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© Illustration: Carlsen

Manga: Vom Mauerblümchen zum Racheengel

Nach dem Herzschmerz kommt der Hass: Der Manga "Skip Beat" erzählt von der Selbstfindung einer jungen Frau - komisch, überraschend und mit einer ungewöhnlichen Botschaft

"Skip Beat", ein Geheimtipp aus der Mangazeitschrift "Daisuki", erzählt von dem Mauerblümchen Kyoko, die ihrem Sandkastenfreund Sho nach Tokyo folgt. Er beginnt dort seine erfolgreiche Musikerkarriere und Kyoko kümmert sich um Haushalt und Geld. Schon bald schießt Shos Bekanntheit steil nach oben, er bekommt immer mehr und mehr (durchgehend weibliche) Fans. Kyoko und er können sich nur selten sehen. Kyoko schlägt sich durch mehrere Jobs, um die Miete für die teure Wohnung aufzubringen, ihre eigenen Wünsche stellt sie hintenan.

Eines Tages möchte sie Sho im Studio überraschen. Zufällig hört sie in dem Moment, dass Sho über sie redet. Er habe sie als Dienstmädchen nach Tokyo mitgebracht und selber halte er doch nichts von ihr. Er sei unter anderem auch deshalb nach Tokyo geflohen um Kyoko eben nicht heiraten zu müssen, wie seine Eltern es von ihm erwarteten. Shos Abfälligkeit und Undankbarkeit sind für Kyoko wie ein Schlag ins Gesicht. Urplötzlich erwachen in ihr die Wut und der Stolz und machen aus dem langweiligen Mauerblümchen einen Racheengel, der nur noch ein Ziel kennt – Sho in den Boden zu stampfen.

Im Herzen eine Träumerin

Doch Sho ist für einen normalen Menschen inzwischen unerreichbar geworden, das erkennt auch Kyoko, als sie aus dem Studio geworfen wird. Jetzt gibt es nur noch einen Weg zu ihm. Kyoko muss selbst ins Showbusiness einsteigen.

Skip Beat ist ein urkomischer, energiegeladener Manga, der ruhig beginnt, aber schon sehr bald wie ein Vulkan ausbricht. Kyoko ist ein großartiger Hauptcharakter. Die Diskrepanz zwischen dem Racheengel, für den es nur das Ziel gibt, Sho zu vernichten, und der Träumerin, die immer noch an Romantik und Märchen glaubt, gibt viel Zündstoff für überraschende Storyentwicklungen.

Gebrochene Herzen, Stolz und Ehrgeiz

Die Geschichte an sich sind realistisch dargestellt, mit einigen leicht übertriebenen Comedy-Einwürfen. Die Story selber geht eher gemächlich voran. Sehr bald muss Kyoko erkennen, dass der Weg ins Showbiz keineswegs frei von Stolpersteinen ist.

Und im Laufe der Geschichte entwickelt sie auch eine Liebe zum Schauspiel, was zu weiteren Highlights führt. Denn entgegen aller Erwartungen hat Kyoko unglaubliches Talent. Das, gepaart mit ihrem Ehrgeiz, führt zu vielen fantastischen Szenen, in denen Kyoko zeigen kann, was wirklich in ihr steckt. Von wegen Mauerblümchen!

Wer viele romantische Szenen erwartet, wird anfangs wohl etwas enttäuscht. Die Romantik findet sich oft zwischen den Zeilen und entwickelt sich erst in den späteren Bänden. Aber das ist auch nicht die Prämisse von "Skip Beat". Dieser Manga erzählt von mehr als nur von Liebe. Er erzählt von gebrochenem Herzen, von Stolz, von Ehrgeiz und von innerer Stärke, die aus all dem erwachen und Mauern niederreißen kann. Und das ist gerade für einen Mädchen-Manga eine sehr ungewöhnliche und erfrischende Botschaft.

Yoshiki Nakamura: Skip Beat, bislang 14 Bände (wird fortgesetzt), Carlsen-Manga. Mehr unter
diesem Link.

Unsere Gastautorin Natalie Wormsbecher lebt in Berlin. Von ihr sind unter anderem die Mangas "Life Tree's Guardian" (auf fünf Bände angelegt), "Summer Rain" und "Dämonenjunge Lain" im Tokyopop-Verlag erschienen.

Natalie Wormsbechers Website:

Natalie Wormsbecher

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