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© Illustration: Gene Ha/Zander Cannon

Leserforum: „Spannend, poetisch, lustig - wie das Leben“

Wir haben unsere Leser gefragt, welche Comics sie empfehlen. Hier eine Auswahl der Antworten.

Anderen Lesern würde ich auf jeden Fall "Top Ten" von Alan Moore und Gene Ha nahelegen. Den ersten Teil gab es mal auf Deutsch. Mittlerweile ist der Comic nur noch auf Englisch erhältlich. "Top Ten" handelt von einer Stadt, die nur von Superhelden bevölkert ist. Von der Gosse bis in die Chefetage verfügt jeder über irgendwelche Superkräfte. Weil es aber nicht nur Superhelden, sondern auch Superschurken gibt, existiert ein Superhelden-Polizeirevier - ebenjenes "Top Ten". Die Hauptfiguren sind allesamt Mitglieder einer Spezialeinheit des Reviers. Auch, wenn es sich anders anhört: Der Superheldencomic funktioniert auch ohne Überlegenheitsgehabe! Analysierte Alan Moore den Superhelden-Mythos in "Watchmen" als zutiefst sozialdarwinistisch, so treibt er dem Genre in "Top Ten" jegliche Überwältigungslogik aus. Stattdessen können er und Gene Ha ungestört fabulieren: Es gibt einen Taxifahrer mit Zen-Kräften, eine Synästhetikerin, einen sprechenden Hund mit Exoskelett, einen versoffenen russischen Telepathen... und so weiter. Außerdem wird ein Parallelkosmos aufgespannt, in dem fiktive Popsongs im Superhelden-Radio laufen und Werbung für Extra-Stretch-Unterhosen gemacht wird (mit dem Slogan "You don't wanna see me naked" - der Hulk würde sich freuen). Abseits der fröhlichen Spinnereien erzählt Moore wie gewohnt präzise von privaten Schicksalen. Und obwohl es selbst in der Superheldenstadt Probleme wie Korruption, Mord und Kinderpornographie gibt, ist das Buch längst nicht so fatalistisch und abgründig wie Moores übliches Werk. Ohne deswegen schwächer zu sein als seine vorangegangenen Comics, weicht die Mooresche Apokalyptik zugunsten der Ahnung einer Routine - und damit eines Morgens.
Ulrich Lücke

Meine Empfehlung ist explizit für Leser, die mit dem Medium noch nicht sonderlich vertraut sind: "Largo Winch". Grund: Dieser Comic vereint alle Tugenden der neunten Kunst. Keine in absoluter Spitzenleistung, aber auf sehr hohem Niveau. Setting, Story, Zeichnungen und nicht zuletzt die ordentlich produziert und gedruckte Hardcover-Ausgabe, dürfte Neueinsteiger schnell in ihren Bann ziehen und aufzeigen, das es sich bei Comics manchmal um die besseren Filme handeln kann (Stichwort Storyboard) - absolut einsteigerfreundlich!
David Müller

Zwei Comics die ich gerne empfehle, weil sie mir selber die Augen dafür geöffnet haben, wie großartig Comics sein können: "Maus" von Art Spiegelman und "Die große Macht des kleinen Schninkel" von Rosinski und van Hamme.
Marko Schulz

Ich würde von Jaques Tardi "120, rue de la gare" empfehlen - ist als Doppelband erschienen. Die Romanadaption des surrealistischen Autors Leo Malet hat zur Hauptfigur den chronisch schlechtgelaunten Detektiv Nestor Burma und spielt 1941 im besetzten Frankreich, hauptsächlich im nebligen Lyon und in Paris. Ein Comic wie ein gezeichneter Film-Noir, düster und lakonisch. Bestechende Dekors - super Story!
Christian Hansen

Ich empfehle "Bone". Die Farbgebung, die Technik des Zeichnens und die Texte sind einfach klasse.
Miriam Köbe

Gute und sehr gute Comics zeichnen sich meiner Meinung nach dadurch aus, dass sie neben einer guten Geschichte Form und Inhalt zu einer perfekten Einheit verschmelzen, um die Message bzw. Aussage des Autors zu unterstreichen.

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Morbid, erschreckend, böse. Eine Szene aus Tomas Otts »Cinema Panopticum«.

© Illustration: Ott

Ein Exemplar dieser Gattung sind die Comics von Thomas Ott. Morbid, erschreckend, böse und vor allem düster - ein paar Adjektive die Otts Comics treffend beschreiben. Bislang erschienen von 1989 bis jetzt drei großformatige Alben und zwei kleinformatige dickere Bücher im Schweizer Verlag Edition Moderne. Meist kurze Geschichten, die im Stil klassischer EC-Comics der 50er Jahre auf eine überraschende Pointe hinauslaufen. Ott erzählt ohne Worte, dafür mit Bildern, die das Gefühl vermitteln, einen Stummfilm zu sehen. Die Sprachlosigkeit seiner Comics gibt der Fantasie breiten Raum, sich in die dunklen Szenarios hineinzudenken. Comics wie z.B. „10“ enthalten in „Greetings from Hellville“, erschienen 1995, in dem ein Mitglied des Ku-Klux-Klans durch einen Voodoozauber zur Selbstverstümmelung getrieben wird. Oder „The Champion“, enthalten in „Cinema Panopticum“, erschienen 2005 (mein persönlicher Liebling), in dem ein mexikanischer Wrestler ein Match mit dem Tod hat und erst am Ende merkt das er diesen Kampf nicht gewinnen kann. Trotz all dem Horror, von dem Ott erzählt, bleibt er immer subtil: Es geht um die Psyche, nicht um vordergründige Effekte. Gezeichnet werden diese Geschichten von Thomas Ott im Stil der Schabtechnik. Ein Verfahren, in dem die Struktur des Bildes in Form von weißen Linien aus einem schwarz beschichteten Karton herausgekratzt wird. Damit das Weiß besser zur Geltung kommt, umrandet Ott seine Panels schwarz. Die Geschichten von Thomas Ott mögen nicht jeden Geschmack treffen, denn hier gibt es wahrlich nichts Warmes oder Beruhigendes. Aber Aufgrund der Verbindung von Form und Inhalt - düstere Geschichten und düstere Zeichnungen = einmalige Atmosphäre - bietet Ott in der Comicwelt eine einmalige Leseerfahrung, die seine Comics zu meinen Lieblingscomics machen. Da ich selbst Hobbycomiczeichner bin und Thomas Ott zu meinen Vorbildern zähle, hoffe ich Ihr Interesse auf diesen einmaligen Comicerzähler geweckt zu haben.
Michael Lauterbach

Donald Duck - weil ich die Serie mit 8 Jahren genauso gerne gelesen habe wie mit 40 Jahren!
Jan Roscher

Ich würde den Comic "Aida al confine" von Vanna Vinci empfehlen, weil sich in ihm die (unheimlich sorgfältig gezeichnete) reale Stadt Triest mit einer Phantasiestadt der Vergangenheit vermischt und somit eine ganz neue poetische Welt entsteht!
Hanna Robertz

"Bone" ist eine großartige Serie. Die Charaktere sind so besonders ausgearbeitet dass man gelegentlich den Fantasy-Kontext vergisst. Dies fängt mit dem Helden Fone an. Eine Figur dessen Lieblingswerk Moby Dick ist, kann einem als Leser nur grundsympathisch sein. Jeff Smith gelingt es sogar, den eigentlich unausstehlichen, extrem egoistischen und selbstgefälligen Phoney als Charakter vorzustellen, zu dem man sich doch irgendwie hingezogen fühlt. Im Comic-Genre gelang dies wohl am besten Carl Barks mit Onkel Dagobert, um einen Vergleich zu bemühen. Ich fragte mich auch schon warum sogar Phoney als symphatisch einzustufen ist, vielleicht liegt es an seinem Shirt? Nicht zu vernachlässigen ist der Strich von Jeff Smith. Sehr reduziert aber immer schwungvoll und in der Schwarz-Weiß Version mit grandiosen Hell-Dunkel Effekten. Einziges Manko in meinen Augen: Die Serie ist ein, zwei Bände zu lang. Als weitere Meisterwerke der Fantasy im Comic-Bereich würde ich zwei andere Serien nennen. Zum einen den Klassiker "Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit" von LeTendré und Loisel. Zeichner Loisel hat eine Ausdruckskraft, dass einem beim Lesen der Atem stockt bzw. der Leser muss sich daran erinnern, Luft zu holen. Detailliert und opulent, ohne unübersichtlich zu sein. Grandiose Figuren aus Flora, Fauna und der verschiedenen Rassen, die aufeinander Treffen, und nicht zuletzt eine grandiose Kolorierung. Auch die Geschichte von LeTendré ist vor allem zum Ende des ersten Zyklus faszinierend und spielt gekonnt mit bekannten Leitfäden der Literatur ohne im Klischee zu enden. Eine weitere Fantasy-Serie, die mich begeistern konnte, ist  “Lanfeust von Troy“ vom Gespann Arleston/Tarquin. Eine opulente Grafik gepaart mit einer Saga, die sich selbst nicht so ernst nimmt, ohne ins Lächerliche zu gleiten oder gar unspannend zu sein. Gelegentlich fühlt man sich sogar an den Humor Goscinnys erinnert.
Henning Lahr

Mein Empfehlung ist ein Klassiker, nämlich "Micky als Kurier des Zaren" im Lustigen Taschenbuch 17 "Micky und Minni". Die beste, lustige Literaturadaption in einem Comic, die ich kenne: Micky Maus als Michael Mausoff und der Tartaren-Führer Kater-Karlo-Khan ...
Rolf Wanka

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Blutspuren. Rutu Modans stilles Drama ist auf Deutsch bei "Edition Moderne" erschienen.

© Illustration: Modan

Mein Tip: Rutu Modans „Blutspuren“ - wegen der klaren Linie, sprich der schlichten Grafik und der interessanten Geschichte - ein Blick in den israelischen Alltag
Christopher Möhlenhof

Asterix - immer und immer wieder... ist einfach Kult
Jenny Wahlfeld

Welchen Comic ich empfehlen würde? Wenn es ein Lucky Luke sein soll, dann „Rantanplans Erbschaft“: Herrlich schräge Daltons, ein unheimlich liebenswerter dämlicher Hund und eine tolle Gesellschafts-Satire: Wer hinterlässt wem was, und wie gehen die damit um, die davon in irgendeiner Art betroffen sind - sei es als Erbe, Möchtegern-Erbe, Angestellte usw. Und Chester, Chester, Chester und Chester sind unübertroffen: „Zu welchem wollen Sie?" - "Zum zweiten, glaube ich" - "Sie finden ihn mit den drei anderen im Büro des Ersten..." (Bitte um Vergebung, ist aus dem Gedächtnis aus der Erstauflage zitiert).
Jörn Möhring

Ich würde "Der schwarze Baron" von Yves Got und Rene Petillon empfehlen: herrlich kurze und knappe Gesellschaftskritik, die immer noch sehr aktuell ist.
Christoph Fenske
 
Ich würde auf jeden Fall den Manga "Sailor Moon" empfehlen, weil es da um die wichtigsten Dinge geht, die uns Menschen bewegen: Freundschaft, Träume, Glaube, Hoffnung, das Gute und Böse - und Magie
Martina Seipolt

Ich würde jedem Spirou & Fantasio Spezial, Band 8: Porträt eines Helden als junger Tor von Emile Bravo empfehlen! Ich finde es eine schöne Rückkehr zu den Anfängen des Helden - ein nachdenkliches, charmantes Spiel mit den Möglichkeiten.
Außerdem empfehle ich Gaston - zeitlos witzig und deshalb wichtig.
Kilian von Keyserlingk

Meine Empfehlung: Lucky Luke, „Der Mann aus Washington“ (Band 84). Ein witziger neuer Lucky Luke. Im Gegensatz zu den Bänden „Lucky Luke gegen Phil Steel“. (Band 83), „Am Fluss der rosa Biber“ (Band 82) und „Die Gesetzlosen“ (Band 81) - alle noch von Morris - sind die neuen Lucky Luke` von Laurent Gerra sehr lustig und kurzweilig. Das haben das Team von Laurent Gerra (Autor), Achdé (Illustrator) und Klaus J?ken (Übersetzer) auch schon beim Vorgänger: „Die Daltons in der Schlinge“ (Band 80) gezeigt. Im Vergleich zu den neuen Asterix-Comics, die seit Goscinnys Tod nie mehr den Witz und den Charme der ersten Alben erreicht haben, amüsiere ich mich bei „Der Mann aus Washington“ doch sehr. Die Geschichte ist unterhaltsam und der Band versprüht einen nostalgischen Charme, nur die Zeichnungen sind wie immer bei Lucky Luke fern von jeglicher Perfektion. Einige der versteckten Anspielungen im Band sind so scharfsinnig, wie in den ersten Asterix-Bänden und es macht Spaß, wieder Lucky Luke zu lesen.
Corvin Blanke

Ich empfehle zwei Comics: "Bone" von Jeff Smith, weil er liebenswerte Protagonisten und eine wunderbar gezeichnete Szenerie hat. Die Geschichte vereint das Beste aus dem "Herrn der Ringe", "Asterix" und "Tim und Struppi". Außerdem: "Gipfel der Götter", weil in diesem fünfbändigen Manga das Klischee widerlegt wird, dass Manga nur mit Kulleraugen funktionieren. Selten gibt es so detailverliebt und genau gezeichnete Szenarien, die über so viele Seiten eine spannende und anregende Geschichte tragen.
Alex Jakubowski

Hellboy
: Einfach spitze gezeichnet und spannend
Bernd Kübler

Ich empfehle „Jessica Blandy“ von J. Dufaux und D. Renaud: Ein Psycho-Krimi (für Erwachsene) voller Kreativität und Sensibilität. Jeder Band enthält überraschende Abenteuer, schöne Bilder und spannende Geschichte. Besonders die hübsche Heldin ist menschlich, weil sie so stark und so schwach ist...
Manuel Comeron

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Unschlagbar. Eine Szene aus Mawils Supahasi-Band, der bei Reprodukt erschienen ist.

© Illustration: Mawil

Zu empfehlen gibt es im Prinzip nur eins: Die Supahasi-Comics von Mawil. Ein großartig gezeichneter, kleiner Sympath. Selbst das Comic-Häschen, das ich auf meinem Arm tätowiert habe, kann nicht gegen Supahasi anstinken. Und das will schon was heißen, denn ich liebe dieses Karnickel!
Fabian Engert

Hägar-Comics: absolut zeitlos und fast immer richtig witzig :-)
Claudia Stegemann

Mein Lieblings-Fantasy-Funny ist und bleibt seit Jahren "Bone". Es ist ein Comic, der mich schon zu Beginn gleich auf den ersten Blick ansprach, da die Comicseiten mit schönem Strich (damals in schwarz-weiß) etwas stilisiert und doch voller Leben gezeichnet sind. Die Atmosphäre kommt nicht erst beim tieferen Lesen, sondern schon durch die Zeichnungen. Und beim Lesen sieht man auf diesen schwarz-weißen Comicseiten regelrecht Farbe. So stark wirkt die Atmosphäre des Comics auf den Leser. Es ist eine wundervolle Abenteuergeschichte mit Anfang, Hauptteil und Ende (ohne Richtungsverlust zwischendrin oder verwurschteltem Erzählstrang). Mal spannend, mal poetisch, mal lustig, wie das Leben so ist. Glaubwürdig und sehr unterhaltsam.  Die Bones sind süß und angenehm, stolpern in eine fremde Welt mit vielen zu entdeckenden Wesen, Orten und Geheimnissen. Es ist eine schöne Abenteuerreise mit neuen Freunden. Jeder Charakter ist sehr gut ausgearbeitet und lebt von alleine. Eine ebenfalls sehr schöne Fantasy-Reihe ist „Lullaby“, die auf Deutsch in der Ehapa Comic Collection erscheint. Auch eine ansprechende Optik und eine gelungene Abenteuer-Fantasy-Geschichte mit aus Märchen berühmten Figuren, die hier aber ohne ihren eigenen altbekannten Story-Bogen auskommen müssen und eigene Abenteuer in einer anderen Fantasy-Märchenwelt gemeinsam erleben müssen. Es macht auch hier sehr viel Spaß, ihnen zu folgen. “Lanfeust von Troy“ ist eine weitere Comicreihe, die auch mit einer schönen Mischung aus Fantasy, Abenteuer und einem Schuss Humor daher kommt und den Leser mit einer bunten Truppe gut ausgedachter Comic-Charaktere ins Abenteuer schickt.
Michael Grimm

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