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Tiefen des Unterbewusstseins: Eine "Little Nemo in Slumberland"-Seite von 1907.

© Alexander Braun

Update

Comic-Geschichte: Surrealistischer Traumwandler

Er brachte Dinosaurier zum Tanzen und schickte vor gut 100 Jahren einen kleinen Jungen auf fantastische Traumreisen, wie die Welt sie noch nicht gesehen hatte. Ab dem 22. Februar ist die große Winsor-McCay-Schau auf ihrer letzten Station in Dortmund zu sehen.

Der amerikanische Zeichner Winsor McCay schuf zu Beginn des 20. Jahrhunderts einige der schönsten und zeichnerisch reifsten Erzählungen des damals noch jungen Mediums Comic. Vor allem die fantastischen Ausflüge des kleinen Nemo in eine geheimnisvolle Zauberwelt, die ganze Zeitungsseiten füllten, vermögen auch im 21. Jahrhundert noch zu verzaubern.

Der Bonner Kunsthistoriker Alexander Braun hat im vergangenen Jahr eine sehr sehenswerte Wanderausstellung mit McCays Werken zusammengestellt, darunter seltene Zeitungsseiten und nie zuvor öffentlich gezeigte Originalzeichnungen. Nach einer Reise quer durch die Republik ist die Wanderausstellung von diesem Freitag an, dem 22. Februar, auf ihrer letzten Station im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen - inklusive einiger bisher mangels Platz noch nicht gezeigter Exponate. Die Eröffnung ist am Freitagabend um 19 Uhr. Die Ausstellung wird bis 9. Juni gezeigt. Danach gehen die Leihgaben wieder zurück an ihre Besitzer, Privatsammler in ganz Europa.

Am Eröffnungswochenende können Comicfans zudem einen Szene-Star persönlich treffen, wie Veranstalter Braun mitteilt: Der inzwischen 74-jährige Zeichner Hermann kommt aus Brüssel angereist, um in der Ausstellung seine Alben zu signieren. Er ist mit zwei Originalen seiner Little Nemo-Hommage "Nic" in der Ausstellung in der Sektion "McCay nach McCay" vertreten.

Zu der Ausstellung hat Braun einen opulent bebilderten, kenntnisreich geschriebenen Katalog verfasst, der die wegweisenden, aber in Deutschland kaum bekannten Werke einem größeren Publikum zugänglich macht. Der Katalog ist mittlerweile vergriffen, wie Braun mitteilt. Im Dortmunder Museums-Shop gibt es aber noch Restexemplare.

Beeindruckend ist, wie sehr der Visionär McCay seiner Zeit voraus war: In den grotesken Albtraumepisoden der Reihe "Dreams of Rarebit Fiend" finden sich wesentliche Gedanken von Freuds Psychoanalyse, bevor diese einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. "Little Nemo in Slumberland" lotet die Tiefen des Unterbewusstseins mit einer Bildsprache aus, wie sie die Surrealisten erst Jahre später verwenden sollten. Und als Pionier des Trickfilms war er mit Werken wie "Gertie the Dinsoaur" später eines der Vorbilder Walt Disneys. Höchste Zeit für die Wiederentdeckung eines Jahrhundertkünstlers.

Ausstellung: "Winsor McCay – Comics, Filme, Träume" - Ausstellung vom 23. Februar bis 9. Juni im Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastr. 3, 44137 Dortmund. Website: www.museendortmund.de. Öffnungszeiten Di, Mi, Fr, So 10.00–17.00, Do 10.00–20.00 Uhr, Sa 12.00–17.00 Uhr, Mo geschlossen.
Öffentliche Führungen jeden Sonntag ab 15.00 Uhr, Dauer: 75 Min., € 2,50 zzgl. Eintritt. Individuelle Führungen für Schulklassen und Gruppen: Dauer: 75 Min., € 37,50 zzgl. Eintritt. »Film ab!« – Produziere dein eigenes Daumenkino Führung mit Kunstaktion für Schulklassen für die 4. bis 6. Jahrgangsstufe, Dauer: 120 Min., € 60,- zzgl. Materialkosten. Informationen und Buchungen unter Tel.: 0231 50-26028, E-mail: info.mkk@stadtdo.de.
Sonderveranstaltungen: Sonntag, 24. Februar 2013, 11.30 Uhr: »Hermann kommt!«: Der weltberühmte belgische Comic-Zeichner Hermann (Huppen), geb. 1938 (Andy Morgan, Comanche, Jeremiah) besucht Dortmund: Podiums-Gespräch und Signierstunde.
Sonntag, 9. Juni 2013, 15.30 Uhr: Finissage - Dr. Alexander Braun, Kurator des Projekts, führt ein letztes Mal durch die Ausstellung.

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