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CITY Lights: Des Prinzen Rolle

Jeder weiß, dass das derzeit gepuschte dreidimensionale Kino uns vom heimischen Computerdaddeln an die Multiplexkassen zurückholen soll. Doch nicht jeder liebt Popcornknabbern mit Brille.

Jeder weiß, dass das derzeit gepuschte dreidimensionale Kino uns vom heimischen Computerdaddeln an die Multiplexkassen zurückholen soll. Doch nicht jeder liebt Popcornknabbern mit Brille. Schon bei der Einführung des 3D in den 50er Jahren wurde versucht, das Publikum vom Fernsehschrank zurück in die Filmpaläste zu locken. „Ohne Brille zu sehen in CinemaScope und stereophonem Klang“ hieß 1954 der Werbeslogan für den „Breitleinwandfilm“ Prinz Eisenherz; auch im dazugehörigen Trailer wurde mit vielen Ausrufungszeichen „das moderne Wunder CinemaScope!“ gepriesen.

Weil es – heute wäre das vermutlich anders – weit günstiger kam, in heimischen Gefilden als in der Karibik zu drehen, war das Rittergenre eine naheliegende Wahl, um dem Publikum mit prächtigem Dekor und Matte-Painting-Panoramen zu imponieren. „Prince Valiant“ wurde unter der Regie von Henry Hathaway auf Burgen in England, Wales und Schottland gedreht, Innenaufnahmen und Effektszenen entstanden allerdings in amerikanischen Studios. Das Burgfeuer am Ende soll der größte Leinwandbrand Hollywoods sein, seit in „Vom Winde verweht“ Atlanta in Asche gelegt wurde.

In der Reihe von Ritterfilmen, die das Zeughaus-Kino nach der Sommerpause zur Begleitung der „Burg und Herrschaft“-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum zeigt, markiert das nach Motiven der Comic-Serie von Hal Foster von Dudley Nichols geschriebene King-ArtusSpin-Off (Samstag und Mittwoch, in einer Blue-Ray-OmU-Fassung) mit Leichtmetall-Schwertern und Eisenherz-Perücke bizarrerweise die klassische Periode.

Während bei Hathaway eine beängstigend blond bezopfte Janet Leigh und Kolonnen hornbehelmter, für das nordische Klima von Scandia doch recht leicht bekleideter Wikinger für eher klaustrophobische Stimmung sorgen, bringt die 1952 – vor der Cinemasope-Erfindung – entstandene Walter-Scott-Verfilmung Ivanhoe (Regie: Richard Thorpe) mit satter Technicolor-Pracht in den britischen MGM-Studios nachgebautes buntscheckiges Hochmittelalter auf die Leinwand. Der Plot aus dem Kreuzfahrerumfeld bedient das zweite der beiden mittelalterlichen Hauptaktionsfelder des Ritter-Genres und wirkt mit seinem Motiv christlich-jüdischer Verbrüderung wie eine Hollywoodversion von „Nathan dem Weisen“. Die Judentochter Rebecca gibt Elizabeth Taylor in blutjunger Schönheit. Muselmanen gibt es nicht, dafür streitbare Normannen und Angelsachsen. Zusätzlich ist die Freitag und Dienstag präsentierte 35-Millimeter-Synchronfassung mit Sprechern wie Paul Klinger, Wolf Martini und Tilly Lauenstein ein ansehnliches Beispiel deutschen Synchronschaffens quer durch diverse Mundarten. Die Taylor wurde höchst anmutig von Bettina Schön gesprochen, die bis 2005 die deutsche Stimme von Maggie Smith als Harry-Potter-Hexe Minerva McGonagall war: „Ich wünsche euch von Herzen Glück, Herr Ritter.“

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