zum Hauptinhalt
Märchenhaft: Eine Seite aus „Die Ballade von Seemann und Albatros“.

© Illustration: Nick Hayes

Öko-Comics: Die Natur schlägt zurück

Gleich zwei Illustratoren nehmen sich jetzt der Müllberge in den Weltmeeren an – zeichnerisch beeindruckend und mit viel aufklärerischem Impetus. Eines der Bücher wurde für den Max-und-Moritz-Preis nominiert.

Hunderte Millionen Tonnen von Plastikmüll vergiften die Ozeane - diese Tatsache haben jetzt gleich zwei Künstler zu bemerkenswerten Bildgeschichten verarbeitet. In der Graphic Novel „Die Ballade von Seemann und Albatros“ (Mare, 352 Seiten, 28 Euro) erzählt der britische Autor und Illustrator Nick Hayes in Reimform und mit meisterhaften Bildkompositionen die Geschichte eines Seemanns. Der erlebt bei einer Reise durchs Müll-Meer die Rache der Natur, wird daran fast wahnsinnig und zieht fortan als Prediger wider die menschliche Überheblichkeit durch die Lande.

Die von märchenhaften Elementen durchzogene Erzählung, die jetzt auch für den Max-und-Moritz-Preis nominiert wurde, ist vor allem visuell imposant. Hayes’ kraftvolle Zeichnungen verbinden karikierende Elemente – er hat sich unter anderem mit politischen Cartoons einen Namen gemacht – mit ornamentalen Bildern und großartig in Szene gesetzten Darstellungen des Meeres und der Naturgewalten, die zum Teil mit Metaphern aus der antiken Mythologie illustriert werden.

Die Texte sind von S. T. Coledrigdes Ballade „Der alte Matrose“ inspiriert und von Henning Ahrens im Deutschen nachgedichtet worden. Die Übertragung ist gelungen, wirkt jedoch stellenweise etwas zu gewollt in Reimform gepresst („Ich liebe den Dominostein / aus Walgebein / ein erlesener Schmuck für mein Heim“).

In der illustrierten Kurzgeschichte „Polymeer – eine apokalyptische Reise“ (Onkel und Onkel, 48 Seiten, 19,95 Euro) spinnt die Berliner Illustratorin Alexandra Klobouk („Istanbul, mit scharfe Soße?“) die Idee eines holländischen Architekturbüros fort: Wenn künftig niedrig gelegene Regionen wie die Niederlande wegen des steigenden Meeresspiegels unbewohnbar werden, könnten die Menschen doch aus dem Plastikmüll einen neuen Kontinent bauen.

Bunter Alptraum: Eine Doppelseite aus „Polymeer – eine apokalyptische Reise“.
Bunter Alptraum: Eine Doppelseite aus „Polymeer – eine apokalyptische Reise“.

© Illustration: Alexandra Klobouk

Künstlerisch weniger ausgefeilt als Hayes, aber mit viel Fantasie setzt Klobouk die Idee um - in oft wortlosen, kunstvollen Kreidezeichnungen und knallbunten Collagen. Wie realistisch die vermeintlich absurde und mit viel schwarzem Humor erzählte Geschichte ist, untermauert die Autorin auch im Nachwort dieser Abschlussarbeit an der Kunsthochschule Weißensee mit ein paar ausgewählten Fakten.

Zwei bemerkenswerte Arbeiten, die auf unterschiedliche Weise künstlerisch beeindrucken, inhaltlich jedoch stellenweise etwas zu beseelt von ihrer pädagogischen Absicht sind.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false