von Grundlagenforschung, klinischer Forschung, Biotechunternehmen und Klinik ist ein besonderes Kennzeichen Buchs und bietet sehr gute Voraussetzungen für exzellente Arbeit“, betont Walter Rosenthal, der mit dem MDC eine der 20 weltbesten Forschungseinrichtungen für Molekularbiologie und Genetik leitet. Sichtbar wird die Bucher Zusammenarbeit zum Beispiel im 2007 gegründeten Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und demnächst auch im neuen Berlin Institute of Health (BIH). In solchen Allianzen zwischen MDC und Charité werden nicht nur neue Ansätze für die Diagnose und Therapie von komplexen Erkrankungen entwickelt, sie werden auch zeitnah am Patienten eingesetzt.

Dass aus so einem Forschungsumfeld immer wieder Existenzgründungen hervorgehen, ist ein weiterer Grund, warum Buch heute boomt. 41 Biotechunternehmen haben sich seit der Wende im Biotechpark Buch niedergelassen, größtenteils Spin-offs der großen Institute. Die jungen Unternehmen entwickeln beispielsweise neuartige Krebsmittel, Impfstoffe oder molekulare Diagnostika und befinden sich nach Auskunft Schellers an der Schwelle von der Entwicklungs- in die Produktionsphase. „Buch bietet jungen Biotechunternehmen eine hervorragende Infrastruktur“, erläutert der Campus-Manger, „die erfolgreichsten investieren in eigene Produktionsgebäude.“ So hat etwa das größte Campusunternehmen, die Eckert & Ziegler AG, im vergangenen Jahr für neun Millionen Euro eine neue Firmenzentrale gebaut, weil das expandierende, inzwischen börsennotierte Unternehmen für medizinische Anwendungen von Radioisotopen aus allen Nähten platzte.

Für Buch ist das gut so. Denn Wachstum heißt auch Arbeitsplätze. Bis dato sind rund 6000 Menschen im Bucher Gesundheitsbereich beschäftigt – davon 2700 auf dem Forschungs-Campus und weitere 3200 auf dem benachbarten Klinik-Campus und in Pflegeeinrichtungen. Das Helios Klinikum Berlin-Buch zählt zu den größten Arbeitgebern der Region und ist mit über 1000 Betten im Neubau und rekonstruierten, denkmalgeschützten Gebäuden neben dem Immanuel Krankenhaus und der Evangelischen Lungenklinik das prägende Gesicht des Klinik-Campus. Passend dazu bildet die Akademie der Gesundheit gleichzeitig über 2300 junge Menschen in zwölf verschiedenen Gesundheitsberufen aus und wirbt mit dem Slogan: „Unsere Zukunft ist die Gesundheitswirtschaft.“

Über eine Milliarde Euro wurden seit 1992 in den Gesundheitsstandort im grünen Norden Berlins investiert. Mehr als zwei Drittel davon sind in den Forschungs- und Klinik-Campus geflossen – der Rest in das, was Buch zu einer Gesundheitsstadt mit hoher Lebensqualität macht. So sind in den denkmalgeschützten historischen Klinikarealen bereits zwei familienfreundliche Wohnparks sowie Schulen, Kindergärten, Seniorenheim, Hospiz und Demenz-WG entstanden. Ein dritter Wohnpark, das Ludwig-Hoffmann-Quartier, befindet sich gerade im Bau. Bis 2017 sollen hier Wohnungen für insgesamt 2000 Menschen entstehen. Außerdem wurden die meisten der 3000 Wohnungen der Bucher Plattenbausiedlung – ein Relikt aus DDR-Zeiten – bereits aufwendig vom Wohnungsbauunternehmen HOWOGE saniert. „Der Standort Buch wird immer lebendiger und attraktiver“, sagt Scheller. Und wer sich in Buch umschaut, versteht, dass das Zukunftspotenzial Berlins in greifbarer Nähe liegt. Buch ist mit der S-Bahn nur 23 Minuten von der Friedrichstraße entfernt.

Beatrice Hamberger

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