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„Bildkorrektur“: Bunte Argumente gegen die Angst

Mit dem Projekt „Bildkorrektur“ wollen Zeichner verbreitete Vorurteile gegen Flüchtlinge widerlegen.

Wir haben keinen Platz mehr für Neuankömmlinge; es kommen nur Wirtschaftsflüchtlinge; alle haben teure Handys und verursachen untragbare Kosten für unser Sozialsystem. Das sind einige der Vorurteile, die in der Debatte über den Umgang mit Geflüchteten immer wieder zu hören und zu lesen sind, vor allem im Internet. Nach den Übergriffen in der Silvesternacht in Köln und anderen Städten, durch die sich viele Kommentatoren in ihren Ressentiments gerade gegen Menschen aus dem arabischen Raum bestätigt sehen, hat sich die Diskussion jüngst weiter verschärft.

Der Berliner Illustratorin Alexandra Klobouk reichte es bereits im vergangenen Herbst. „Die Diskussion wurde da bereits immer emotionaler“, sagt die 32-Jährige, die an der Kunsthochschule Weißensee ausgebildet wurde und sich einen Namen als Illustratorin selbst verfasster Bücher und für Kunden wie das „Zeit-Magazin“ gemacht hat. Sie und ihre Freunde fanden: „Jetzt sind Fakten gefragt.“

„Bilder funktionieren in sozialen Medien besser als Zahlen“

Und da ihr Werkzeug nun mal die visuelle Kommunikation ist, entwickelte sie zusammen mit einer Gruppe von 15 bekannten Künstlern aus dem Illustrations- und Comicbereich sowie dem freien Journalisten Felix Denk den Blog „Bildkorrektur – Bilder gegen Bürgerängste“. In dieser Woche ging die Internetseite bildkorrektur.tumblr.com online. Und wird im Netz bereits kräftig gelobt und kritisiert, je nach Standpunkt der Betrachter.

Denn die Gruppe, die sich selbst als „die bunte Seite der Macht“ bezeichnet, greift zwar etliche der auch aus Klobouks Sicht nachvollziehbaren Sorgen auf, die viele Menschen mit dem Flüchtlingsthema verbinden. Sie setzen den rot-braun kolorierten Angstszenarien recherchierte Fakten und freundlich hellblaue Bilder entgegen. „Es gibt viele gute Argumente, wieso man keine Angst haben muss, aber die werden wenig wahrgenommen“, sagt Klobouk. Dank der ansprechenden Präsentation durch Künstler wie Street-Art-Star Jim Avignon, vielfach ausgezeichnete Comicautoren wie Jens Harder oder Barbara Yelin sowie die auch für den Tagesspiegel arbeitenden Zeichner Tim Dinter und Mawil sind die Argumente besonders eingängig. „Bilder funktionieren gerade in sozialen Medien besser als Zahlen“, sagt Klobouk.

So erfährt man, dass die Einwohnerdichte Deutschlands fast halb so groß ist wie die der Niederlande, dass ein Großteil der Flüchtlinge aus Kriegsgebieten stammt und Asyl nur wegen politischer Verfolgung bekommt, dass Handys für Geflüchtete überlebenswichtig sind und dass Ausländer der deutschen Wirtschaft rechnerisch eher helfen als schaden. „Angst ist ein schlechter Ratgeber“, ist das Motto der Gruppe, zu der jetzt weitere Künstler stoßen. „Unsere Vorsätze für 2016: Weniger Angst haben – mehr Wissen.“

Den Link zu dem Blog finden Sie hier.

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