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Christian Kracht: Lieber die linke Seite

Aha, denkt man, das kann ja heiter werden. Und das wird es: heiter, seltsam verquer, wunderbar daneben. Christian Krachts denkwürdiger Auftritt in der ARD.

Großes Literaturkino am späten Sonntagabend in der ARD. Christian Kracht ist bei Denis Scheck und seiner Büchersendung „Druckfrisch“ zu Gast. Er hat sich bereit erklärt, zumindest einmal Auskunft über seinen Roman „Imperium“ zu geben. Und weil die leere Halle auf dem Leipziger Messegelände so groß ist, fahren der Moderator und der Autor mit dem Fahrrad vor: „Fahren Sie nicht rechts von mir“, witzelt Scheck, „kommen Sie auf meine linke Seite“. Auf dieser sitzt Kracht dann beim Gespräch zwar nicht. Das fällt aber nicht weiter ins Gewicht. „Es war einfach das Gesamtpanorama“, antwortet Kracht auf die erste Frage, wie er auf August Engelhardt gekommen sei, „die Südsee, der pazifische Raum, natürlich das Meer und der Sand“.

Aha, denkt man, das kann ja heiter werden. Und das wird es: heiter, seltsam verquer, skurril und daneben. Kracht sagt: „Das Buch ist ein großes Spiel mit auftauchenden Figuren, die eintauchen und wieder auftauchen.“ Scheck fragt: „Kommen Sie sich manchmal vor wie ein Ovid im Augusteischen Zeitalter?“ Kracht: „Wie ein Amerikaner.“

Christian Kracht ist etwas unsicher, lustlos sowieso. Er ist auf der Hut – am liebsten bestätigt er Schecks Fragen mit einem zögerlichen „Das stimmt!“ Aber er hat auch den festen Vorsatz, an seiner Aura zu arbeiten, geheimnisvoll zu wirken. Also sagt er, dass er einst Maler werden wollte, aber nur ein Malerdarsteller war. Dass er aber immer Schriftstellerdarsteller sei, denn „Romane sind Darstellungen, Simulationen“. Also weiß er, dass Luise Rinser einmal in Nordkorea war und deshalb nicht Bundespräsidentin werden konnte. Und er gesteht, aus Argentinien ausgewiesen worden zu sein und dass er nicht mehr zurückkehren dürfe – er habe dort eine Partei zur Befreiung der Falkland-Inseln gründen wollen. Inzwischen lebe er aber in Afrika. Wo dort und warum, sagt er nicht.

Schließlich fahren Kracht und Scheck wieder mit dem Fahrrad aus der Halle – und Kracht wundert sich über ausgebliebene Nazi-Fragen. „Ich wollte nämlich sagen: Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz erkennen.“ Gut vorstellbar, dass Denis Scheck dann im Off zu Kracht gesagt hat: „Das war doch nun gar nicht so schlimm gewesen, oder?“ Und dieser geantwortet hat: „Das stimmt!“

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