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Rezept gegen Liebeskummer: Jule K.

© Edition 52

Der Tagesspiegel-Fragebogen (25): 15 Fragen an - Jule K.

Wir haben Comicschaffenden je 15 Fragen gestellt - zu ihrer Arbeit, Vorbildern und zur Lage der Comic-Nation. Heute: Jule K., deren Buch „Love Rehab“ gerade erschienen ist.

1. Was kommt bei Ihrer Arbeit zuerst: Worte oder Bilder?
Zuerst kommt das Wort. Ich denke mir die Geschichte erst komplett aus, dann mache ich das Storyboard, und dann geht es richtig los.

2. Hören Sie beim Zeichnen Musik, und wie beeinflusst Sie das?
Während ich mir die Geschichte ausdenke oder den Text plane, kann ich keine Musik hören, sonst kann ich mich nicht konzentrieren. Wenn der Text steht, höre ich sehr gerne Musik z.B. Magnetic Fields, Johnny Cash,  Moldy Peaches, Stereo Total, Jens Friebe, Amy Winehouse, Elvis... Generell bin ich von Musik sehr beeinflusst. Ich habe ja auch die Ausstellungsserie „Lost in music“ bei der ich Bilder präsentiere, die ich zu meinen Lieblingsliedern gemalt habe.

3. Was essen und trinken Sie am liebsten bei der Arbeit?
Obst, Kekse, Kaffee, Tee & Wasser

4. Angenommen, Ihre Wohnung brennt: Welche Comics würden Sie auf jeden Fall aus Ihrem Regal retten?
Alles von Peter Bagge, Nicolas Mahler und Julie Doucet.

5. Welche Zeichner/Autoren waren für Ihre eigene Entwicklung die prägendsten?
Julie Doucet. Als ich ihre Comics kennen lernte, habe ich zum ersten Mal einen Comic gesehen, der mich sowohl inhaltlich, als auch vom Zeichenstil her 100 % angesprochen hat.

6. Welches Comic-Buch/Heft/Album würden Sie jemandem empfehlen, der sonst eigentlich keine Comics liest?
Das würde ich individuell nach Interessensgebiet der Person auswählen. Es gibt ja Comics  zu jeder Thematik und in jedem Stil. Generell würde ich immer Los Bros Hernandez, Calle Claus, Fil, TeER, Julie Doucet, Roberta Gregory, Peter Bagge und Nicolas Mahler empfehlen.

7. Glauben Sie, dass dem Comic die Aufmerksamkeit zuteil wird, die er verdient?
In Deutschland - nicht im Geringsten. Hier haben  Comics  immer noch das Image, das sie etwas für Kinder sind oder für Leute, die zu dumm sind, um zu lesen. Es müsste viel mehr verbreitet werden, dass es genau wie bei Büchern jede Art von Comics für jedes Interessensgebiet gibt. Jetzt finden ja Comics, die in den Bereich Graphic Novel fallen mehr Anerkennung, aber die Aufmerksamkeit reicht trotzdem noch lange nicht und nicht nur "ernste" Geschichten sollten Anerkennung finden. Es soll ja auch Comics geben, die intelligent und witzig sind.

Herz und Schmerz: Eine Seite aus "Love Rehab".
Herz und Schmerz: Eine Seite aus "Love Rehab".

© Illustration: Jule K./Edition 52

8. Welche zeitgenössischen Comiczeichner/innen verdienten mehr Aufmerksamkeit als sie sie im Moment haben?
Eigentlich alle. Aber meiner Meinung nach besonders Julie Doucet ( ich weiß ich wiederhole mich, aber da das nun mal meine Meinung ist, kann ich nichts daran ändern ; )).

9. Wenn Sie einen hoch dotierten Preis für das Comic-Lebenswerk zu vergeben hätten, wer würde ihn bekommen?
Wieder einmal: Julie Doucet.

10. Wie würden Sie einem Blinden beschreiben, was das Besondere an Ihren Comics ist?
Ich würde  ihm/ihr die Comics einfach vorlesen, dann wird er/sie hoffentlich merken, was das Besondere ist und von den Zeichnungen her- ich zeichne meine Comics so, wie ich es am schönsten finde, unabhängig von der Realität. Wenn ich mich jetzt in eine Stilrichtung einordnen muss, würde ich sagen: Pop-Art-Comics.

11. Woran arbeiten Sie derzeit, wenn Sie nicht gerade Fragebogen ausfüllen?
Soeben ist mein neues Buch "Love Rehab" bei Edition 52 erschienen und ich bin gerade in den Vorbereitungen zur Releaseparty im Hamburger Kato-Comic-Shop (Gängeviertel, 4.Februar 2011, 20 Uhr), wozu alle Neugierigen herzlich eingeladen sind.

12. Wieso würden Sie einem jungen Menschen raten, Comiczeichner/-autor zu werden – und wieso würden Sie ihm davon abraten?
Mir fällt nichts ein, was mehr Spaß macht. Es ist toll, sich Geschichten auszudenken und alles, was einen beschäftigt, kann in die Comics mit einfließen und das Zeichnen ist auch super. Der Nachteil ist, dass es eher unlukrativ ist.

13. Wie fühlt es sich für Sie an, Ihre Zeichnungen als gedruckte Bücher in der Hand zu halten?
Fantastisch!

14. Welche Note hatten Sie im Kunstunterricht?
Variierte von 3 bis 1. Ich hatte den Kunstunterricht sogar zeitweise abgewählt, weil wir in meiner, wahrscheinlich sehr selektiven Wahrnehmung, ständig Schafe mit riesigen, unförmigen Borstenpinseln malen mussten.

15. Was können Sie überhaupt nicht zeichnen?
Sachen, die mich nicht interessieren.

Liebeskummer lohnt sich doch: Das Cover von Jule K.s aktuellem Band.
Liebeskummer lohnt sich doch: Das Cover von Jule K.s aktuellem Band.

© Edition 52

Jule K., Jahrgang 1974, arbeitet seit ihrem Diplom im Bereich Illustration/Kommunikationsdesign an der HAW Hamburg 2005 als freie Illustratorin, Künstlerin und Comiczeichnerin. Zu Ihren Comicpublikationen zählen die Titel "Lovesick", "Strange Girls" 1+2, "Dr. Donna" (mit Calle Claus und TeER), "Swiss Explosion", "Cherry Blossom Girl", "Fernanda´s fabulous life" und zuletzt - vor wenigen Tagen bei der Edition 52 erschienen - "Love Rehab". Ihr neues Buch erzählt die Geschichte von Charlotta, deren Welt zusammenbricht, als ihr Freund nach Australien auswandern will und er dann auch noch mit ihrer besten Freundin rumknutscht. Nach einem Selbstmordversuch bringen ihre Eltern sie in die Liebesentzugsklinik "Heartbreak Hospital". Dort lernt sie ihren neuen besten Freund kennen, der ebenfalls versucht, ein gebrochenes Herz zu überleben. Gemeinsam brechen sie aus der Klinik aus und entwickeln ihre eigene Kur gegen Liebeskummer. Das Buch hat 88 Seiten und ist für 8 Euro unter anderem auf der Website von Jule K. (www.julekru.de) zu haben, der direkte Link zu ihrem Online-Shop ist hier.

Alle bisher erschienenen Folgen unserer Fragebogen-Serie finden Sie unter diesem Link. 

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