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Kultur: "Center Stage": Nicholas Hytners Tanzfilm über Freud und Leid am Ballett

Man sieht: Trikots, auf denen Nummern angebracht sind. Bei den Auditions für die Ausbildung an der American Ballett Company in New York zählt nicht, was der Kopf, sondern was der Körper hergibt; von den zu Hunderten angetretenen Tänzer und Tänzerinnen bleiben für die Auswahlkommission am Ende des Jahres nur zwölf.

Man sieht: Trikots, auf denen Nummern angebracht sind. Bei den Auditions für die Ausbildung an der American Ballett Company in New York zählt nicht, was der Kopf, sondern was der Körper hergibt; von den zu Hunderten angetretenen Tänzer und Tänzerinnen bleiben für die Auswahlkommission am Ende des Jahres nur zwölf. Ihre Zukunft: unbarmherziger Drill - und weitgehender Verzicht auf alles, was ablenken könnte vom großen Ziel Company.

"Center Stage" erzählt von den Freuden und Leiden der erwählten Ballett-Eleven. Gleich zum Start erklärt ihnen der Leiter der Akademie: Niemand soll denken, dass er bereits tanzen kann. Und so üben die muntere Jody (Amanda Schull), die vorlaute Eva (Zoë Saldana) und all die anderen, bis ihnen die Füße bluten. Verzichten sie einmal nicht auf Nachtleben, Essen, Alkohol oder Sex, macht sich das am nächsten Tag beim Training bemerkbar. Dass Neuerungen sich allenfalls im Tanz selbst, nicht jedoch in der Form des Unterrichts niederschlagen, zeigen die beiden für die Abschluss-Gala einstudierten Choreografien: Ballettmeister Reeves (Peter Gallagher) lässt seine Truppe zu Rachmaninov tanzen, während der jüngere Konkurrent Cooper Nielsen (Ethan Stiefel) auf Jazz-Dance-Elemente setzt. Doch beide Lehrer insistieren auf äußerster Disziplin.

Die Geschichte in "Center Stage" ist, wie in allen am Backstage-Musical orientierten Tanzfilmen, zum Glück nebensächlich. Wie in "Fame" (1980), "Flashdance" (1983) oder "A Chorus Line" (1985) geht es vor allem darum, möglichst viele wunderschöne Tanzsequenzen zu zeigen. Bemerkenswert ist, dass es seit Powell/Pressburgers "Die roten Schuhe" (1948) kaum einen Film gab, der das Milieu des klassischen Balletts fokussiert. Ob das daran liegt, dass Tänzer wie Nijinsky und Nurejew und Primaballerinen wie die Pawlowna oder Margot Fonteyn zu ihrer Zeit eben auch Popstars waren, wohingegen das Ballett heute eher zur sogenannten E-Kultur gehört? Auch "Center Stage" kommt nicht ganz ohne Ausflug ins Musical-Milieu aus: Im Graffiti-besprühten Loft einer Jazz-Dance-Klasse am Broadway tut die Tänzerin Jody all das, was sie in der Academy nicht darf: mit den Hüften wackeln, wild und hoch springen - und wird dafür sogar noch gelobt.

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