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Claude Lelouch: Der Bittersüße

Zum 70. Geburtstag des gefeierten Regisseurs Claude Lelouch.

Es wäre eigentlich Zeit für noch mal zwanzig Jahre später. 1986 hatte Claude Lelouch den Plot seines ersten großen Erfolgs „Un homme et une femme“ (Ein Mann und eine Frau) erneut aufgegriffen: „Un homme et une femme...vingt ans après“ (Ein Mann und eine Frau...zwanzig Jahre später). Schicksal eines Regisseurs, der mit einem Film berühmt wird: Die bittersüße Liebesgeschichte zwischen einem verwitweten Rennfahrer (Jean-Louis Trintignant) und einer jungen Witwe (wunderbar melancholisch: Anouk Aimée) hatte Lelouch 1966 den Oscar für das beste Drehbuch sowie die Goldene Palme in Cannes eingebracht – und den Ruf, Spezialist für melodramatische Lovestories zu sein.

Er ist diesem Ruf gerecht geworden, zur Freude des Publikums, nicht immer mit Billigung der Kritik, die ihn oft gefährlich nah am Edelkitsch wähnt, wegen seines erklärten Ziels, in seinen Filmen „unter Tränen zu lächeln“. Ein gewisses Tremolo liegt tatsächlich in etlichen der über 50 Filme, die mindestens so viel von Krankheit und Verlust erzählen wie vom Glück der Liebe – bis zu „Hommes, femmes, mode d’emploi“ (Männer, Frauen, eine Gebrauchsanweisung, 1996), einer zärtlichen Komödie über einen krebskranken Anwalt (Bernard Tapie), der neuen Sinn im Leben sucht, und dem weniger geglückten „And now...Ladies and Gentlemen“ von 2002, einer Liebesgeschichte aus Marokko, mit Patricia Kaas und Jeremy Irons in den Hauptrollen.

Lelouch selbst hat von sich gesagt, er habe im Leben nur einen einzigen Film gedreht – aber zu 35 verschiedenen Zeitpunkten. Doch neuerdings umweht den lange erfolgreichen Regisseur eine gewisse Tragik: Sein Lieblingsprojekt „Le Genre Humain – Les Parisiens“, für dessen Finanzierung er sogar seine Original-Filmrollen verpfändet hatte, floppte. Und auch sein letzter Film „Le Roman de Gare“, ein Krimi mit Fanny Ardant, fand im Sommer in Frankreich nur mäßig freundliche Aufnahme. Er könne ohne Kino nicht leben, hat Lelouch einmal erklärt. Heute wird der unermüdliche Regisseur 70 Jahre alt. 

Christina Tilmann

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