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Klare Ansage: Königs gezeichneter Facebook-Kommentar.

© Illustration: Ralf König

Reaktion auf Hass-Kommentare bei Facebook: Ralf König: „Ich kotz im Strahl“

In der Debatte über rassistische Hass-Äußerungen in sozialen Netzwerken hat sich jetzt auch Comicautor Ralf König zu Wort gemeldet - mit einem gezeichneten Kommentar gegen Facebook.

„Nachdem ich in letzter Zeit in den Postings meiner Geliketen hier Fotos von ertrunkenen Kindern sehen muss und dazu soeben den Post eines 'Asylkritikers', der meint, dass ein ertrunkener Flüchtling nicht genug sei, das Meer hätte schon mehrere geschafft, und Facebook diesen Eintrag als 'nicht gegen die Richtlinien verstoßend' einstuft, entschließe ich mich, meiner Magensäure zuliebe keine Postings mehr zu lesen und mich nur noch durch die Tageszeitungen auf Papier zu informieren - wohl wissend, dass auch deren Berichterstattung nicht immer das Gelbe vom Ei ist! Aber die haben wenigstens keine Kommentarleisten!“, schreibt der Zeichner, der sich auch in seinen Büchern, Comic-Strips und Cartoons immer wieder zu gesellschaftlichen Debatten äußert und gegen sexuelle Tabus und Bigotterie angeht, auf seiner Facebook-Seite.

Kürzlich hatte wie berichtet ein Berliner Rechtsextremist den Tod des ertrunkenen Flüchtlingskindes Aylan auf Facebook gefeiert. Das rief Polizei und Justiz auf den Plan. Ermittler beschlagnahmten den Computer des 26-Jährigen.

Neben der Empörung über derartige Postings richtet sich Königs Kritik aber auch gegen den Facebook-Konzern, der einerseits bei Inhalten mit sexueller Konnotation sehr schnell interveniert, Aussagen wie den zynischen Jubel über tote Flüchtlinge aber nicht als Verstoß gegen die eigenen Richtlinien bewertet.

„Mal sehen, ob dieser Eintrag gegen die Richtlinien verstößt“

„Es ist eine Schande, dass wir alle - mich eingeschlossen - mit unserer Kommunikation am Nasenring eines US-Konzerns hängen, dessen sexuelle Verkrampftheit konträr zur Verharmlosung von menschenverachtenden rechtsextremen Aussagen steht“, schreibt König. Er hoffe, das Justizminister Heiko Maas bei seinem Treffen mit Facebook-Vertretern „wenigstens deutliche Worte“ finde, „auch wenn sie die eh nur belächeln“. Königs Fazit, das er auch in einer Zeichnung zu seinem Posting darstellt (siehe Illustration oben): „Ich kotz im Strahl! Mal sehen, ob DIESER Eintrag gegen die Richtlinien verstößt, auch wenn kein Pimmel zu sehen ist!“

Zumindest bis Dienstagabend hatte der Konzern offenbar mit Königs Beitrag keine Probleme, er war uneingeschränkt auf der Facebook-Seite des Zeichners zu sehen. Königs Kommentar, der bislang fast 2000 Mal von seinen Lesern geteilt wurde, wird auf seiner Facebook-Seite rege diskutiert. „Du bist mit Deinem Ärger nicht alleine. Und ich kann Deinen Frust wirklich gut verstehen, mir geht es seit Wochen auch so“, schreibt ein Nutzer. „Es ist einfach nur widerlich was FB da treibt bzw. nicht treibt“, schreibt ein anderer.

Manche Kommentatoren werfen allerdings König vor, durch die Benutzung von Facebook als Forum auch für seine drastische Kritik den kritisierten Konzern doch zugleich zu unterstützen: „Na dann los. Facebook Konto schließen und hier nix mehr machen“, schreibt ein Kommentator. „Jeder Post von Ihnen generiert dem ungeliebten Unternehmen Facebook Geld. Das bedeutet, mit ihrem auskotzen helfen Sie Facebook und erreichen.. Nix.“

„Facebook darf kein Forum für Neonazis sein“

Bundesjustizminister Heiko Maas appellierte derweil am Dienstag erneut an Facebook, schärfer gegen rassistische und fremdenfeindliche Einträge in dem Online-Netzwerk vorzugehen. „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, und Facebook darf auch kein Forum für Neonazis sein“, sagte der SPD-Politiker am Dienstag bei der ersten Lesung des Justizhaushalts im Bundestag.

Polizei und Justiz hätten schnell gehandelt, als Extremisten den Tod des syrischen Flüchtlingskindes Aylan bejubelt hätten. „Aber ich kann es einfach nicht verstehen, dass dort, wo solche Dinge veröffentlicht worden sind, wie etwa bei Facebook, man sich erneut sehr schwergetan hat, rasch und entschlossen gegen solche Hetze vorzugehen“, kritisierte Maas. Der Minister will sich am 14. September mit Facebook über das Problem unterhalten. Facebook verteidigt sein Vorgehen bislang.

Mit 28 Millionen Facebook-Nutzern allein in Deutschland präge das Internet die Debattenkultur und das gesellschaftliche Klima. „Deshalb sollte niemand ignorieren, was dort vor sich geht.“ (mit dpa)

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