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Ausgefeilte Gestaltung: Eine Seite aus dem Buch.

© Carlsen

Comic-Thriller: Die drei Tage des Bazillus

Robert Venditti stellt in seinem Verschwörungsthriller „The Homeland Directive“ die alte Frage nach dem Zusammenhang von Sicherheit und Freiheit. Das ist mäßig originell, aber spannend erzählt und interessant illustriert.

Eine gefährliche Seuche breitet sich in Amerika aus. Anzugträger tagen hinter verschlossenen Türen. Menschen sterben. Eine Ärztin ist auf der Flucht vor der Staatsmacht. Es sind die klassischen Elemente des Verschwörungsthrillers, mit denen der Comic-Autor Robert Venditti in „The Homeland Directive“ operiert. Auch die Kernfragen, die er stellt, sind die selben, die sich bereits durch den Genre-Klassiker „Die drei Tage des Condor“ mit Robert Redford zogen: Wie hängen Sicherheit, Macht und Freiheit zusammen? Wo endet Demokratie? Wo beginnt Diktatur?

Dass in Vendittis Krimi Politik und Polizei nicht automatisch die Guten sind, kann man natürlich auf das ur-amerikanische Misstrauen gegenüber dem Staat zurückführen – nicht umsonst hat der Autor seinem Buch das Benjamin-Franklin-Zitat vorangestellt: „Wer bereit ist, grundlegende Freiheiten aufzugeben, um kurzfristige Sicherheit zu erlangen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit“. Darüber hinaus hat er aber auch ganz konkrete Entwicklungen der jüngeren Geschichte im Blick. Immer wieder spielt er in seinem Buch an auf die nach dem 11. September eingeschränkten Bürgerrechte durch den Patriot Act und die Rolle des Department of Homeland Security.

Venditti, der mit dem Science-Fiction-Thriller „The Surrogates“ bekannt wurde, hat einen Plot entworfen, der zwar schlussendlich drei Nummern zu groß daherkommt, um wirklich glaubwürdig zu sein. Allerdings erzählt er ihn mit einem stimmigen Gefühl für Rhythmus, wenn er zwischen Krankenlager, Oval Office, High-Tech-Abhörstation und diversen Motelzimmern wechselt. Außerdem schreibt er in einem angenehmen Vertrauen darauf, dass der Leser in der Lage ist, selbst mitzudenken und nicht alles sofort vorgekaut bekommen muss.

Von 9/11 und den Folgen inspiriert: Das Buchcover.
Von 9/11 und den Folgen inspiriert: Das Buchcover.

© Carlsen

Dass man in dem großen Ensemble und vielen Handlungsebenen nicht den Überblick verliert, dafür sorgt auch der Zeichner Mike Huddleston, der sich für jeden der Handlungsstränge eine eigene Gestaltung ausgedacht hat. Im ersten Moment mag das gewaltige Arsenal an Ausdrucksformen, das von Bleistiftzeichungen bis hin zu Fotocollagen reicht und die komplette Farbpalette von schwarz-weiß über blass aquarellig bis hin zu knalligen Flächen ausreizt, verwirren. Nach ein paar Seiten erschließt sich aber auch hier die sehr durchdachte Komposition.

„The Homeland Directive“ ist damit zwar kein wahnsinnig originelles, dank der handwerklichen Finesse seiner Schöpfer aber durchaus spannendes Werk geworden.

Robert Venditti & Mike Huddleston: „The Homeland Directive“, Carlsen, 160 Seiten, 16,90 Euro

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