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Ralf König.

© dpa

Der Tagesspiegel-Fragebogen (10): 15 Fragen an - Ralf König

Wir haben Comicschaffenden je 15 Fragen gestellt - zu ihrer Arbeit, zu ihren Vorbildern und zur Lage der Comic-Nation. Heute: der Autor und Zeichner Ralf König, dessen neues Buch vor kurzem erschienen ist.

1. Was kommt bei Ihrer Arbeit zuerst, Worte oder Bilder?

Das entsteht gleichzeitig, das Wort ergibt den Gesichtsausdruck der Figur und umgekehrt. Ich langweile mich, wenn ich erst den ganzen Dialog aufschreibe und ihn dann in Zeichnungen umsetze. Außerdem kommen mir an der Tastatur keine guten Ideen.

2. Hören Sie beim zeichnen Musik, und wie beeinflusst Sie das?

Wenn ich Texte schreibe, kann ich keine Musik hören, zu störend. Aber beim Kolorieren gern. Da muss ich nicht denken. Da greif ich auch gern zum Hörbuch und höre mir vieles an, was ich immer mal lesen wollte und nie dazu kam.

3. Was essen oder trinken sie am liebsten bei der Arbeit?

Nichts. Das gibt Krümel auf dem Papier oder Schokoladenflecken, oder die Flasche kippt um. Sie sollten meinen Schreibtisch sehen, reines Chaos.

4. Angenommen, ihre Wohnung brennt. Welche Comics würden Sie auf jeden Fall aus Ihrem Regal retten?

Meine in jungen Jahren liebevoll aus Zeitungen ausgeschnittenen und in Kladden geklebten Peanuts-Strips. Die sind schon ganz vergilbt, aber unersetzlich.

5. Welche Zeichner/Autoren waren für Ihre eigene Entwicklung am prägnantesten?

Charles Schulz, Robert Crumb und Claire Bretecher.

Das Cover von "Antityp".
Das Cover von "Antityp".

© Illustration: Ralf König

6. Welches Comicbuch würden Sie jemandem empfehlen, der sonst keine Comics liest?

“Der tägliche Kampf“ von Manu Larcenet bei Reprodukt. Eine kleine, melancholische, wunderschön erzählte Geschichte.

7. Glauben Sie, dass dem Comic die Aufmerksamkeit zuteil wird, die er verdient?

In Deutschland auf keinen Fall. Es spricht sich nur sehr zäh herum, dass es in dem Medium manches zu entdecken gibt, hinter dem zugegeben oft infantilen Zeug.

8. Welche zeitgenössischen Comiczeichner/innen verdienten mehr Aufmerksamkeit, als sie im Moment haben?

Isabel Kreitz sollte viel bekannter sein, ihre Zeichnungen sind sagenhaft und sehr vielfältig. Jedes Panel von Isa beeindruckt mich schwer, in solch atmosphärischen Details zu zeichnen, wäre für mich die Hölle.

9. Wenn Sie einen hoch dotierten Preis für das Comic-Lebenswerk zu vergeben hätten, wer würde ihn bekommen?

Claire Bretecher. Ihre Zeichnungen finde ich nach wie vor unerreicht, leider kann ich kein französisch, aber immer wenn es mich nach Paris verschlägt, kaufe ich ihre neuen Alben und erfreue mich an dem hingerotzten, sicheren Strich.

10. Wie würden Sie einem Blinden beschreiben, was das Besondere an Comics ist?

Die Frage überfordert mich.

11. Woran arbeiten Sie derzeit, wenn Sie nicht gerade Fragebogen ausfüllen?

Ich bin soeben fertig mit meiner Bibeltrilogie ("Antityp" erscheint am 17. September 2010), da ging’s im letzten Teil um den heiligen Paulus. Das war ein harter Brocken, nun räume ich den Schreibtisch auf und weg mit dem Apostel, mir reicht’s nun mit Schuld und Sünde. Dabei denk ich über was Neues nach, mal sehen. Irgendwas Schnelles, Freches, ohne allzu viel Anspruch. Da möchte ich manchmal zurück zum unbedarften Strich der frühen Jahre, aber das war wohl der Saft der Jugend. Seufz.

12. Wieso würden Sie einem jungen Menschen raten, Comiczeichner/Autor zu werden - und wieso würden Sie ihm davon abraten?

Comics zeichnen war für mich immer so etwas wie Filme drehen, mit dem Unterschied, dass ich dabei mein eigener Herr bleibe, ich bin selbst Regisseur und Autor und hab die Darsteller unter Kontrolle. Das ist eine schöne Freiheit beim Geschichtenerzählen. Der Nachteil ist, dass es sich in aller Regel schwerer verkauft.

Seite aus "Antityp".
Seite aus "Antityp".

© Illustration: Ralf König

13. Wie fühlt es sich für Sie an, Ihre Zeichnungen als gedruckte Bücher in der Hand zu halten?

Das ist immer ein schöner Moment, wenn mir das erste druckfrische Exemplar ins Haus geschickt wird. Ich blättere drin rum und sehe sofort Fehler, die mir vorher beim hundertmaligem Durchsehen nicht auffielen. Trotzdem bin ich dann ein bisschen stolz, immerhin hab ich ja viele Monate daran gesessen und da ist es nun, das Baby.

14. Welche Note hatten sie im Kunstunterricht?

Eins. Aber im technischen Zeichnen immer ne 5 oder 6. Exakt konnte ich nie.

15. Was können sie überhaupt nicht zeichnen?

Alles, was fährt. Autos, Busse, Fahrräder, Motorräder. Die klaue ich immer geschickt. Pferde kann ich auch nicht, da schiele ich dann zu Lucky Luke.

Ralf König wurde 1960 in Soest geboren, Tischlerlehre, Studium der freien Graphik an der Kunstakademie Düsseldorf, Aufstieg zum erfolgreichsten Comiczeichner der Schwulenszene. Durchbruch mit "Der bewegte Mann" (1987), zahlreiche weitere, auch verfilmte Veröffentlichungen (u. a. «Kondom des Grauens», «Wie die Karnickel»), vielfache Auszeichnungen, zuletzt 2010 mit dem Max-und-Moritz-Preis für den besten Comic Strip für "Prototyp" (Tagesspiegel-Rezension hier) und "Archetyp" (Tagesspiegel-Rezension hier und hier), die ersten beiden

"Die Welt der Knollennasen" von Xaver Rammbock.
"Die Welt der Knollennasen" von Xaver Rammbock.

© promo

Teile seiner Bibel-Trilogie. Der letzte Teil, "Antityp", erscheint am 17. September 2010. Er wird ihn am 30. September ab 19 Uhr bei einer Comic-Lesung während der Langen Nacht der Museen im Schwulen Museum Berlin vorstellen, das König aktuell mit einer Ausstellung ehrt (Tagesspiegel-Artikel hier).

Zu Ralf Königs Internetseite geht es hier. Zudem ist bei Männerschwarm ein Buch über Ralf König erschienen, dessen Cover wir hier zeigen.

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