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CITY Lights: Klaatu barada nikto!

Ein Komponist, der zu auffallend vielen Filmklassikern die Musik geschrieben hat, muss nicht der beste seiner Zunft sein. Manchmal genügt es, zum festen Team eines bedeutenden Regisseurs zu gehören, der sich gern mit alten Freunden umgibt.

Ein Komponist, der zu auffallend vielen Filmklassikern die Musik geschrieben hat, muss nicht der beste seiner Zunft sein. Manchmal genügt es, zum festen Team eines bedeutenden Regisseurs zu gehören, der sich gern mit alten Freunden umgibt. Bernard Herrmann, dessen 100. Geburtstag sich am 29. Juni jährt, passt nicht zu dieser Branchen-Regel. Er war ein schwieriger Zeitgenosse mit langen depressiven Phasen – und dass sein erster Film „Citizen Kane“ und sein letzter „Taxi Driver“ war, und dass er Hitchcocks „Vertigo“ und „Psycho“ mit seinen unverkennbaren Klängen versehen durfte, das lag schlicht daran, dass er der Beste war.

Seine Musik zum Science-Fiction-Film Der Tag, an dem die Erde still stand (1951) verblüfft durch die eigentümliche Zusammensetzung des Orchesters: elektronische Geigen und Bässe, vier Klaviere, vier Harfen. Da spürt man die Außerirdischen schon, bevor sie kommen (Sa und So, Zeughauskino). Darüber hinaus ist dem Regisseur Robert Wise ein Dokument der Zivilcourage gelungen. Zur Zeit der antikommunistischen Hexenjagd standen Außerirdische für den politischen Feind, den es zu eliminieren galt. Hier aber ist der Fremde, der aus der fliegenden Untertasse steigt, ein Botschafter des Friedens: Klaatu warnt die Menschheit vor einem Atomkrieg und besteht auf einer Konferenz nicht nur mit dem US-Präsidenten – das wäre typisch patriotisch gewesen –, sondern mit Regierungschefs der Welt. Doch die Schurken sind hier die Gesetzeshüter, sie ballern einfach drauf los. Aus diesem Film stammt auch der Kultsatz „Klaatu barada nikto!“, was – dem Kontext entsprechend – am besten mit „Klaatu will Frieden“ übersetzt wäre.

So überirdisch war Luis Trenker wohl selten zumute, aber nach oben blickte der Dauer-Bergsteiger allemal. Der größte Coup gelang dem ewigen Strahlemann 1935, als er Der Kaiser von Kalifornien teilweise in den USA drehte. Paul Kohner, mit seiner Künstleragentur eine zentrale Figur des deutschen Filmexils, unterstützte den NS-Mitläufer bei der Suche nach Schauplätzen (Freitag, Zeughauskino). Das Auswanderer- und Goldgräber-Epos ist eine Huldigung an den wilden Westen und zugleich eine Warnung, denn der historisch verbürgte Held Johann August Sutter scheitert in der Fremde. Wär’ er doch zuhaus’ geblieben! So wie der echte Luis Trenker.

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