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© 2009 Les Éditions Albert René/Goscinny-Uderzo

Serie: Mein Asterix (5): "Lustig, liebevoll und keine Scheu vor Drogen"

Vor 50 Jahren erschien das erste Asterix-Abenteuer. Das Zeichner-Autoren-Duo Gerhard Seyfried und Ziska über den Einfluss des Comic-Klassikers auf seine Arbeit

Was haben Euch Asterix und Obelix früher bedeutet, welche Relevanz haben Sie heute?

Seyfried:

Ich habe sie natürlich mit großem Vergnügen gelesen. Ganz toll fand ich sie immer im Vergleich zu den abgehobenen amerikanischen Superhelden aus den Marvel-Fabriken: Sehr europäisch, sehr menschlich, lustig und liebevoll, keine Scheu vor Drogen. Zweifellos mit großem Spaß entstanden. Großes Kino auf Papier.

Ziska: Asterix und Obelix gab es nicht bei uns Zuhause. Da gab es nur „Asterix und das Atomkraftwerk“. Eine politische Parodie, gut gemeint, aber mit bösem Ausgang, wie ich heute weiß. Uderzo bzw. der Verlag hat die Zeichner auf eine Millionen Mark verklagt. Darum habe ich Asterix und Obelix bei meiner Freundin gelesen, ihr Vater war ein großer Fan und hat sie mir näher gebracht. Ich habe sie alle verschlungen. Einen nach dem anderen und dann wieder von vorne.

Hatte die Arbeit von Goscinny/Uderzo einen Einfluss auf Eure Entwicklung als Autor(in)/Zeichner(in)?

Seyfried:
Ja, sie haben meinen Spaß an Comics gefördert, und die Lust, selbst welche zu entwickeln. Darüberhinaus lehrreich in technischer Hinsicht: Der sehr gelungene und prägnante Ablauf der Erzählung in Bildern, ohne Längen und Verirrungen. Der Sprachwitz gefiel mir ganz besonders.

Ziska:
Bestimmt, die Comics sind in mein System eingespeist und wirken weiter.

Was mögt Ihr an den Asterix-und-Obelix-Geschichten, was nicht?

Seyfried: Sehr schön ist die Dorfgemeinschaft mit ihren Macken und Running Gags: Majestix’ Transportproblem auf dem Schild, oder die Fisch-Schlachten, um nur zwei zu nennen. Reizvoll auch die Reisen ins Ausland, etwa nach England, und der Sprachwitz im Zusammenhang damit.

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Kreatives Duo. Gerhard Seyfried und Ziska Riemann.

© Meisterstein

Nach Goscinnys Tod haben die Geschichten allerdings an Reiz verloren. Ich verstehe, dass man eine so erfolgreiche Serie weiterführen wollte, aber ich hätte mir gewünscht, dass man es in einer wenigstens annähernden Qualität tut. Stories, Gags und Texte sind nicht mehr so gut und sind zu Massenware verkommen.

Ziska:
Es gibt es einiges aus den Asterix-und-Obelix-Comics, was mir bis heute hängengeblieben ist. Der Druide, der immer nach Misteln sucht, der kleine Hund, der gutmütige Tolpatsch Obelix. Ich hätte auch gerne mal von diesem Zaubertrank genascht.

Was wünscht Ihr Asterix und seinen Lesern zum 50. Jubiläum?

Seyfried:
Eins von beiden: Dass man nach einem wirklich guten neuen Team sucht, oder die Serie zur verdienten ewigen Ruhe bettet. Natürlich sollen die alten Bände erhältlich bleiben.

Ziska:
Dass sie immer wieder Spaß an den Bänden haben, sie zitieren und herzlich lachen!

Gerhard Seyfried , Jahrgang 1948, und Ziska Riemann, Jahrgang 1973, haben als Duo Anfang der 1990er Jahre mehrere Comicbände veröffentlicht und arbeiten derzeit, nach zehnjähriger Comicpause, an einem neuen gemeinsamen Band - mehr dazu und exklusive erste Bilder aus dem Album gibt  es hier. Mehr dazu auf ihrer gemeinsamen Website oder separat auf Ziskas Website und auf der von Seyfried. Ihre gemeinsamen Comics sowie alle grafischen Werke von Seyfried sind kürzlich bei Zweitausendeins in einem aus zwei Teilen bestehenden opulenten Sammelband neu aufgelegt worden, mehr dazu unter diesem Link und hier. (lvt)

Im Ehapa-Verlag erschien am 22. Oktober anlässlich des 50. Jubiläums das neue Asterix-Album Band 34. Mehr unter www.asterix.de, www.ehapa.de oder www.ehapa-comic-collection.de.

In uns
erer Reihe "Mein Asterix" folgen in den kommenden Tagen Beiträge von Mawil, Elke R. Steiner sowie Émile Bravo.

Bereits erschienen: 
Ralf Kön
ig erklärt, wieso er keine neuen Asterix-Geschichten mehr lesen will,
Sascha
Hommer erzählt, wieso der kleine Gallier seine erste Identifikationsfigur wurde,
Ulli Lus
t beschreibt, wieso sie sich mehr für historische Figuren als für Schlachten interessierte und
Rein
hard Kleist beschreibt, wie man zwar den Comicleser aus Gallien rauskriegt, aber nie Gallien aus dem Comicleser.
 

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