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Kultur: City Lights: Defa auf Video

Nachdem sich die "Ufa-Klassiker" auf dem Videomarkt durchgesetzt haben, sind seit einiger Zeit auch die "Defa-Klassiker" an der Reihe. So mancher Film, den nicht einmal ORB oder MDR ausstrahlen möchten, weil deren politische Botschaft zu platt herüberkommt, kann auf diese Weise begutachtet werden.

Nachdem sich die "Ufa-Klassiker" auf dem Videomarkt durchgesetzt haben, sind seit einiger Zeit auch die "Defa-Klassiker" an der Reihe. So mancher Film, den nicht einmal ORB oder MDR ausstrahlen möchten, weil deren politische Botschaft zu platt herüberkommt, kann auf diese Weise begutachtet werden. Bedauernswerte Lücken gibt es immer noch. Angesichts neuer TV-Produktionen über Vera Brühne und Axel Springer wäre es reizvoll, die Defa-Versionen dieser Stoffe zu studieren. Sie verstauben in den Archiven, genauso wie das wohl größte Renommierprojekt der Defa, die zweiteilige, 263-minütige Biografie über den KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann.

Nun soll demnächst das Mammutwerk von Kurt Maetzig auf Video herauskommen, aber solch ein Epos sollte man auf der Leinwand sehen. Die Börse zeigt anlässlich seines 90. Geburtstags eine kleine Retrospektive, zu der "Ernst Thälmann - Sohn seiner Klasse" (1954) und "Ernst Thälmann - Führer seiner Klasse" (1955) gehören. Maetzig hat den Film in Farbe gedreht, genauer: in Rot und Grün. Denn an diesen Farben erkennt man Gut und Böse. Wobei die reaktionären Kräfte natürlich grün ausgeleuchtet wurden. Verständlich, dass Liebhaber des DEFA-Films sich später von dieser Produktion distanziert haben. Und doch auch schade, denn Maetzig sind beeindruckende Massenszenen gelungen.

Wenn es freilich um realistische Alltagsschilderungen ging, konnte Maetzig den früh verstorbenen Kollegen Gerhard Klein und Konrad Wolf nie das Wasser reichen. Einige seiner Filme sind wegen ihrer Thematik bemerkenswert, aber kaum wegen einer erkennbaren Regieleistung. Ein Grund mehr, das teilweise comic-hafte Thälmann-Spektakel zu würdigen. Maetzig ist einmal als der "Veit Harlan der SED" bezeichnet worden. Lässt man die unterschiedlichen Ideologien beiseite, erscheint das nicht mehr als Beleidigung. Symbolisch überfrachtete Filme haben durchaus ihren Reiz.

Ausgerechnet Kurt Maetzig, von dem man es am wenigsten erwartet hätte, drehte dann 1965 einen regimekritischen Film, der eine spektakuläre Verbotswelle auslöste: Das Kaninchen bin ich, die Geschichte einer jungen Frau, deren Bruder wegen "staatsfeindlicher Hetze" eine Zuchthausstrafe verbüßt. Sie darf daraufhin nicht mehr studieren, sondern muss kellnern. Schließlich gesteht ihr der Richter ein, ihren Bruder nur aus Profilierungssucht hart verurteilt zu haben (Donnerstag und Freitag, 18 Uhr).

Der DDR wird oft vorgeworfen, sie habe die jüdischen NS-Opfer zugunsten der kommunistischen ignoriert. Aber wie passt zu dieser Einschätzung Joachim Haslers Defa-Film Chronik eines Mordes (1965)? Die 23-jährige Angelica Domröse spielt hier die Holocaust-Überlebende Ruth Bodenstein, die erfahren muss, dass die für die Ermordung ihrer Familie Verantwortlichen ungestraft davonkommen (Donnerstag, 19 Uhr, im Filmmuseum Potsdam).

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