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Frei nach Hergé. Offensichtlich von „Tim und Struppi“ inspiriert ist das Mondfahrer- Blatt des zeichnenden „Tatort“-Stars Boris Aljinovic.

© Zeichnungen: Boris Aljinovic

Boris Aljinovic als Comiczeichner: Kritzeln und Drehen

Boris Aljinovic ist nicht nur Schauspieler, sondern auch leidenschaftlicher Comic-Zeichner. Eine Ausstellung auf Schloss Neuhardenberg zeigt eine Auswahl seiner Bilder.

Tatort-Kommissar, TheaterSchauspieler, Hörbuch-Sprecher – Boris Aljinovic („7 Zwerge – Männer allein im Wald“) kennt man in vielen Rollen. Eine gänzlich unbekannte Seite des Berliner Schauspielers kann man nun in der Ausstellung „Boris zeichnet gern“ auf Schloss Neuhardenberg entdecken: Aljinovic wollte ursprünglich als Comiczeichner sein Geld verdienen – und beinahe wäre es sogar dazu gekommen: „Ich hatte mich als Grafiker beworben, doch gleichzeitig machte ich meine Schauspielprüfung – und bestand. Damit hatte sich das Thema erledigt“, sagt Aljinovic.

Ganz erledigt hatte sich die Leidenschaft für die bunten Bilder aber nie: Bis heute produziert Aljinovic weitgehend unbemerkt unzählige Skizzen, Bühnenbilder, Karikaturen, Storyboards, ComicStrips, technische Zeichnungen oder Theaterplakate. Das meiste davon entsteht einfach nebenbei: „So wie jemand, der Hausmusik macht, habe ich nie mit dem Zeichnen aufgehört“, sagt Aljinovic. „Wenn es mich packt, lege ich einfach los, so wie früher im Kinderzimmer.“ 20 ausgewählte Arbeiten sind bis zum 17. August in Neuhardenberg zu sehen, der Eintritt ist frei. Die meisten wurden noch nie veröffentlicht und sind mit Hintergrundkommentaren des Zeichners versehen.

„Es ist wie ein Spiegel für mich“

Das Erzählen liegt Aljinovic weniger – lange Storys finden sich in seinen Comics kaum. Dabei war das Geschichtenerzählen der eigentliche Auslöser für den „Blueberry“- und „Tim und Struppi“-Fan: „Wir haben angefangen zu zeichnen, weil wir keine Filmkamera hatten.“ Wir, das sind Aljinovic und ein Freund aus Kindheitstagen, mit dem er unter anderem den absurd-komischen Comic-Strip „Morris und Maloni“ schuf. Richtig zu üben begann er etwa mit zehn Jahren, auch wenn es oft nur der Illustration von Musikkassetten-Covern diente. „All diese Sachen sind ohne Druck und Zweck entstanden.“

Während sein Freund später tatsächlich Grafiker wurde, fand Aljinovic das Filmemachen und Schauspielen doch spannender. „Als Kind denkt man halt: Comics sind das Tollste, und das will ich auch machen. Aber ich habe mir das Geschäft angesehen, das ist ein ziemlich harter Job: Du arbeitest viel allein, bist unter Zeitdruck und darfst erst mal nur die Bäume im Hintergrund zeichnen.“ Gelegentlich vermischen sich Comics und Schauspielerei bei Aljinovic sogar: Etwa wenn er für bestimmte Szenen Storyboards skizziert oder seine Drehbücher vollkritzelt. Er zeigt das Manuskript für die Komödie „Der nackte Wahnsinn“, die derzeit am Renaissance-Theater läuft: Auf den leeren Flächen tummeln sich die Charaktere in Comicform und scheinen ihren eigenen Text nonverbal zu kommentieren. Ob das Zeichnen ihm beim Schauspielen helfe, weiß Aljinovic nicht, Wechselwirkungen seien definitiv vorhanden: „Es ist wie ein Spiegel für mich: Wenn mir die Zeichnungen gelingen, bin ich nah dran am Arbeitsergebnis – wenn sie nichts werden, hab ich die Figuren oder das Stück noch nicht ganz begriffen.“

Auch sich selbst vermag er mit dem Stift in Szene zu setzen – eine späte Folge seiner frühen Leidenschaft fürs Zeichnen, die ihn zunächst sogar mit dem Beruf des Grafikers liebäugeln ließ.
Auch sich selbst vermag er mit dem Stift in Szene zu setzen – eine späte Folge seiner frühen Leidenschaft fürs Zeichnen, die ihn zunächst sogar mit dem Beruf des Grafikers liebäugeln ließ.

© Zeichnungen: Boris Aljinovic

Aljinovic verwendet seine Skizzen nicht selten wie ein Tagebuch und hält Urlaubs-Impressionen oder Alltags-Beobachtungen in visueller Form fest. Die meisten seiner Bilder entstehen mittlerweile gar nicht mehr auf dem Papier, sondern mit einem elektronischen Zeichen-Pad, das die Bewegungen des Stiftes digital übersetzt.

Dass Aljinovic diese Technik verwendet, zeigt, wie wichtig das Zeichnen für ihn nach wie vor ist. Vom Schauspiel auf Comics umsteigen möchte er aber nicht: „Auf Dauer würde mir vor allem das Teamwork fehlen. Außerdem muss man sich erst mal Jahre hinsetzen, bis man ein druckreifes Ergebnis hat.“ Was er sich hingegen vorstellen könnte, wäre die Illustration eines Kinderbuchs. Konkrete Vorstellungen dazu habe er zwar nicht, aber beim Einsprechen des „Großen Hörbe-Hörbuchs“ von Otfried Preußler habe er begeistert einige Zeichnungen angefertigt.

Die Lösung wäre vielleicht eine Comic-Verfilmung – Aljinovic fällt zumindest eine gelungene deutsche Produktion ein: „,Der bewegte Mann’ war toll. Aber ob jemand es wagt, ‚Leutnant Blueberry’ zu machen und dann gar mit mir zu besetzen, ist wohl eher eine kindischer Traum…“

Stiftung Schloss Neuhardenberg, bis 17. August, Di – So, 11 bis 19 Uhr, Eintritt frei (www.schlossneuhardenberg.de).

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