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Claus Peymann (76), ehemaliger Intendant des Burgtheaters, hat eine Rückkehr zu der Wiener Bühne ausgeschlossen.

© dpa

Claus Peymann: Burg-Theater an der Spree

Auf gar keinen Fall würde er wieder das Burgtheater übernehmen, sagt Claus Peymann. Über einen, der sich in Erinnerung bringen will.

Was kann man über Claus Peymann sagen, was noch nicht über Claus Peymann gesagt woren ist? Hören wir ihn selbst: „In den letzten Tagen haben mich viele Wiener Theaterbesucher, aber auch Politiker, Journalisten und – last but not least – viele Mitglieder des Burgtheaters gebeten, als Burgtheaterdirektor nach Wien zurückzukehren und die Burg zu retten.“

Großartig! Das kann sonst keiner. Das ist vom Aussterben bedroht. Diese Mischung aus gespielter Seriosität und Entertainer-Größenwahn! Während seiner Herrschaft von 1986 bis 1999 ging es der Burg ja gut. Es gab ordentliche Skandale, weil Peymann den Österreichern lieferte, wonach Österreicher lechzen: abwechselnd Österreich-Beschimpfung und Österreich-Feier. Es gab Inszenierungen, an die man sich erinnert und die zum Theatertreffen eingeladen waren, wie „Richard III.“ von Shakespereare in Peymanns Regie mit Gert Voss.

Der künftige König Richard III. ziert sich und lässt sich bitten

Daran erinnert seine am Dienstag vom Berliner Ensemble verbreitete Ansprache ans Burgenland: „Ein klares Nein. Ich stehe für diesen Posten nicht zur Verfügung. Spekulationen darüber sind also abwegig.“ Es folgt eine Abrechnung mit der Wiener Kulturpolitik. Peymann lehnt die Findungskommission ab, „die bis Mitte Juni einen Nachfolger für den fristlos entlassenen Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann auswählen soll“. Das geht ihm alles zu schnell, und Findungskommissionen findet Peymann ohnedies blöd.

Ausgezeichet, die alte Nummer: Der künftige König Richard III. ziert sich und lässt sich bitten. Ich auf den Thron? Nicht doch! Ich bleibe bei meinem geistlichen Amt! Diese Shakespeare-Szene liefert eine wunderbare Blaupause für Demagogen und Diktatoren. Das waren immer die besten Regiearbeiten Peymanns – wenn es um Macht und Machtgewinnung ging, ob im Staat oder in der Familie.

Nun wird Claus Peymann bald 77 Jahre frech und frisch, und die Botschaft aus dem BE ist im Grunde als Hausmitteilung zu lesen: „Ich bin glücklich mit meiner Arbeit am Berliner Ensemble und stolz, dass wir, gemessen an Subvention, Besucherzahl und Einnahmen, das erfolgreichste Theater im deutschen Sprachraum sind – künstlerisch gefeiert auf vielen Gastspielen in der ganzen Welt.“ Na klar, hätten wir fast vergessen. Und dann wird König Claus persönlich: „Das Berliner Ensemble wird, nach dem Theater am Turm in Frankfurt, der Berliner Schaubühne, dem Staatsschauspiel Stuttgart, dem Schauspielhaus Bochum und dem Wiener Burgtheater, die letzte Station meiner Arbeit als Theaterdirektor sein.“

Eine gute Nachricht für die Hauptstadt. Nur, wie lange? Peymanns Vertrag läuft bis 2016. Für die Suche eines Nachfolgers ist es jetzt fast schon zu spät. Das ist der Kern des Peymann’schen Burg-Theaters: Er will sich vor dem Amtsantritt des neuen Berliner Kulturstaatssekretärs Tim Renner mal in Erinnerung bringen. Hallo, hier bin ich! An mir kommt keiner vorbei! Rette mich, wer kann!

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