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© TSP

Cartoon: Obama als Schimpanse? US-Zeitung verursacht Skandal

Eine Welle der Empörung hat die New York Post jetzt mit einer Karikatur provoziert. Kritiker werfen der Zeitung vor, US-Präsident Obama mit einem Schimpansen zu vergleichen. Die Post wehrt die Angriffe ab, kann jedoch den Vorwurf des Rassismus nicht entkräften.

Die Karikatur, die am 18. Februar in der Zeitung und auf der Webseite der "New York Post" erschien, zeigt zwei Polizisten, die soeben einen Schimpansen erschossen haben. Das Tier liegt blutend auf der Straße, während einer der Cops überrascht zu dem anderen sagt: "Sie müssen jemand anderen finden, der das nächste Konjunkturprogramm verfasst." ("They'll have to find someone else to write the next stimulus bill").

Damit greift Zeichner Sean Delonas zwei Ereignisse auf, die in den letzten Tagen für Schlagzeilen in den USA sorgten. Zum einen unterzeichnete US-Präsident Barack Obama am Dienstag ein Konjunkturprogramm, das Ausgaben in Höhe von 787 Milliarden US-Dollar vorsieht. Ein derartiges Gesetz war eines seiner zentralen Wahlkampfversprechen und ist sein erster großer innenpolitischer Erfolg, seit er am 20. Januar das Präsidentenamt angetreten hat.

Dieses Thema verbindet Delonas mit der eher abstrusen Nachricht über ein Schimpansenmännchen, das im US-Bundesstaat Connecticut erschossen wurde, nachdem es zuerst eine Frau und dann einen Polizisten angegriffen hatte. Das Tier, genannt Travis, lebte bei seiner Besitzerin im Haus. Die alte Dame hatte den Affen seit seiner Kindheit aufgezogen. Travis war in verschiedenen Werbespots aufgetreten.

Bürgerrechtler sind empört

In den USA sorgte die Karikatur für Empörung. Bürgerrechtler und Politiker äußerten ebenfalls teils heftige Kritik. Sie werfen der "New York Post" Rassismus vor: Sie vergleiche den ersten afro-amerikanischen Präsidenten der USA mit einem Schimpansen. Es sei bekannt, dass "Affe" ein Schimpfwort für dunkelhäutige Amerikaner ist. Diese Verbindung hätte dem Zeichner und den Verantwortlichen bei der Zeitung auffallen müssen.

So sagte Pastor Al Sharpton, die Karikatur ist "bestenfalls Besorgnis erregend, wenn man die Geschichte rassistischer Attacken auf Afro-Amerikaner bedenkt". Barbara Ciera, die Vorsitzende der Vereinigung schwarzer Journalisten, fragte sich entsetzt: "Wie konnte die Post diese Karikatur als Satire ausgeben?" Das sei nichts anderes als "rassistischer Blödsinn". Der Pressesprecher des Weißen Hauses wollte zu der Kontroverse keinen Kommentar abgeben. Er sagte lediglich, er halte die New York Post generell nicht für lesenswert.

Chefredakteur verteidigt die Zeichnung

Der Chefredakteur der Zeitung, Col Allen, reagierte schließlich auf den Protest. Schriftlich teilte er mit, der Cartoon "ist eine offensichtliche Parodie eines derzeitigen Nachrichtenereignisses, um über das Erschießen eines gewalttätigen Schimpansen in Connecticut zu witzeln. Er macht sich allgemein über die Anstrengungen von Washington zur Wiederbelebung der Wirtschaft lustig." Kritiker Al Sharpton sei nur auf Aufmerksamkeit aus.

Doch diese knappe Erklärung sorgte für wenig Entspannung der Debatte. Im harmloseren Fall wird impliziert, dass sogar ein Affe das Konjunkturprogramm geschrieben haben könnte. Im schlimmsten Fall stellt die Zeichnung Präsident Obama auf eine Stufe mit einem wild gewordenen Schimpansen, meine die Kritiker.

Der Karikaturist Sean Delonas dafür bekannt, die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten. In seinen Arbeiten macht er sich unter Anderem massiv über Schwule lustig. Heather Mills, die ehemalige Frau von Paul McCartney, die seit einem Unfall nur noch ein Bein hat, veralbert er ebenso wie die Sängerin Jessica Simpson. Simpson wurde von den Klatschblättern wegen ihrer Gewichtszunahme aufs Korn genommen - Delonas zeigte sie, wie sie ihren Freund für Ronald McDonald verlässt. Auch sein jetziger Kritiker Al Sharpton wurde schon zum Subjekt Delonas grober Scherze.

obama fistbump
Entlarvt die Zeichnung Stereotypen oder verbreitet sie weiter? Das Titelbild des New Yorker Magazin vom Juli 2008.

© New Yorker

Kontroverse während des Wahlkampfes

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Karikatur Obamas hitzige Diskussionen hervor ruft. Das Magazin "New Yorker" sorgte im Wahlkampf für Empörung, als es den damaligen Kandidaten Obama und seine Frau Michelle auf seinem Cover zeigte. Obama trug Turban, Michelle Armeehosen und ein Maschinengewehr, im Kamin verkohlte die amerikanische Flagge, darüber ein Porträt Bin Ladens. Man habe damit die Vorurteile, die im Wahlkampf über Obama verbreitet wurden, deutlich machen wollen, sagte der Chefredakteur des Magazins. Obamas damaliger Sprecher Bill Burton teilte mit, viele Leser würden das für geschmacklos und beleidigend halten - so sehe das auch das Wahlkampfteam. Auch das Magazin "Mad" druckte eine Karikatur Obamas auf dem Cover. Hier wird er als gestresster Kettenraucher in seinen "Ersten 100 Minuten" als Präsident gezeigt.

Jessica Binsch

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