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Kultur: Ceal Floyer

Klack. Klack.

Klack. Klack. Klack. Da geht jemand die Treppe hinunter, Schritt für Schritt. Und wieder hinauf. Klack. Klack. Klack. Die Treppe, das ist in Ceal Floyers Installation im Hamburger Bahnhof eine Abfolge von 24 schwarzen Lautsprecherboxen, schwebend an die Wand montiert, als sei es eine Installation des Minimalisten Donald Judd. Der Ton ist gar nicht laut, man muss schon nah herantreten, um entscheiden zu können, läuft er nun rauf oder runter. Klack. Klack. Klack.

So einfach. So genial. Minimalistisch wie so viele Kunstwerke der 39-jährigen Britin, die oft ganz ohne Objekte, nur mit Ton auskommt – wie etwa in diesem Sommer im Haus Esters in Krefeld, wo die Ausstellung „Construction“ nicht wenige Besucher verstörte: Es war ja gar nichts zu sehen, die Räume waren leer, und man hörte den Klang von Hämmern, Bohren, Schleifen, aus unsichtbar in die Wand eingelassenen Lautsprechern. Geräusche des Ausstellungsaufbaus, das, was normalerweise vor der Schau liegt, waren hier zum eigentlichen Exponat gemacht, die Töne kamen an der Stelle aus der Wand, an der normalerweise die Bilder hängen. So einfach. So genial.

Einfach wie viele Arbeiten von Ceal Floyer und philosophisch doch hochkomplex. Ein Diaprojektor, der das Bild eines Lichtschalters an die Wand wirft, ein Lichtschalter aus Licht sozusagen („Light Switch“, 1992). Ein schwarzer Müllsack, gefüllt mit Luft („Garbage Bag“, 1996). Ein weißer Einkaufszettel, auf dem lauter weiße Gegenstände wie Watte, Joghurt, Tictacs aufgeführt sind („Monochrome Till Receipt (White)“, 2006). Ein auf die Wand projizierter roter Bühnenvorhang, auf den ein Spotlight projiziert ist („Double Act“, 2006) Oder ein rotes Absperrband, auf halber Körperhöhe an die Ausstellungswand geklebt („Restricted Area“, 2006). Immer spielt Ceal Floyer mit der Spannung zwischen Objekt und Bezeichnung, führt die Betrachter gedanklich in eine Endlosschleife, die Strukturalisten hätten ihre Freude daran.

Als Perfektionistin erweist sich die 1968 in Pakistan geborene und heute in Berlin lebende Ceal Floyer nun auch im Hamburger Bahnhof: Beim Aufbau macht sie sich Sorgen, weil das harte Deckenlicht an der Wand zu viele Schatten verursachen könnte, Schatten, die durchaus dekorativ ein Muster unter die Boxen zaubern, aber eben: zu viel Schatten. Zu viel Bild. Man könnte darüber ja das Denken vergessen. Christina Tilmann

Christina Tilmann

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