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Reinhard Kleist

© Privat

Der Tagesspiegel-Fragebogen (3): 15 Fragen an - Reinhard Kleist

In einer Sommerserie haben wir wichtigen deutschen Comicschaffenden je 15 Fragen gestellt - zu ihrer Arbeit, zu ihren Vorbildern und zur Lage der Comic-Nation. Heute: Zeichner und Autor Reinhard Kleist

1. Was kommt bei Ihrer Arbeit zuerst: Worte oder Bilder?

Erst entstehen die Bilder im Kopf, wenn ich eine Geschichte gefunden habe, die mich wirklich begeistert. Die sind aber eher wie ein Film. Dann kommt das Skript, das diese Sequenzen in ein Drehbuch übersetzt.

2. Hören Sie beim Zeichnen Musik, und wie beeinflusst Sie das?

Wir hören in unserem Atelier (Fil, Naomi, Mawil und ich teilen uns ein Atelier in Berlin) viel Musik, die hat aber kaum Einfluss auf die Zeichnungen. Wir sind schließlich keine Ausdruckstänzer.

3. Was essen und trinken Sie am liebsten bei der Arbeit?

Kaffee, Cus-Cus-Salat, Kaffee, Suppe und Kaffee.

4. Angenommen, Ihre Wohnung brennt: Welche Comics würden Sie auf jeden Fall aus Ihrem Regal retten?

„Carneval“ von Mattotti, weil ich den von einem feinen Menschen in Brasilien geschenkt bekommen habe.

5. Welche Zeichner/Autoren waren für Ihre eigene Entwicklung die prägendsten?

Dave McKean früher, als ich noch ein stilverliebter Kunststudent war. Jetzt ist es mehr Baru, weil er ein guter Geschichtenerzähler ist.

6. Welches Comic-Buch/Heft/Album würden Sie jemandem empfehlen, der sonst eigentlich keine Comics liest?

Kommt natürlich auf die Interessen der jeweiligen Person an. Geschichtsinteressierte: „Die Sache mit Sorge“ von Isabel Kreitz. Schwule: „Muchacho“ von Emmanuel Lepage. Kunststudenten: „Cages“ von McKean

7. Glauben Sie, dass dem Comic die Aufmerksamkeit zuteil wird, die er verdient?

Natürlich nicht. Es ist aber geradezu ein Traum im Vergleich zu der Zeit, in der ich meine Karriere angefangen habe (vor ca. 15 Jahren... verdammt, schon so lange!), da haben wir nur davon geträumt, im Feuilleton einer großen Zeitung auch nur mit einer Zeile erwähnt zu werden. Danke, Graphic-Novel-Hype!

8. Welche zeitgenössischen Comiczeichner/innen verdienten mehr Aufmerksamkeit, als sie sie im Moment haben? 

Uli Oesterle soll endlich einen Preis kriegen und nicht immer nur nominiert werden...

9. Wenn Sie einen hoch dotierten Preis für das Comic-Lebenswerk zu vergeben hätten, wer würde ihn bekommen?

Ralf König. Aber er soll nicht denken, dass er sich dann zur Ruhe setzen kann.

10. Wie würden Sie einem Blinden beschreiben, was das Besondere an Ihren Comics ist?

Also, die Fragestellung ist ein bisschen sadistisch. Aber gut, vielleicht dies: „Wenn man es liest, soll es für den Betrachter wie ein Film sein, den man sich ansieht... wenn Sie verstehen, was ich meine...“

11. Woran arbeiten Sie derzeit, wenn Sie nicht gerade Fragebogen ausfüllen?

An den letzten Korrekturen für meinen Fidel-Castro-Comic.

12. Wieso würden Sie einem jungen Menschen raten, Comiczeichner/-autor zu werden – und wieso würden Sie ihm davon abraten?

Dafür: Ist schon ein tolles Gefühl, wenn so ein paar Striche zum Leben erweckt werden. Dagegen: Stell Dich u.U. auf eine lange Durststrecke im Portemonnaie ein.

13. Wie fühlt es sich für Sie an, Ihre Zeichnungen als gedruckte Bücher in der Hand zu halten?

Furchtbar. Ich sehe als erstes immer nur die Fehler.

14. Welche Note hatten Sie im Kunstunterricht?

Eine eins plus. Frag uns Comiczeichner doch mal, welche Note wir im Sport hatten!

15. Was können Sie überhaupt nicht zeichnen?

Katzen. Und ich möchte auch bitteschön beim Signieren nicht dauernd darum gebeten werden, eine zu malen.

Reinhard Kleist lebt und arbeitet als Comiczeichner und -autor in Berlin. Hier findet man seine Website. Bei Carlsen erschien sein Band "Havanna", das illustrierte Tagebuch einer Kuba Reise. Kleist erhielt für sein Schaffen mehrere bedeutende Preise wie den Max-und-Moritz-Preis, den Icom-Preis, den Münchener Comic-Preis "Peng" und den Sondermann der Frankfurter Buchmesse.

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