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Kultur: Castor-Transport: "Die Grünen müssten einen Klaus Töpfer haben" - Parteienforscher Raschke wünscht der Partei einen Kommunikator

Joachim Raschke (62) ist Politikwissenschaftler an der Universität Hamburg und Autor des Buches "Die Zukunft der Grünen". Die Grünen laborieren an Trittin, am Wahlergebnis, und jetzt rollen auch noch Castoren.

Joachim Raschke (62) ist Politikwissenschaftler an der Universität Hamburg und Autor des Buches "Die Zukunft der Grünen".

Die Grünen laborieren an Trittin, am Wahlergebnis, und jetzt rollen auch noch Castoren. Hält die Partei das alles aus?

Muss sie wohl. Bei den Castor-Transporten wird den Grünen abverlangt, den Protest gegen ihre eigene Atomausstiegspolitik als legitim anzuerkennen. Sie waren erfolgreich mit der Zähmung ihrer innerparteilichen Opposition, aber das hat die Castor-Demonstranten nicht beruhigt. Deswegen treten den Grünen ihre alten Ziele nun als Bewegung gegenüber. Das ist ein harter Konflikt.

Wie groß ist der Vertrauensverlust bei der Anti-Atom-Bewegung?

Das Vertrauen der Anti-Akw-Bewegung haben die Grünen durch das schlechte Ergebnis des Atomausstiegs verspielt. Da gibt es keine Kompromissbereitschaft mehr.

Und wo steht Trittin in diesem Szenario?

Trittin wird besonders aggressiv abgelehnt, weil die Enttäuschung, die die Grünen in der Bewegung verursacht haben, auch ihm persönlich angelastet wird. Deswegen hat es Züge eines nachholenden Kampfes. Die Bewegung will den Grünen nochmal zeigen, wie sie selbst zum harten Konflikt mit der Atomindustrie entschlossen gewesen wäre. Es gab ja sowas wie eine Vertröstungsstrategie seitens Trittin gegenüber den Grünen in diesen anderthalb Jahren Atomausstieg, wo mit hohen Forderungen operiert worden ist und dann, in einer plötzlichen Wende im Herbst 1999, Trittin auf die niedrigere Forderung "30 plus drei" eingeschwenkt ist, die Schröder und Fischer vorgegeben hatten.

Ist die grüne Regierungsbeteiligung bisher erfolgreich?

Nein. Die Grünen brauchten einen breit anerkannten Erfolg, den sie bisher in ihrer Regierungstätigkeit nicht gehabt haben. Renate Künast ist der einzige Positiv-Posten. Joschka Fischer kann im überparteilichen Auswärtigen Amt ja keine den Grünen zuzurechnende Politik machen. Trittin ist unter den drei grünen Ministern ein eindeutiger Negativ-Punkt - und das auch noch im Umwelt-Ressort. Um die Öffentlichkeit für die Idee der Nachhaltigkeit zu gewinnen, müsste man ein Kommunikationstalent haben, einen grünen Klaus Töpfer.

Fällt Ihnen so einer ein?

Ja. Der grüne Töpfer hieße Reinhard Loske. Er hat den Sachverstand, die kommunikativen Fähigkeiten und die Überzeugungskraft. Das fehlt bei Trittin. Die kommunikative Aufgabe des Umweltministers ist vordringlich, und insofern ist Trittin mehr denn je eine Fehlbesetzung, weil er sich auf Feldern tummelt und sein Ansehen schmälert, die mit Umwelt nichts zu tun haben.

Wie viel Zeit geben Sie Trittin noch?

Ich gebe ihm bis zum Tag der nächsten Bundestagswahl, 18 Uhr, weil die Grünen heute auf Geschlossenheit als oberstes Prinzip setzen und Angst haben vor einem Aufbrechen von Strömungskonflikten.

Die Grünen laborieren an Trittin[am Wahlerge]

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