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CITY Lights: Abschied vom Gestern

Die kambodschanischen Kostbarkeiten sind leider schon abgereist. Doch andere „Berlinale Forum“-Specials sind diese Woche noch einmal im Arsenal zu sehen: Kawashima Yuzo mit seinen Komödien aus dem Japan der Fünfziger (Donnerstag: Zwischen gestern und morgen/ Kinou to asu no aida).

Die kambodschanischen Kostbarkeiten sind leider schon abgereist. Doch andere „Berlinale Forum“-Specials sind diese Woche noch einmal im Arsenal zu sehen: Kawashima Yuzo mit seinen Komödien aus dem Japan der Fünfziger (Donnerstag: Zwischen gestern und morgen/ Kinou to asu no aida). Shirley Clarke, deren mitreißende Ode an das andere Amerika und den Jazzsaxofonisten Ornette Coleman (Ornette: Made in America, 985) am Samstag im Programm steht. Und der Berliner Filmemacher Calle Overweg, dessen Film „Beziehungsweisen“ ein Glanzpunkt des diesjährigen Forums war, geht am Sonntag im Kinderprogramm des Arsenal mit seiner Fernsehdokumentation Die Villa auf einen unsentimentalen Sonntagsausflug in ein Kinderheim in Karlshorst. Dort gab er den Kindern die Kameras selbst in die Hand. Eine schöne Bereicherung der Perspektiven. Auch dem Regisseur selbst fallen kindgerechte Kunstmittel ein, zum Beispiel schmissige Songs und kleine Animationssequenzen, die den Erfahrungshintergrund der Kinder klug illustrieren.

Overweg hat Anfang der Neunziger an der Berliner dffb studiert. Die Gründung der ersten westdeutschen Filmhochschule 1966 war auch Folge des damaligen filmkünstlerischen Aufbruchs, der seinen griffigsten Ausdruck in einer Presseerklärung von 26 jungen Filmemachern (es war wirklich keine einzige Frau dabei!) bei den Westdeutschen Kurzfilmtagen 1962 fand, die den „Zusammenbruch des konventionellen deutschen Films“ proklamierte und mit zwei legendär gewordenen Sätzen endete: „Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen.“ Am Dienstag feiert das Oberhausener Manifest 50. Geburtstag, Anlass auf eine zum Jubiläum gestartete Webseite hinzuweisen: oberhausener-manifest.com präsentiert neben einem Faksimile des Manifests und anderen Materialien die eigens produzierte zehnteilige Filmserie „Das Oberhausener Gefühl“ (Regie: Max Linz).

Die erste Folge bringt allerdings nicht mehr als eine Reihung von Filmkurzinhalten, die größtenteils von Rückkopplungsgeräuschen überlagert wird. Da klickt man schnell weg. Lieber ins Kreuzberger Regenbogenkino, wo Freitag und Montag mit Alexander Kluges Abschied von Gestern ein Film gezeigt wird, der programmatisch fürs neue deutsche Kino der sechziger Jahre steht. Den Einfluss seiner von Konventionen befreiten Montage sieht man heute in Overwegs Film.

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