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Kultur: Citylights: "Motlight" und andere Filme

Noch bevor sie richtig die Augen aufmachen können, werden Kinder heutzutage schon mit jener Sorte dummbräsiger Bilder bombardiert, die sie ihr Leben lang unfreiwillig begleiten werden: Grinsebacken und anderes Knuddelgetier. Der neueste Lieferant solcher Bilder ist ein Fernseh-Programm, das sich an die bisher vernachlässigte Altersgruppe der Drei- bis Fünfjährigen richtet, denen auch gleich ein Etikett verpasst wird: "Tweenies".

Noch bevor sie richtig die Augen aufmachen können, werden Kinder heutzutage schon mit jener Sorte dummbräsiger Bilder bombardiert, die sie ihr Leben lang unfreiwillig begleiten werden: Grinsebacken und anderes Knuddelgetier. Der neueste Lieferant solcher Bilder ist ein Fernseh-Programm, das sich an die bisher vernachlässigte Altersgruppe der Drei- bis Fünfjährigen richtet, denen auch gleich ein Etikett verpasst wird: "Tweenies". Die Merchandising-Ware ist schon geordert. Den entgegengesetzten Weg geht ein Film-Programm für Kinder, das die American Federation of Arts 1980 zusammengestellt hat und das jetzt in leichter Abwandlung im Arsenal vorgestellt wird. Es besteht im wesentlichen aus Filmen, die nicht ausdrücklich für Kinder gemacht wurden. Der Ansatz ist so schlicht wie verwegen. Entspricht der Kinderblick nicht genau jener Art zu sehen, von der der Experimentalfilm so gerne träumt? Kinder kennen ihn noch nicht, den Unterschied zwischen bedeutenden und unbedeutenden Dingen, Gewichtigkeiten und Nichtigkeiten. Die schauen nur hin, ganz genau und gelassen. Dann fangen sie an zu fragen. Wie kommt die Motte in den Filmstreifen? Wie wird aus Kieselsteinen eine Raupe? Warum gibt es plötzlich keine Geräusche mehr zum Bild?

Versammelt sind in den zwei Programmen der Superfilmshow! Klassiker wie Stan Brakhages Mothlight (1963) oder Marie Menkens freundlich verspielte Animation Dwightiana (1959), die für ein paar Minuten Alltagsdinge zum Tanzen bringt. Auch Erwachsene dürften die Welt danach für eine Weile mit anderen Augen sehen. So animierend - auch zum Selbermachen - ist das, dass Eltern sich schon vorher eine Ablenkungsstrategie für den kindlichen Wunsch nach der eigenen Kamera zurechtlegen sollten. Erstmal hilft vielleicht ein Frühlings-Himbeereis in den Arkaden. (Arsenal 1, Samstag und Sonntag, 28 und 29. April, 16 Uhr)

Mehr Fragen als Antworten stellt gewöhnlich auch die Philosophie, wenn sie denn ihre Pflicht erfüllt. Mit einem Porträt des fragwürdigen Fragers Martin Heidegger begann gestern eine dichtbepackte und vielteilige Reihe, in der der Asta der Freien Universität in Zusammenarbeit mit dem WDR philosophische Fragestellungen und die dahinterstehenden Personen präsentiert. Das Besondere bei der Reihe Philosophie heute: Die Vorführung der Filme möchte Anlass und Vorbereitung sein für darauffolgende Gespräche mit fachkundigen Gästen. So wird heute mit Horst-Eberhard Richter der Portätierte selbst anwesend sein; am Freitag wird Prof. Albrecht Wellmer Adornos und Horkheimers "Dialektik der Aufklärung" erörtern. Öffentlich-streitbares Fernsehen - auch ein Experiment. Hoffen wir, dass es zischt und qualmt. (Freie Universität, Habelschwerdter Allee, Hörsaal 1a, Donnerstag 26.4.: "Berliner Begegnungen - H. E. Richter" von Engelbert Sauter. Freitag 27.4.: "Es gibt kein richtiges Leben im falschen" von Engelbert Sauter, "Wo aber Rettendes ist, wächst die Gefahr". Jeweils 16.00 Uhr.)

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