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Alltagsgeschichte mit Augenzwinkern: Der Comiczeichner und Designer Thomas Weyh mit dem vierten Band des Comics "Landshuter Stadtgeschichte - Renaissance und Dreißigjähriger Krieg".

© Jörg Koch/dapd

Geschichte im Comic: Asterix in Landshut

Immer öfter werden neben Genre-Klassikern auch zeitgenössische Comics im Schulunterricht benutzt. Die bayerische Stadt Landshut gibt gar eine eigene Serie zu ihrer Geschichte heraus, die sich aber nicht nur an junge Leser richtet.

Es ist ein frecher Blick, mit dem Thomas Weyh die Landshuter Stadtgeschichte zeigt. Den bayerischen Thronfolger Wilhelm zeichnet er mit gewaltigem Zinken und Läusen. Die Hosen des Adligen stehen im wahrsten Sinne des Wortes vor Dreck, die Schwiegermutter keift und Ehefrau Renata quasselt eine wirre Mischung aus Bayerisch und Französisch. Die Landshut-Comics sind alles andere als ein typisches Geschichtsbuch. Vielleicht gerade deswegen gibt es inzwischen schon vier Bände der Reihe.

Besonders beliebt sind die Bände an den örtlichen Grundschulen. Die Lehrer dort nutzen sie gern als Begleitmaterial für den Heimatkunde-Unterricht. Mit den witzigen Geschichten ließen sich die Schüler für Geschichte interessieren, sagt Anna Maria Moratscheck, Rektorin der Grundschule St. Wolfgang. „Die Kinder sind von dieser Art der Darstellung begeistert.“ Das ist durchaus so beabsichtigt. „Zielgruppe dabei sind nicht zuletzt die Schulen“, sagt die Kulturbeauftragte der Stadt, Uta Spies. Ihr Vorgänger Helmut Stix hatte die Idee, den Landshutern ihre Stadtgeschichte in unterhaltsamen Bildsequenzen nahe zu bringen. Inzwischen arbeiten Zeichner Weyh und Autor Werner Ebermeier, der die Comicbände um ausführliche Erklärungen der geschichtlichen Abläufe und Hintergründe ergänzt, seit 1998 zusammen. Der jüngste Band ist im November herausgekommen. Herausgegeben werden die Bücher, deren Auflage je nach Band zwischen 2.000 und 4.500 Exemplaren liegt, von der Stadt selbst.

Generation Asterix

Die Comics wenden sich aber nicht nur an Kinder. Auch Erwachsene greifen zu den gezeichneten Erzählungen der Stadtgeschichte. „Wir sind ja irgendwo alle die Generation Asterix“, sagt Landshuts Stadtarchivar Gerhard Tausche. Für ihn als Historiker ist der Geschichts-Comic zwar „ein außergewöhnlicher Weg“, aber so könne man die Leute an die Geschichte heranbringen. „Wir nutzen das Medium, aber das Historische muss stimmen“, sagt er.

Der 49-jährige Grafiker und Illustrator Weyh studiert deshalb ausgiebig zeitgenössische Vorlagen, bevor er sich ans Zeichnen der Comics macht, in die der Leser von Ritter Eisi mit seinem Hausdrachen Drago mitgenommen wird. Weyh bricht die Geschichte darin herunter und nimmt sich Zeit auch für die zu Beginn beschriebenen Anfechtungen des Alltags.

Auch ernste Themen

Doch „immer witzig geht auch nicht“, wie Stadtarchivar Tausche sagt. Beim Dreißigjährigen Krieg - neben der ausschweifenden Hofhaltung des Thronfolgers Wilhelm das zweite Thema des aktuellen vierten Bandes - verzichtet Weyh auf Scherze und folgt schlicht der Dramatik des tatsächlichen Geschehens wenn er von mehrmaligen Überfällen schwedischer Heere auf Landshut berichtet. Es gehe bei den Zeichnungen darum, die Dinge anschaulich zu machen, sagt er. Den Rest übernehme die Vorstellungskraft des Betrachters. Ein fünfter Band ist bereits in Planung. Er soll 2013 erscheinen und sich hauptsächlich der Zeit zwischen 1800 und 1828 widmen, als die bayerische Landesuniversität ihre Heimat in Landshut hatte. (dapd)

Thomas Weyh und Werner Ebermeier: Landshuter Stadtgeschichte, Hg. Stadtarchiv Landshut, je Band 18 Euro. Die Bücher sind neben den regionalen Buchhandlungen im Raum Landshut auch per Post-Bestellung beim Stadtarchiv Landshut unter folgender Adresse erhältlich: Luitpoldstraße 29a, 84034 Landshut.

Christian Muggenthaler

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