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Suchtmittel: Links das Sticker-Album des diesjährigen Comicsalons, rechts ein paar Sticker, in diesem Fall von Reprodukt.

© Promo

Comicsalon Erlangen: Nerd by Nerdwest

Jäger und Sammler: Über die Sucht, sich auf dem Comicsalon Erlangen eine zu kleben.

Spider-Man! Ich muss unbedingt noch in die Spider-Man-Ausstellung! Nicht weil ich mir da neue Einsichten oder neues Wissen erhoffe (mich kann man nachts um 3.00 Uhr wach machen, das Stichwort „Spider-Man“ zuwerfen und ich beginne die Geschichte des Netzkrabblers zu referieren, inklusive Subjektivismus-Einflüsse von Ayn Rand). Nein, in der Spider-Man-Ausstellung in Erlangen liegt ein Sticker, der mir noch fehlt.

Die Stickeralben zum Comicsalon Erlangen gibt es seit vier Jahren und sie sind eine großartige Idee, damit Besucher die komplette Veranstaltung abtingeln. An jeden Stand, in jeder Ausstellung gibt es einen oder mehrere Klebebildchen, 225 Sticker sind es in diesem Jahr, etwas weniger als vor zwei Jahren. Manche davon gibt es nur zu bestimmten Zeiten, an bestimmten Orten. Das ist schon ziemlich nerdig, macht aber höllischen Spaß. Und wer keine Lust hat, nachts um zwölf im Schwarzen Ritter, Erlanges Absturzkneipe Nummer 1 rumzuhängen, der kann den dazu gehörigen Sticker tagsüber mit Gleichgesinnten tauschen.

Der eigentliche Sinn der Aktion war, dass das Publikum an jedem Stand stehen bleibt, jede Ausstellung besucht und möglichst viele der Erlangener Läden und dann Klebebildchen mitnimmt. Doch schon vor zwei Jahren klagten viele Verlage, die Leute würden sich für die Buchprogramme gar nicht interessieren, alles was sie wollten, wären Klebebildchen. Ein Standinhaber ging damals dazu über, die Sticker erst nach einem kleinen Vortrag rauszurücken.

Auch in den Ausstellungen herrscht ein emsiges Kommen und Gehen. Wer interessiert sich schon für Comics über den Arabischen Frühling, wenn es zehn Klebebildchen zu Thema zu suchen gilt? Und so ein volles Album – ich spreche da aus Erfahrung der letzten Jahre – ist auch ein sehr schönes Andenken an einen gelungenen Comicsalon. Ich muss los, 141 Sticker fehlen mir noch und ich muss das Album bis Sonntagabend voll kriegen.

Lutz Göllner ist Kulturredakteur bei der Zeitschrift "zitty" und schreibt auch viel für die Tagesspiegel-Comicseiten. Eine Auswahl seiner Artikel steht hier.

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