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CITY Lights: Alles, was fleucht

Sie ist so etwas wie die Patin des feministisch-postkolonialen Dokumentarfilms (auch wenn sie die Bezeichnung sicher hassen würde). Die in Hanoi geborene und seit vielen Jahren in Berkeley lehrende Professorin für Women’s Studies und Film hatte ihren ersten Film 1982 im Senegal gedreht.

Sie ist so etwas wie die Patin des feministisch-postkolonialen Dokumentarfilms (auch wenn sie die Bezeichnung sicher hassen würde). Die in Hanoi geborene und seit vielen Jahren in Berkeley lehrende Professorin für Women’s Studies und Film hatte ihren ersten Film 1982 im Senegal gedreht. Studiert hat sie zwischen den Maisfeldern von Illinois: Komposition, Ethnologie und Literatur. Jetzt ist Trinh T. Minh-Ha im Berliner Arsenal zu Gast und stellt ihre filmischen Arbeiten an vier Abenden hintereinander vor, im Gespräch mit dem Publikum. Die Reihe beginnt am Samstag mit der vielstimmigen Collage Surname Viet Given Name Nam, in der Trinh 1989 virtuos Lebenserfahrungen vietnamesischer Frauen miteinander verknüpft. In französischer Sprache aufgezeichnete Protokolle werden von amerikanischen Exil-Vietnamesinnen vorgetragen und kreuzen sich mit anderen Stimmen, Gedichten und Liedern. Das Konzept war nicht gänzlich neu, hat aber in variierter Nachahmung weltweit zur Umwälzung traditioneller dokumentarischer Formen beigetragen. Außerdem ist der Film ein intelligenter Debattenbeitrag zur generellen Frage der Übersetzbarkeit.

Aus einem ähnlichen akademischen Kontext stammt ein Filmabend im Kreuzberger fsk-Kino am Dienstag, der – in Begleitung eines Workshops an der Humboldt-Uni – von der Berliner Filmemacherin und Kuratorin Karin Michalski und von Gregg Bordowitz aus Chicago gestaltet wird. Grundlage ist die durch Veröffentlichungen etwa von Ann Cvetcovich und Heather Love angestoßene Abkehr schwul-lesbischer Befindlichkeiten von launiger Und-das-ist-auch-gut-so-Gemütlichkeit hin zu offensiv missgestimmtem Empfinden. Unter dem programmatischen Titel Engaging with Bad Feelings werden queere (Kurz-)Filme präsentiert. Es geht darum, wie sich aus traumatisierenden Lebenserfahrungen und negativ besetzten Gefühlen Widerstand entwickeln lässt. Auch hier wird anschließend zur Diskussion geladen.

Schließlich sei noch ein exklusiver und gänzlich unakademischer, aber deshalb nicht minder anspruchsvoller cineastischer Ausflug in die geschichtsträchtige Zionskirche in Mitte empfohlen. Die Gruppe Morgenvogel Real Estate präsentiert dort am Freitag das Flying Films Festival, ein Programm mit eher experimentellen Kurzfilmen. Thema ist alles, was fleucht. Der Künstlername klingt angesichts der Gentrifizierungswelle im Kiez verdächtig, darf aber getrost ironisch gelesen werden: Gedealt werden nämlich nur Vogelhäuser. Dagegen gibt es auch aus Nachbarinnensicht wenig einzuwenden. Und vielleicht ist der Abend ja ein Anlass für die verschwundenen Turmfalken, auf den Zionskirchturm zurückzukehren.

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