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© dpa

Chris Howland: Der Discjockey

Stimmungsaufheller: Chris Howland wird 80. Seit einem halben Jahrhundert demonstriert der radebrechende Engländer, dass man besser durchs Leben kommt, wenn man die Dinge locker sieht.

Öl und Benzin haben Rekordpreise erreicht, in Deutschland wächst die Angst vor dem Konjunktureinbruch. Es wird zu wenig konsumiert. Den Ausweg aus der Krise hat Chris Howland bereits 1961 gewiesen: „Und dann hau ich mit dem Hämmerchen mein Sparschwein kaputt/Mit dem Innenleben von dem kleinen Sparschwein geht’s mir dann wieder gut.“ Die „Hämmerchen-Polka“ stammt aus einer fernen Ära. Adenauer regierte, Ludwig Erhard rauchte dicke Zigarren, die Wirtschaft war ein Wunder. Aktuell ist Howlands Botschaft trotzdem immer noch. Wenn die Stimmung steigt, hebt sich die ökonomische Lage von alleine. Howland, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, ist ein professioneller Stimmungsaufheller, ein Ein- Mann-Antidepressivum. Ein halbes Jahrhundert lang demonstriert der radebrechende Engländer als Radio- und Fernsehmoderator, Schauspieler und Sänger den Deutschen schon, dass man besser durchs Leben kommt, wenn man die Dinge locker sieht.

„Ich kam um elf Uhr nachts an. Das Dach war weg, man sah Mond und Sterne.“ So hat Howland seine Ankunft im zerbombten Hamburg 1948 geschildert. Der in London geborene Sohn eines BBC-Sprechers war nach seinem Militärdienst zum „British Forces Network“ (BFN) gestoßen, dem Armeesender, der auch deutsche Hörer mit dem Swing von Glenn Miller, Ellington und Billy May bekannt machte. Bei BFN, NDR und WDR stieg Howland zu einer Institution auf, als dampfplaudernder Discjockey hat er mehr für die Westbindung der jungen Bundesrepublik erreicht als viele Bundestagsdebatten. 1958 nahm er seinen ersten Schlager „Fraulein“ auf, ein umlautloses Loblied auf die Fraternisation. Auch im Fernsehen leistete er Pionierarbeit, in seiner NDR-Show „Musik aus Studio B“ stießen die Welten von Beat und Schlager friedlich aufeinander. „Bunt gekleidete Cowboys versammelten sich vor einer stilvollen Kulisse mit ,Oben ohne‘-Figuren, vier weithosige No-Beatles mit Glatzen-Perücke gesellten sich dazu. Oldtimer-Star Gerhard Wendland schüttelte mit dem Kopf: Dz, dz“, heißt es in einer Rezension von 1966.

Vor zwei Jahren tourte Howland mit dem geistesverwandten Entertainer Götz Alsmann durch ausverkaufte Hallen. Und im WDR legt er noch immer Platten auf. Sein Abschiedsgruß: „Bis zum nächsten Mal bin ich Ihr alter Freund Heinrich Pumpernickel. Auf Wiederhören und natürlich bye-bye.“ Christian Schröder

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