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Haiku: Eine Seite aus "Von Spatz".

© Anna Haifisch / Rotopolpress

e.o. plauen-Förderpreis: Tierisch menschlich - Auszeichnung für Anna Haifisch

Die Comic-Zeichnerin Anna Haifisch bekommt am Freitag den e.o. plauen-Förderpreis. Eine Ausstellung in Plauen zeigt bis 16. Oktober ihre Arbeiten.

Der mit 2500 Euro dotierte e.o. plauen-Förderpreis der sächsischen Stadt Plauen geht in diesem Jahr an die Comic-Zeichnerin Anna Haifisch aus Leipzig. Zur Auszeichnung gehört eine Ausstellung mit Werken der Künstlerin, die vom 17. September bis zum 16. Oktober im Vogtlandmuseum zu sehen ist, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Der Preis selbst wird am Vorabend bei einer Festveranstaltung verliehen.

Mit der Vergabe des e.o. plauen-Förderpreises will die vogtländische Stadt Leben, Werk und Wirken des Zeichners Erich Ohser alias e.o. plauen (1903-1944) im Gedächtnis bewahren. Der Künstler hatte mit seinen Bildergeschichten von Vater und Sohn Bekanntheit erlangt. Der Förderpreis ist für Nachwuchskünstler gedacht, die die künstlerischen Traditionen Ohsers fortsetzen und wird alle drei Jahre von Plauen und der e.o. plauen-Gesellschaft vergeben.

Anna Haifisch, Jahrgang 1986, studierte in ihrer Heimatstadt Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst das Fach Illustration. 2013 gründete sie mit Freunden das Comic- und Grafikfestival „The Millionaires Club“, das zur Leipziger Buchmesse stattfindet. 2015 erschien ihr erstes Buch „Von Spatz“ in Deutschland und Frankreich, vor kurzem folgte eine deutsche Ausgabe ihrer zuerst auf Englisch bei vice.com veröffentlichten Episodenerzählung „The Artist“. Mehr von Anna Haifisch auf ihrer Website. Der e.o. plauen-Förderpreis wurde bisher sieben Mal vergeben, zuletzt 2013 an die Leipzigerin Renate Wacker.

„Mehr als eine Comiczeichnerin“

Im Folgenden dokumentieren wir die Begründung der Fachjury, verfasst von ihrem Vorsitzenden Andreas Platthaus, leitender Feuilletonredakteur der FAZ:

„Anna Haifisch – das ist ein Künstlername, und es gehört sich nicht, den richtigen zu verraten, wenn die Künstlerin es nicht selbst tut. Geboren wurde Anna Haifisch jedenfalls 1986 in Leipzig, und dort hat sie später auch studiert: an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, schließlich als Meisterschülerin beim Illustrationsprofessor Thomas M. Müller. Aber ihre Liebe gehört dem Comic, seit sie den Band „Approximate Continuum Comics“ des französischen Zeichners Lewis Trondheim (auch das ein Pseudonym) kennenlernte und dann einen einjährigen Auslandsaufenthalt in den Vereinigten Staaten absolvierte, bei dem sie die Klassiker des Metiers kennenlernte – und damit auch verstand, woher Trondheim die Vorbilder für seine autobiografischen Geschichten mit Tierfiguren hatte.

Im Zeichen des Pinguins: Anna Haifisch zwischen dem eigenen und Ohsers Werk.
Im Zeichen des Pinguins: Anna Haifisch zwischen dem eigenen und Ohsers Werk.

© Katrin Mädler/dpa

Seitdem zeichnet Anna Haifisch auch so: Ihre Protagonisten sind Menschen in Tiergestalt, ob es sich um die Strip-Serie „Gilbert“ handelt, die seit Jahren im Leipziger Stadtmagazin „Kreuzer“ abgedruckt wird, um die Fortsetzungsgeschichte „The Artist“ für das amerikanische Online-Magazin „Vice“ oder ihren Comicband „Von Spatz“, der auf Deutsch bei Rotopolpress und in französischer Fassung bei Misma erschienen ist. In diesem Buchdebüt erzählt Anna Haifisch von der imaginären Nervenklinik einer Frau Doktor von Spatz, in der Künstler behandelt werden; zu den Insassen zählen Walt Disney, Saul Steinberg und Tomi Ungerer.

Anna Haifisch ist aber mehr als eine Comiczeichnerin; sie ist auch eine Netzwerkerin, in Leipzig und darüber hinaus. Gemeinsam mit dem amerikanischen Zeichner  James Turek gründete sie den „Millionaires Club“, der parallel zur Leipziger Buchmesse eine eigene alternative Comicmesse ausrichtet. Gleichzeitig geben Haifisch und Turek eigenverlegte Heftchen im einfachen Kopierverfahren heraus, für die auch zahlreiche andere Zeichner Geschichten geschaffen haben. Und wie als Gegengewicht zu dieser bewusst unaufwändigen preiswerten Publikationsform ist Anna Haifisch auch ihrer schon aus Studienzeiten stammenden Liebe zur Druckgrafik treugeblieben und hat mehrere Siebdrucke nach eigenen Motiven hergestellt.“ (dpa/Tsp)

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