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Kultur: Christiane Meyer und Matthias Müller in der Kleinen Orangerie

"Schriftsteller insgesamt sind widerwärtige Leute", schreibt Thomas Bernhard in seinem Roman "Auslöschung" und warnt davor, deren Lebensumstände näher kennen lernen zu wollen. Das Berliner Künstlerduo Christiane Meyer und Matthias Müller lässt sich davon nicht schrecken - ganz im Gegenteil.

"Schriftsteller insgesamt sind widerwärtige Leute", schreibt Thomas Bernhard in seinem Roman "Auslöschung" und warnt davor, deren Lebensumstände näher kennen lernen zu wollen. Das Berliner Künstlerduo Christiane Meyer und Matthias Müller lässt sich davon nicht schrecken - ganz im Gegenteil. Der 1989 verstorbene Bernhard fordert sie geradezu heraus, jenen Landschaften, Orten, Gebäuden und Ereignissen nachzuspüren, die in seinen Texten auftauchen. Die derzeitige Ausstellung in der kleinen Orangerie des Schloss Charlottenburg ist bereits die dritte Schau des Zyklus "Die Nähe die Ferne, Thomas Bernhard." Mit ihren Malereien, Collagen und Fotografien setzen Meyer und Müller einen künstlerischen Dialog in Gang, der sowohl die typischen Bernhardschen Realien und Existenzzeichen wie Gebäude, Fenster, Wälder aufgreift, als auch die Text-Struktur. In Matthias Müllers Serie "Autopsie am Körper der Natur" scheinen Grün, Schwarz, Grau und Gelb um ihren Platz auf der Leinwand förmlich zu ringen. Ihre literarische Entsprechung finden diese leuchtenden Farbausbrüche im für Bernhard typischen Mäandern zwischen Destruktion und Konstruktion. Die ruhigeren, blassfarbigen Collagen von Christiane Meyer dagegen spielen mit Realitätsfragmenten, mit Papierschnipseln, Zeichenpapieren, Zeitungsausschnitten und gestischen Farbspuren. Nie versuchen die beiden Künstler Textilillustrationen für Bernhards Bücher zu finden. Was Meyer und Müller interessiert, ist der Ton in Bernhards Schreiben, das dem Bild gegenüber so skeptisch war. Das gilt vor allem für die Fotografie. Bernhard verteufelt sie als "die menschenfeindlichste aller Künste" und "die endgültige Verzerrung der Natur". Die Ausstellung zeigt Fotografien von Schloss Wolfsegg, dem Spielort der "Auslöschung", von Gletschern und Wäldern, die im Debütroman "Frost" beschrieben sind. Sie wollen den Blick dafür schärfen, wie sich bei Bernhard literarische Schauplätze auf einzelne Elemente realer Landschaft und Bauwerke beziehen.Kleine Orangerie, Schloss Charlottenburg, bis 3. Oktober; Dienstag bis Freitag 14 - 19 Uhr, Sonnabend und Sonntag 11 - 18 Uhr.

Susanne Grieshaber

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