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CDU-Plakat: Wir haben die Waschkraft

Gratiswerbung für die CDU am Charlottenburger Tor. Jan Schulz-Ojala bekritzelt megagroße Wahlplakate.

Also gut, machen wir an dieser Stelle mal ein bisschen Werbung für die CDU. Ganz schön clever, die Partei: Mit dem beherzten Einspruch eines Berliner CDU-Baustadtrats gegen ein tausendsechshundert Quadratmeter riesiges CDU-Wahlwerbefeldzug-Megaposter am Charlottenburger Tor ist der Slogan „Wir haben die Kraft“ jetzt erst so richtig in die Schlagzeilen gekommen. Und gratis noch dazu.

Das Riesenplakat darf da nicht sein, hat der Baustadtrat von CharlottenburgWilmersdorf lautstark verkündet, politische und/oder religiöse Werbung sei verboten auf landeseigenem Gestein. Und schon streiten sich die Beteiligten heftig und publikumswirksam, wie es dazu kommen konnte – keine Frage, dass bei der Debatte über die Problemverursacher sowie mögliche Vertragsstrafen noch so mancher Tag oder gar manche Wahlkampfwoche bis zur finalen Plakatabhängung vergeht. Nur: Ist der ordnungswidrigkeitliche Tatbestand überhaupt erfüllt?  Ist der Slogan „Wir haben die Kraft“ überhaupt politisch?

Nun, er ist es so aufreizend nicht, dass so mancher, der sich sonst nicht eben dringlich zum Wahlkampfplakat-Ergänzungspoeten berufen fühlt, zumindest in Gedanken schon den dicken Filzstift in der Tasche führt. Wie wäre es etwa, angesichts der einnehmend hausfraulich lächelnden Bundeskanzlerin, mit der Verzierung „Wir haben die Vollwaschkraft“? Oder auch: „Wir haben die Kraftbrühe“? Und sieht Angela M. auf den digital bearbeiteten Fotos nicht so unverschämt geglättet und erholt aus, dass sich die zumindest personalpolitische Ergänzung „Ihr habt den Steinmeier, wir haben die Kraftmeierin“ aufdrängt?

Fraglos gehässig dagegen wäre es, das blütenreine Feelgood-Poster brutalstmöglich sachpolitisch aufzuplustern. Von glühenden CDU-Verehrern sofort zu überpinseln wäre zum Beispiel die feinsinnige Variante „Wir haben die Atomkraft“. Auch könnte der christdemokratische Allgemeinplatz an der Sonne durch folgende Ergänzung Schaden nehmen: „Wir haben die Kraftfahrzeugsteuererhöhung – nach der Wahl“. Oder auch, in Anlehnung an einen klassischen Bahnslogan: „Wir haben die Kaufkraft – ihr nicht!“

Ach, die bösen Gedanken sind so frei. So gesehen, steckt in dem nun so prominenten Megaposter auch noch diese geniale Idee: Wenigstens das, was aus über 20 Metern Höhe aufs Wahlvolk hinunterstrahlt, kann von den stets zur Spottlust aufgelegten Bürgern nicht so leicht zerkritzelt werden. Eines allerdings sollte sichere Folge des Trubels sein: Die CDU befördert ihren prinzipientreuen hauptstädtischen Baustadtrat nicht hinaus, sondern ganz nach oben – in die Wahlkampfzentrale, zur Rechten von General Pofalla. Richtig, Klaus-Dieter Gröhler heißt der Mann, der die Manneskraft hatte.

Jan Schulz-Ojala bekritzelt megagroße Wahlplakate

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