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CITY Lights: Mut zur Brücke

An dem Film über Ludwig II., der Weihnachten kurz in die Kinos kam, gibt es nicht viel zu loben.

An dem Film über Ludwig II., der Weihnachten kurz in die Kinos kam, gibt es nicht viel zu loben. Zu Recht hat nur Hauptdarsteller Sabin Tambrea eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis erhalten. Immerhin ein origineller Regieeinfall verdient noch Erwähnung: der fast völlige Verzicht auf Musik von Richard Wagner. Mutig, diese Lücke im Soundtrack des Franzosen Bruno Coulais. Ansonsten scheint Wagner der meistzitierte Komponist der Filmgeschichte zu sein – das verdeutlicht die Retro, die das Zeughauskino zu seinem 200. Geburtstag veranstaltet. Auf dem Programm stehen einige Filme, die sich mit dem Märchenkönig oder mit seinem teuren Schützling befassen – die beiden Themen lassen sich kaum voneinander trennen. Los geht es heute mit dem 1913 gedrehten Stummfilm Richard Wagner, dessen Macher damals auf die noch lebende Witwe Cosima Rücksicht nehmen mussten. Und in dem von Elisabeth Bronfen eingeführten Melodram Pandora und der fliegende Holländer (1951) sehnen sich Ava Gardner und James Mason in schönstem Technicolor nach einem Liebestod (Freitag und Mittwoch). Von der Kolportage bis zum Experimentalfilm ist allerlei in der Reihe vertreten.

Das künstlerische und kommerzielle Comeback von Margarethe von Trotta mit „Hannah Arendt“ wirft die Frage auf, was ihre Mitstreiterinnen aus der Frauenbewegung derzeit treiben. Auch sie sind noch aktiv, wenn auch nicht unbedingt mehr als Filmemacherinnen. Die 76-jährige Helke Sander hat vor zwei Jahren ein Buch veröffentlicht: „Der letzte Geschlechtsverkehr und andere Geschichten über das Altern“. Ihren bekanntesten Film Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – ReduPers wird sie persönlich vorstellen (Sonntag im Lichtblick). Mit sich selbst in der Hauptrolle veranschaulicht sie die Probleme einer berufstätigen Mutter, einer Fotografin, die im Auftrag des Senats Berlin dokumentieren soll – ohne Betroffenheitspathos, ironisch-distanziert und in essayistischer Form.

Ein Film über arbeitende Frauen ist nicht zwangsläufig feministisch. Giuseppe de Santis’ Bitterer Reis (1949) mag als ernsthafte Sozialstudie konzipiert gewesen sein – aber mussten alle Frauenrollen mit jungen, vollbusigen Darstellerinnen besetzt werden, die zu ihren knappen Shorts ebenso knappe Pullis tragen (Sonnabend im Arsenal)? Immerhin liefert der Film Stoff für Diskussionen. Wie realistisch war der Neorealismus?

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