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Cover-Kunst: Ein Ausschnitt aus Klaus Voormanns Buch.

© Klaus Voormann/dpa

Die Beatles als Comic: „Revolver“ reloaded - Voormann zeichnet Beatles-Comic

Vor 50 Jahren bescherte das Beatles-Album „Revolver“ dem Cover-Künstler Klaus Voormann einen Grammy. Die Geschichte hat er jetzt verarbeitet - auf ungewöhnliche Weise.

Wenn Klaus Voormann in seinem Haus in Tutzing am Starnberger See durch alte Fotos blättert und sich erinnert an durchzechte Nächte auf dem Hamburger Kiez oder im London der 1960er Jahre, dann klingt er so, wie Menschen eben klingen, die sich gern und mit ein bisschen Nostalgie an ihre Jugend erinnern. Das Besondere bei Voormann: Er verbrachte diese Jugend mit niemand Geringerem als John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr.

„Guck Dir dieses freche Bürschchen an“, sagt er und zeigt lachend auf ein Bild von McCartney in jungen Jahren. „Das waren noch richtige Rocker damals. Die waren nicht gerade in den besten Verhältnissen aufgewachsen - Paul und John vielleicht schon, aber die anderen nicht.“

Der Musiker und Grafiker wird - wie beispielsweise Brian Epstein, Pete Best, Stuart Sutcliffe oder Eric Clapton auch - gerne mit dem Ehrentitel „fünfter Beatle“ versehen und zeichnete Musikgeschichte, als er das legendäre Beatles-Album „Revolver“ (mit Songs wie „Eleanor Rigby“, „Tomorrow Never Knows“ und „Yellow Submarine“) mit einem ebenso legendären Cover versah. Seinen ersten Grammy hat er dafür bekommen.

50 Jahre ist das jetzt schon her. Ein Jubiläum, zu dem Voormann sich etwas Spezielles hat einfallen lassen: Er hat aus der Cover-Geschichte einen Comic gemacht. Am 10. August, kurz nach dem Jahrestag des Album-Erscheinens am 5. August, soll es dazu eine große Ausstellung in London geben. Außerdem ist ein Dokumentarfilm geplant. Der Comic mit dem Titel „Birth of an Icon: Revolver 50“ soll ab dem 5. August erhältlich sein, 148 Seiten haben und 46 Euro kosten - mehr dazu auf Voormanns Website.

„Fünfter Beatle“: Klaus Voormann in seinem Atelier in Tutzing am Starnberger See.
„Fünfter Beatle“: Klaus Voormann in seinem Atelier in Tutzing am Starnberger See.

© Ursula Düren/dpa

„Ich wollte das immer schon mal machen“, sagt Voormann, während er durch seine Comic-Entwürfe blättert. „Ich wollte, dass der Zuschauer ein bisschen in den Entstehungsprozess mit einbezogen wird.“ Seine alte kleine Butze in Hampstead Heath („Die Badewanne stand in der Küche“) hat er gezeichnet und wie er damals dort arbeitete. Eine besonders dramatische Szene: Als seine Freundin die Tür öffnete, entstand ein solcher Zugwind, dass all seine Papierschnipsel aus dem Fenster flogen.

„Ich bin dann runtergerannt - und da war nichts“, erinnert er sich. „Dann habe ich hochgeschaut und gesehen, dass alles ganz langsam zu Boden schwebt. Ich habe gewartet und jeden einzelnen Schnipsel aufgesammelt.“

Auch den Moment, in dem John Lennon ihn anrief, um ihm den finalen Titel des Albums zu verraten, hat Voormann in dem Comic verewigt. „Da hat John mich aus Hamburg oder München angerufen, um mir zu sagen, dass der Titel „Revolver“ ist - womöglich war er bei dem Anruf im Circus Krone.“

„Was sollen denn die Eltern denken?“

Das „Revolver“-Cover ist wohl das wichtigste, das er in seinem Leben bislang gezeichnet hat. Anfangs habe er allerdings Zweifel gehabt. „Ich habe nicht gestritten, aber John war immer sehr ungeduldig. Ich bin manchmal sehr langsam und reagiere ein bisschen spät. Als er mich gefragt hat, ob ich das Cover machen will, gab es erstmal eine lange Pause, weil ich überlegen musste - um Gotteswillen, ein Cover für die Beatles. Das ging ihm nicht schnell genug, und dann wurde er sauer.“

Ausgerechnet der Beatle, mit dem er am engsten befreundet war und mit dem er lange zusammengewohnt hat, machte ihm beim Zeichnen die größten Schwierigkeiten: „George zu zeichnen, war nahezu unmöglich“, erinnert er sich. „Er war ein sehr schöner Mann, aber er hatte keine wirklichen Merkmale.“ Ganz anders als Lennon mit seiner markanten Nase oder McCartney mit seinen sehr beweglichen Augenbrauen.

Geholfen hätten ihm bei der Arbeit am Cover private Fotos aus den Anfangsjahren der Band. Eins von McCartney, mit Hut auf der Toilette sitzend, wurde von Produzent George Martin ausgemustert. „Was sollen denn die Eltern denken?“ Ansonsten habe sich die Band restlos begeistert gezeigt von Voormanns Werk. Auch die Erleichterung darüber hat der 78-Jährige in seinem Comic verewigt.

McCartney hat er zuletzt bei dessen Auftritt in München vor knapp zwei Wochen kurz getroffen, Ringo Starr hat er lange nicht mehr gesehen - aber er hat auch einen Beitrag zu dem Comic geleistet: „Er hat so eine liebe kleine Geschichte geschrieben. Sehr herzlich“, sagt Voormann. „Wenn wir uns treffen würden - wir würden eine Bomben-Zeit haben. Nur, das passiert nicht so oft. Wir sehen uns nur, wenn er mal ein Konzert hier hat oder so. Aber wenn wir uns sehen, dann ist das wie früher. Das würde ihnen wahrscheinlich jeder erzählen, der einen alten Freund wiedertrifft. Verändert haben sie sich natürlich, das ist klar. Aber im Grunde genommen: Der Kern ist noch genau der gleiche - ob das ein Paul ist oder ein Ringo.“ (dpa)

Mehr über die Beatles als Comic-Helden lesen Sie hier.

Britta Schultejans

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