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Kultur: "Caveman": Comedy-Star Esther Schweins inszenierte in der Arena (Interview)

Sie wurden bekannt als die gutaussehende Rothaarige bei der Comedy-Serie "RTL Samstag Nacht". Nun führen Sie das erste Mal Regie - im Theater.

Sie wurden bekannt als die gutaussehende Rothaarige bei der Comedy-Serie "RTL Samstag Nacht". Nun führen Sie das erste Mal Regie - im Theater. Wollen Sie Ihr Image korrigieren?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich irgendetwas korrigieren müsste. Dazu war "Samstag Nacht" eine viel zu gute Arbeit - auch harte Arbeit. Neben Schauspielerei und Comedy ist die Regie nur ein weiterer Schritt innerhalb einer Entwicklung.

Sie sind ein Beispiel dafür, dass Frauen nicht nur komisch sind, wenn sie schön sind. War es für Sie schwer, sich in der Comedy zu behaupten?

Bei "Samstag Nacht" haben wir viel eigenverantwortlich gearbeit, auch geschrieben. Uns zwei "Quotenfrauen" fiel es schwer, uns lustige Nummern ohne Männer auszudenken. Comedy und Kabarett sind ja ein Spiegel der Gesellschaft und können nur daraus ihre Energien beziehen. Sich in der Comedy als Frau zu behaupten, ist auch nicht schwieriger als im klassischen Schauspiel. Da gibt es die Rolle der jungen Geliebten, der Prinzessin, dann kommt lange nichts und dann - die Königin Mutter.

Für Ihre erste Regie haben Sie "Caveman" ausgewählt. Der Autor des Stückes, Rob Becker, hat sich durch das Studium der Anthropologie, Psychologie und Soziologie darauf vorbereitet. Was haben Sie gemacht?

Ich kann genauso wie der Autor behaupten, durch ein langes Studium gegangen zu sein - in dreißig Lebensjahren. Die Herausforderung ist eine andere: In Deutschland gibt es keine Tradition der Stand-Up-Comedy. Deshalb habe ich mich entschieden, das Ganze mehr ins Theatralische zu übersetzen und der Figur des Erzählers auch einen Charakter zu geben, ihn Situationen nicht erzählen, sondern spielen zu lassen. Kristian Bader ist dafür wie gemacht, er hat ein unglaubliches Talent, schnelle Wechsel zu spielen.

Der Titel "Caveman" suggeriert: Wir alle sind Neandertaler. Ist das nicht eher zum Heulen?

Es ist zum Lachen. Wir haben das Stück übrigens geändert und ihm einen situativen Rahmen gegeben. Thomas steht vor der Tür, sie lässt ihn nicht mehr rein: Geh doch zurück zu Deinen Höhlenkumpels. Das ist natürlich traurig. Doch im Verlauf des Stückes stellen wir fest, dass er durchaus ein netter Kerl ist. Das, was sich aus der Höhlenzeit bei ihm addiert, ist das Liebenswerte an ihm.

Der Humor bewegt sich nicht auf Steinzeit-Niveau?

Durchaus nicht. Wir wollen nicht einfach Männerwitze erzählen. Am Schluss soll herauskommen: dass es besser ist, die Andersartigkeit des Anderen zu akzeptieren. Bevor ihr euch in die Haare geratet, versucht es lieber mit Humor!

Kriegen denn die Frauen auch ihr Fett ab?

Ja, klar. Wir wollen den eigenen Standpunkt verlassen. Also: Die weibliche Energie nutzen, um die männliche Welt zu verstehen und umgekehrt. Ying und Yang.

Der Mann bleibt nicht im Stadium der Selbstanklage und Zerknirschung stecken?

Gott sei Dank nicht! Das ist ja unser Bogen. Wir haben einen männlichen Helden, der sich nicht damit abfindet, der Blödmann zu sein. Und der uns auch glaubhaft macht, dass er es nicht ist. Am Ende lässt sie ihn wieder rein.

Die Broadway-Produktion "Caveman" war ein sensationeller Erfolg. Bekommen wir von Ihnen eine verschärfte Fassung zu sehen?

Nein, wir haben nichts verschärft, wir haben eher weggelassen.

War es denn leicht, das Stück auf deutsche Geschlechterverhältnisse zu übertragen?

Natürlich gab es da Situationen, die in Amerika gnadenlos komisch sind, aber uns noch nicht mal ein müdes Lächeln abringen. Es gibt in den USA ja eine Dating-Kultur mit ganz anderen Regeln. Nachlesen kann man das in dem Buch "The Rules", das sich millionenfach verkauft hat. Darin sind 36 Regeln formuliert, wie der Mann fürs Leben zu finden ist. Das Irrwitzige bei diesen Ratgebern: Sie zielen auf konformes Verhalten. Ich glaube, dass wir uns in Deutschland stärker nach wahrhaften Gefühlen sehnen.

Sie sind Neuberlinerin in Kreuzberg. Haben Sie sich dort mit dem speziellen Charme schon anfreunden können?

Kreuzberg ist wie die Kölner Südstadt, nur potenziert. Ich hatte ja Zeit zum Einleben, und es ist keineswegs so, dass ich es nicht mag. Aber der harsche Umgangston hat mich anfangs schon irritiert. Jetzt kenne ich meine Pappenheimer.

Sie wurden bekannt als die gutaussehende Rothaarig

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