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CITY Lights: Klosterfrauen, Hausmütterchen

Manche Fans wollen nicht, dass ihr Idol zu berühmt wird. Sie haben es lieber für sich allein.

Manche Fans wollen nicht, dass ihr Idol zu berühmt wird. Sie haben es lieber für sich allein. Für sie ist der 85-jährige Jacques Rivette wie geschaffen. Er gehört zwar zu den Begründern der Nouvelle Vague, hat aber – anders als François Truffaut oder Jean-Luc Godard – keine populären Klassiker vorzuweisen. Dabei schätzt er sogar das US-Kommerzkino; wer sich diesen Filmen verweigere, äußerte er einmal, verstünde nichts von dem Medium. Nur: Selber dessen Regeln befolgen wollte er nie.

Am liebsten arbeitet Rivette ohne Drehbuch und mit Schauspielern, die gern improvisieren. Mit „Celine und Julie fahren Boot“ und „Die schöne Querulantin“ sind ihm sogar zwei Arthouse-Erfolge gelungen. Aber richtige Fans schwören lieber auf „Out 1“: dreizehn Stunden Laufzeit und kaum jemand, mit dem man sich darüber austauschen kann. Den ganzen Oktober über ist nun das komplette Werk des spröden Franzosen im Arsenal zu bewundern. Nicht zuletzt weil am 31. Oktober eine Neuverfilmung startet, sei hier Die Nonne empfohlen (Sonntag und Mittwoch), Rivettes konventionellste Arbeit und dennoch ein Herzensprojekt: Denis Diderots Roman hatte er bereits 1963 für die Bühne bearbeitet, mit Godard als Produzent und Anna Karina in der Hauptrolle. Mit dem Film löste dasselbe Team zwei Jahre später einen Skandal aus. Im liberalen, ja, zur Frivolität tendierenden Frankreich drohte wegen angeblicher Beleidigung der Kirche ein Aufführungsverbot, erst die Proteste führender Intellektueller bewirkten die Freigabe. Hübsche Pointe für deutsche Zuschauer: Lilo Pulver spielt eine lesbischen Äbtissin.

Noch unverständlicher erscheint heute die Ächtung, die die Schauspielerin Leny Marenbach wegen der Komödie Wer seine Frau lieb hat (Montag im Arsenal) ertragen musste. Der Film war so harmlos wie sein Titel, aber er wurde von der Defa produziert, und Marenbach kam aus dem Westen, das sah man 1955 nicht so gern – im Westen wohlgemerkt. Dort bekam sie nie wieder eine Kinorolle. Die Defa-Stiftung ehrt sie nun mit einem Doppelprogramm: Dessen bessere Hälfte besteht aus Frau nach Maß (1940): Darin macht sich Helmut Käutner dezent über das NS-Frauenbild lustig. Um beruflich voranzukommen, gibt sich die kluge, unabhängige Protagonistin als Heimchen am Herd aus. Der Film lässt keinen Zweifel daran, wie wenig erstrebenswert diese Rolle ist.

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