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Verkauft ist verkauft. Was opfern wir, um unsere Wünsche zu erreichen. Solche Fragen stellt "Wytches".

© Abbildung: Splitter

Scott Snyders „Wytches“: Zwischen Angst und Erlösung

Scott Snyders Horror-Comic „Wytches“ besticht durch einen komplexen Plot und Bildern, die mit manchen Genre-Konventionen brechen.

Das Mahlen ihrer Zähne kündigt sie an, jene „Wytches“ aus Scott Snyders gleichnamigen neuen Comic. Ein insektengleiches, mahlendes „chit, chit“, dass aus den Wäldern dringt. Und wenn es erklingt, dann verschwinden Kinder, sterben Menschen und lösen sich die Grenzen auf zwischen Natur und Kreatur.  

Mit klassischen Hexen (engl. "witches") haben die Wesen allerdings wenig zu tun, auch wenn der US-Autor dem jetzt erschienen Sammelband, der die ersten sechs Hefte seiner 2014 bei Image gestarteten Reihe vereint, noch eine klassische Lexikondefiniton des Begriffs vorangestellt hat. Hier geht es nicht um fliegende Besen und Zauberkessel. Seine Hexen sind uralte, fremdartige Mutanten, die den Menschen gegen verpfändete Seelen Wünsche erfüllen.

Im Zentrum der Geschichte, die viel mit Rückblenden arbeitet, die erst nach und nach ein Bild ergeben, stehen die junge Sailor Rook und ihr Vater, der seiner Tochter nach einem zunächst nicht näher beschriebenen traumatischen Erlebnis in einer Kleinstadt in den Wäldern New Hampshires einen Neustart ermöglichen will. Doch natürlich ist die Vergangenheit dazu bestimmt, die Familie einzuholen.

Fantasy-Plot auf mehreren Ebenen

Was als klassische Horrorgeschichte beginnt entwickelt, sich dann nach und nach zu einem um diverse Metaebenen erweiterten Fantasy-Plot, der nicht nur klassische Heldenreisen zitiert und das Leben eines Comicautors schildert, sondern auch Fragen nach dem egoistischen Kern der conditio humana aufwirft. Gelesen werden will es auch als Parabel auf das Erwachsenwerden und wie Eltern mit den Ängsten ihrer Kinder umgehen.

Dass sich Scott Snyder, der zuletzt besonders für seine Arbeiten am DC-Titel „Batman“ viel Applaus bekam,  dazu wirklich ein paar Gedanken gemacht hat, kann man den sehr persönlich gehaltenen Nachwörtern der Einzelhefte entnehmen, die im Anhang des vorliegenden Bandes neben Vorstudien des Zeichners und des Koloristen gesammelt präsentiert werden.

Von drauß' vom Walde. Die Natur gibt, aber sie nimmt auch. In diesem Fall das Mädchen Sailor Rook.
Von drauß' vom Walde. Die Natur gibt, aber sie nimmt auch. In diesem Fall das Mädchen Sailor Rook.

© Abbildung: Splitter

Angst, Trauma, Flüche, Hoffnung, Verrat, Dunkelheit und Erlösung: Wo sich der Plot klassischen Themen der Horrorgeschichte bedient, brechen die Bilder des Zeichners Jock und des Koloristen Matt Hollingsworth hingegen mit vielen Konventionen des Genres. Bunt statt düster, oft stark expressionistisch und durch das überlagern von mehreren Ebenen stark verfremdet satt hart kontrastiert, wirken die Bilder manchmal gleichzeitig unscharf und überladen, erwecken jedoch besonders durch die übersteuerte Farbgebung einen stark verstörenden Effekt.

Scott Snyder, Jock: „Wytches – Band 1“, Splitter, 184 Seiten, 24,80 €

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