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CITY Lights: Freche Mädchen, starke Frauen

In ein filmisches Eingliederungspaket für Neuberliner müsste auf jeden Fall Gerhard Lamprechts frühe Verfilmung von Emil und die Detektive hinein. Nicht nur wegen „kolossal“ und „knorke“ und den Straßenansichten zwischen Bahnhof Zoo und Friedrichstraße.

In ein filmisches Eingliederungspaket für Neuberliner müsste auf jeden Fall Gerhard Lamprechts frühe Verfilmung von Emil und die Detektive hinein. Nicht nur wegen „kolossal“ und „knorke“ und den Straßenansichten zwischen Bahnhof Zoo und Friedrichstraße. Auch atmosphärisch lässt die Schwarz-Weiß-Verfilmung von 1931 trotz aufziehender Krisenzeichen deutlich einen republikanisch urbanen Geist spüren, der Vorlage und späteren Fassungen fehlt. Am Ende darf nach dem Drehbuch von Billie (!) Wilder die brave Pony Hütchen sogar fast aufmüpfig ihre Stimme gegen die Jungs erheben. In letzter Zeit war der Film regelmäßig im Bundesplatz-Kino zu sehen, das ganz in der Nähe der Hauptspielorte von Roman und Film liegt. Bevor damit erst einmal Schluss ist, gibt es diesen Sonntag noch einmal ein großes Lamprecht-Doppel aus „Emil“ und Irgendwo in Berlin, einem DEFA-Film aus dem Jahr 1946, der die Bandenabenteuer im Berlin der Nachkriegszeit fortspinnt.

Gerhard Lamprecht war Urberliner, Kästner geborener Sachse. Helga Reidemeister kam aus Halle über Köln nach Berlin, wo sie einige Jahre engagiert als Sozialarbeiterin im Märkischen Viertel wirkte. Auch das folgende Filmstudium verstand sie als Auftrag, etwas Wahrhaftiges über das Leben der gewöhnlichen Leute dort zu erzählen. Mit Von wegen Schicksal schrieb sie 1979 deutsche Dokumentarfilmgeschichte, der ungeschönten Situationsbeschreibung einer mittelalten Arbeitslosen in beruflichen und familiären Konflikten. In Anwesenheit der immer noch aktiven und streitbaren Regisseurin kommt der Film am Sonntag im Lichtblick in der Reihe „Zurück auf Anfang“ auf die Leinwand. Das Kino feiert diese Woche mit einer Retro auch den 70. Geburtstag einer anderen Filmemacherin. In Ende einer Vorstellung (1987, am Samstag) erzählt Annelie Runge anschaulich von ihren Eltern, die in der Eifel das einzige Kino der Region – und zur Existenzabsicherung gleich noch das konkurrierende Fernsehgeschäft gegenüber – betreiben. 1993 kreierte Runge mit dem Krankenschwesternfilm Barmherzige Schwestern (Do, Mo, Di, Mi) gar ein neues Filmgenre – und brachte neben Matthias Brandt als Assistenzarzt in seiner zweiten Filmrolle auch Martina Gedeck und Nina Petri auf die Leinwand.

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