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Carla Bruni auf der Bühne.

© dpa

Carla Bruni live: Nennt mich bloß niemals Madame!

Die französische Sängerin Carla Bruni überzeugt in der Berliner Universität der Künste mit hübschen Chansons und viel Charme.

Der Einheizer ist diesmal nicht dabei. Nach Cannes ist er am Valentinstag mitgekommen und auch in Paris saß er am 11. März natürlich ganz vorne im „Olympia“: Nicolas Sarkozy, der Mann, dessen Begleiterin Carla Bruni in den vergangenen Jahren in erster Linie war. Und der sie nun bei ihrem Comeback als Sängerin unterstützt. Zum Beispiel, indem er bei den Konzerten auftaucht – und damit sofort für Aufregung im Saal sorgt.

Carla Bruni kann den Support ganz gut gebrauchen. „Quelqu’un m’a dit“, ihr Debütalbum, mit dem sie vor zwölf Jahren vom Model- ins Musikbusiness wechselte, war mit zwei Millionen verkauften Exemplaren ein Hit. „Little French Songs“, ihr viertes Album, wollten dagegen seit 2013 laut „Le Monde“ erst 210 000 Menschen haben. Mindestens fünf Termine ihrer aktuellen Tournee sind nach Vorverkaufsbeginn wieder abgesagt worden, zwei in Kanada, drei in Deutschland. Der Berliner Auftritt wurde vom Tempodrom in den Konzertsaal der Universität der Künste an der Hardenbergstraße verlegt, der gerade mal ein Viertel so viel Zuhörer fasst wie das Betonzelt am Anhalter Bahnhof.

Denkbar unglamourös ist der UdK-Bau aus den 50er Jahren. Und denkbar ungeeignet für die intime Atomsphäre, die Carla Brunis Chansons eigentlich brauchen. Ein Rotweinglas in der Hand, eine Raucherlaubnis und die räumliche Enge der Bar jeder Vernunft wären ideal. Nur Geld verdienen lässt sich so nicht.

Also sitzen die Berliner Bruni-Fans am Sonntagabend brav eingereiht im langgezogenen Schuhkartonsaal der UdK und starren auf eine notdürftig gemütlich gemachte Bühne: Ein paar Kerzen stehen da, es gibt einen altmodischen Notenständer aus Holz, die Pappattrappe einer Bücherwand – französisches Flair à la Heimwerkermarkt, mon Dieu, wie deprimierend! Und dennoch wird es ein angenehmer Abend. Weil Carla Bruni zwei tolle Profis dabeihat, den ebenso sensiblen wie virtuosen Gitarristen Taofik Farah sowie einen Pianisten, den sie als Cyril vorstellt und der auch Trompete blasen kann.

In den kommenden 90 Minuten werden sie den schmeichelhaften Klanghintergrund schaffen für zwei Dutzend hübscher kleiner Lieder, die sich fast alle um die Liebe drehen. Deren Erfinderin wirkt zunächst arg nervös, die englischsprachigen Überleitungen sagt sie in einem gekünstelten, pseudolasziven Tonfall auf. Als der Saal aber zuverlässig freundlich applaudiert, als sie merkt, dass die Leute wirklich zum Zuhören gekommen sind und nicht, um die Ex-Première-Dame zu sehen, fasst Carla Bruni Zutrauen, wird sie lockerer, offener.

Ein erster Höhepunkt ist die italienische Version von Charles Trenets „Douce France“, eine doppelte Hommage an ihr Geburtsland wie ihre zweite Heimat. In der Tat vereint die Chansonnière ja die attraktivsten Eigenarten beider Völker: Das sehr weich ausgesprochene Französisch wird erotisiert durch eine überraschend dunkle Stimme, wie man sie eher in Italien findet.

Carla Bruni ist jetzt 46 Jahre, zweifache Mutter, erfahren in allen Facetten des Liebeslebens. Und doch will sie mit aller Macht ein Mädchen bleiben, ein verträumter Teenager. „Je ne suis pas une dame!“, beharrt sie in einem ihrer sprachwitzigsten, eingängigsten Chansons. Am Sonntag gewinnt sie damit das Publikum spielend, ganz wie einst ihren Nicolas. Der Trick mit den Beschützerinstinkten funktioniert eben immer.

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