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Buäh, meine Zahnspange zwickt. Melanie Haupt, Judith Jakob und Nora Boeckler (von links) sind „Proseccopack“.

© Xamax

Comedy: "Proseccopack" in der Bar jeder Vernunft: Hölle, dein Name ist Hochzeit

Frech: „Proseccopack“ in der Bar jeder Vernunft.

Wieso eigentlich Prosecco? Wieso nicht Bockbierpack? Noch besser wäre Wodkapack. Diese drei Komikerinnen agieren jedenfalls deutlich zu deftig für ein milde perlendes Damengetränk. Schön auch, beim Gastspiel der 2011 gegründeten Kabarettistinnenformation in der Bar jeder Vernunft zu erleben, dass der Assoziationen an Nervvokabeln wie „Weiberabend“ oder „Zickenkrieg“ weckende Name nicht für einen umgedrehten Mario-Barth-Abend steht. Klar lästern Melanie Haupt, Nora Boeckler und Judith Jakob in ihrem im Düsseldorfer Kommödchen uraufgeführten Programm „Frau der Ringe“ reichlich über Männer, aber sie kennen auch noch ein paar andere Themen: Monsterzahnspangen aus den Achtzigern etwa, Öko-Wahn, Glückssuche als gesellschaftliches Diktum („Immer glücklich sein wollen, das ist doch Disneyland. Das Unglück ist der Motor der Welt!“) und dem niederschmetternden Unterschied zwischen dem, was man mal werden wollte und dem, was man geworden ist.

Süße Idee, das in Form eines auf Super-Acht-Retrofilm getrimmten Einspielers augenfällig auf die Bühne zu bringen: Als Dialog dreier kleiner Mädchen mit ihren erwachsenen Alter egos Cora, Josie und Sabine, die sich anlässlich der Hochzeit einer Hassfreundin wiedersehen. Ein ausgesprochen amerikanisches Setting übrigens, das die wortwitzigen Autoren Dietmar Jacobs („Stromberg“) und Christian Ehring (ZDF „Heute-Show“) von zahllosen „Frauen“-Filmen abgekupfert haben. Immer gerne instrumentalisiert als Steilvorlage für Klamauk, Psychodramen und die Schwachsinnsidee, dass Frauen nie Freundinnen, sondern immer Konkurrentinnen sind.

Diesen grundsätzlichen Webfehler mit weiblicher Gelassenheit übersehend, lässt sich sagen: lustig und frech, was Proseccopack da macht. Sie erzählen nicht nur Witze, sie spielen sie auch mit viel Körper- und Mimikeinsatz und exaktem Timing, wobei besonders Melanie Haupt in der Rolle der verspulten Josie, einer ewigen Studentin und Ghostwriterin für Promotionen, punktet. Nora Boeckler überzeugt als geschiedene Arzt-Gattin und Öko-Terrormutter Cora. Nur Judith Jakob gibt den Part der verhinderten Starjournalistin Sabine immer mal wieder mit zu viel theatralischem Druck. Die mal solo und mal dreistimmig vorgetragenen, von Melanie Haupt mit Gitarre begleiteten Songs zünden trotzdem. So wie der großartige Gaga-Sketch aus dem Beziehungsleben von Barbie und Ken. Das ist geschlechtergerechte Geschlechterverhohnepipelung, die Spaß macht. Gunda Bartels

bis 3. August, Di-Sa 20 Uhr, So 19 Uhr

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