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Bestseller: Konkurrenz für Asterix

In Frankreich ist Titeuf ein Star. "Ti-wer?", wird sich hingegen mancher Leser in Deutschland fragen.

Titeuf (sprich: Titöff) ist eine der erfolgreichsten Comicserien Frankreichs. Der neueste Band der Reihe ging dort gerade mit einer Auflage von 1,8 Millionen Exemplaren an den Start. Das schafft sonst nur Asterix. Doch damit nicht genug: Wirft man einen Blick auf die französische Jahres-Bestsellerliste, so werden die vorderen Plätze nahezu ausschließlich von den älteren Titeuf-Bänden dominiert, die durchgängig sechsstellige Verkaufszahlen erreichen. Von solchen Zahlen kann der Carlsen Verlag, der deutsche Verleger von Titeuf, nur träumen. Um die 15.000 Exemplare verkaufen sich hier pro

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Haarsträubend. Der bislang letzte Titeuf-Band.

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Band – angesichts der angespannten Lage auf dem deutschen Comicmarkt bereits eine beeindruckende Zahl, aber von der Auflage des unbeugsamen Galliers noch Lichtjahre entfernt.

Zep, der Zeichner der Reihe, heißt eigentlich Philippe Chappuis und wurde 1967 in Genf geboren. Das Pseudonym Zep leitet sich aus seiner Begeisterung für die Musikgruppe Led Zeppelin ab. Bereits mit 18 Jahren zeichnet er für das belgische Comicmagazin „Spirou“. 1993 erscheint schließlich der erste Band von Titeuf, noch in schwarz-weiß (von Carlsen als Band 0 der Reihe vorgelegt). Elf weitere folgen. Titeuf ist ein kleiner Junge, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Er hat Stress mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester, mit den Lehrern und Mitschülern sowieso und das weibliche Geschlecht gibt ihm zunehmend Rätsel auf.

Das erinnert ein bisschen an die Lausbubenstreiche des kleinen Nick, dem Kinderbuchklassiker von Asterix-Autor René Goscinny und Sempé. Doch Titeuf ist frecher und eindeutig ein Kind unserer Zeit. Die einseitigen Gags entzünden sich zumeist an haarsträubenden Missverständnissen von Begriffen oder Ritualen der Erwachsenen, die Titeuf auf seine Art auslegt. Oftmals drehen sie sich um das Thema Sexualität, gehen aber nicht wirklich unter die Gürtellinie. Auch ernste Themen werden – und darin liegt vermutlich ein Grund für den großen Erfolg – nicht ausgespart. Titeufs Vater ist arbeitslos, eine der Nebenfiguren ein leukämiekrankes Mädchen.

Wie an den Flügeln am Helm von Asterix kann man auch an Titeufs großer blonder Haartolle seine Stimmung ablesen. Damit hat es sich aber auch an Gemeinsamkeiten. Während Asterix mit seinen hintersinnigen Anspielungen auch und gerade für Erwachsene reizvoll ist, richtet sich Titeuf ganz bewusst an ein jugendliches Publikum, dessen Sorgen und Nöte Zep thematisiert. Ohne moralischen Zeigefinger, aber immer nah am Puls der Zeit.

Die Popularität Titeufs blieb nicht ohne Folgen. Es gibt eine Zeichentrickserie und in Frankreich hat Titeuf sein eigenes Comicmagazin („TCHÔ!“). Ein großer Erfolg war ein von Zep illustriertes Aufklärungsbuch für Kinder („Das große Piephahn-Lexikon“, Carlsen). Neben Titeuf hat sich Zep mit „Les filles électriques“ und „L’enfer des concerts“ auch an Comicalben für ältere Leser versucht, die auf deutsch noch unveröffentlicht sind. In „Scheibchenweise“ (ebenfalls bei Carlsen) erzählt er mit wunderbarer Selbstironie Anekdoten aus seinem Leben als Comiczeichner. Im neuen Album denkt auch Titeuf, der nach wie vor bis über alle Ohren in Tanja verliebt ist, über den Sinn des Lebens nach. Ob seine Sinnsuche von Erfolg gekrönt ist?

Titeuf Band 11: Der Sinn des Lebens. Text und Zeichnungen: Zep, Carlsen Verlag, Hamburg 48 Seiten, 8,- €

Florian Weiland-Pollerberg

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