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CITY Lights: Ein Tänzchen mit Romy Haag

Man glaubt sie alle zu kennen, jene schrägen Low-Budget-Produktionen aus den siebziger und achtziger Jahren, die ohne Fördermittel, dafür mit viel Enthusiasmus und Unterstützung von Freunden in München, Köln oder Berlin realisiert worden sind. Und wenn man doch mit einem unbekannten Titel konfrontiert wird, genügt ein Blick ins Filmlexikon oder auf die Internetdatenbank imdb.

Man glaubt sie alle zu kennen, jene schrägen Low-Budget-Produktionen aus den siebziger und achtziger Jahren, die ohne Fördermittel, dafür mit viel Enthusiasmus und Unterstützung von Freunden in München, Köln oder Berlin realisiert worden sind. Und wenn man doch mit einem unbekannten Titel konfrontiert wird, genügt ein Blick ins Filmlexikon oder auf die Internetdatenbank imdb. Wieso hat aber Plastikfieber keinen Eintrag – trotz Subkultur-Starbesetzung, einer Laufzeit von 74 Minuten und einer öffentlichen Vorführung im August 1980? Helmut Wietz hat die farbenfrohe Romy-Haag-Revue im Auftrag des WDR auf Video gedreht, sicher erklärt das die fehlende Resonanz.

Seine Ausgrabung verdankt der Film den Drehorten: West-Berliner Nachtclubs, die nicht mehr stehen, und das damals noch verwilderte Gelände um den Bahnhof Gleisdreieck. Das macht ihn zu einem wertvollen Zeitdokument (heute bis Mittwoch im Brotfabrikkino). An der Seite von Romy Haag sind Otto Sander und der Visagist René Koch zu sehen, an der Ausstattung war der Maler Rainer Fetting beteiligt, und Tabea Blumenschein, bekannt durch ihre Zusammenarbeit mit Ulrike Ottinger, entwarf die Kostüme. Sie sind aus Plastik, das gehört sich bei dem Titel so.

Ein auf seinem Gebiet übertroffenes Zeitdokument ist der sowjetische Dokumentarfilm Berlin, für den Juli Reisman das Bildmaterial von über 30 Kameramännern verarbeitet hat (heute und Dienstag im Zeughauskino). Der Vorspann ist reich an Namen und reich an Kreuzen – offensichtlich wurde nirgendwo so dicht am Geschehen gefilmt wie bei der Roten Armee. Mit dem Ergebnis, dass von der Überquerung der Elbe über die Kämpfe in den Vorstädten bis zur Einnahme der Hauptstadt jede Kampfhandlung aus verschiedenen Perspektiven dokumentiert werden konnte. Angesichts der erlittenen Opfer überrascht die Haltung zum Feind: Eine Soldatin der Roten Armee verteilt Essen an ausgehungerte Deutsche. Die Sowjetunion erscheint als harter, aber gerechter Sieger, der nur die wirklich Schuldigen bestrafen will.

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