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Kind der Rache: eine Seite aus "Lady Snowblood".

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Manga „Lady Snowblood“: Der eiskalte Engel

Der Manga „Lady Snowblood“ inspirierte Quentin Tarantinos Film „Kill Bill“. Jetzt wurde das Rache-Epos von Kazuo Koike und Kazuo Kamimura neu aufgelegt.

Schon die erste Episode, in der die schöne Japanerin Yuki auftaucht, mündet in ein Gemetzel. Durch Falschspiel in einer Spielhölle aufgefallen, wird sie nackt ausgezogen und in den Schnee geworfen, Yakuza-Gangstern ausgeliefert. Doch sie ist nur scheinbar wehrlos und überwältigt die ganze Bande mit ihrem Schwert, das sie in ihrem Schirm versteckt hat. Auftrag erledigt.

Auftragsmorde an Politikern, Yakuza-Bossen oder Menschenhändlern

Die mit schwarzer Tusche gezeichnete Szene könnte aus Quentin Tarantinos Film „Kill Bill“ von 2003/04 stammen, in dem Uma Thurman einen Rachefeldzug gegen die Mörder ihres Mannes führt. Jedoch ist es der Auftakt von „Lady Snowblood“, eines 1400 Seiten umfassenden Mangas, der 1972 erschien und nun in drei Paperbacks bei Carlsen neu aufgelegt wird. Neben der japanischen Verfilmung von 1973 ist der Manga eine Hauptinspirationsquelle für Tarantinos Film.

„Lady Snowblood“ handelt von Yuki, die als Waise in einem Gefängnis aufwuchs. Als „Kind der Rache und der Hölle“ ist es ihr Schicksal, Rache an den Mördern ihres Vaters und den Vergewaltigern ihrer Mutter zu nehmen, die nach ihrer Geburt im Gefängnis starb. Daneben erledigt sie Auftragsmorde an korrupten Politikern, Yakuza-Bossen oder Menschenhändlern.

Auftrag erledigt: Eine Szene aus "Lady Snowblood".
Auftrag erledigt: Eine Szene aus "Lady Snowblood".

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Die mit vielen Erotik- und Gewaltszenen gespickte Fortsetzungsreihe, die ursprünglich im Magazin „Shueisha's Weekly Playboy“ erschien und sich an ein erwachsenes Publikum wendete, zieht auch heutige Leser durch ihre raffinierte, verschachtelte Erzählweise in den Bann. Der 1936 geborene Szenarist Kazuo Koike ist einer der wichtigsten Autoren des „Gekiga“, anspruchsvoller Mangas für Erwachsene, und wurde bekannt durch die Serien „Lone Wolf & Cub“ und „Crying Freeman“.

Eine Antiheldin ohne Gewissensbisse

Hier bietet er einen komplexen Einblick in die japanische Gesellschaft um 1890, die Meiji-Ära, eine Zeit des Umbruchs zwischen Tradition und dem Einfluss westlicher Werte: Eine oft schockierende wie erhellende Sittengeschichte.

Kazuo Kamimuras (1940-1986) elegante Zeichnungen ziehen den Leser in einen rauschhaften Bilderstrudel, überraschen ihn auf fast jeder Seite mit gewagten grafischen Perspektiven oder Action-Choreografien, die das Lesen der oft zynischen Handlung zu einem ästhetischen Genuss machen.

Mit „Lady Snowblood“ haben Koike und Kamimura eine faszinierende und doch rätselhaft bleibende Antiheldin geschaffen, die keinerlei Gewissensbisse kennt und ihre Gegner auch erotisch zu bezwingen versteht.

Kazuo Koike/Kazuo Kamimura: Lady Snowblood, Carlsen, 3 Bände mit 514/388 Seiten, je19,99 bzw. 16,99 Euro

Neu aufgelegt: Das Cover des ersten Bandes.
Neu aufgelegt: Das Cover des ersten Bandes.

© Carlsen

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