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Batman im Rausch: Eine Seite aus „Hinter den Spiegeln“.

© Panini

Superhelden-Comics: Verpackungskünstler

Zwei neue Superhelden-Bände erkunden Batman jenseits der normativen Übermenschenästhetik - mit ambivalenten Resultaten.

Es gibt Gesetze auf dieser Welt, die kann man nicht ändern. Eines davon: Ständige Wiederholung führt irgendwann zu Routine und Langeweile. Eine andere: Wer eine Batman-Geschichte erzählt, kommt weder an der Maske, noch dem Cape, noch den übrigen etablierten Eckpfeilern des inzwischen fast 75 Jahre alten Kosmos vorbei. Der Weg, mit dem viele Comic-Künstler die kreative Sackgasse umgehen, ist der des Theaters: Sie überholen die Inszenierung. Wenn man den Mythos schon nicht verändern kann, dann doch wenigstens die Requisiten.

Bei Panini erschienen jüngst zwei neue Batman-Geschichten, die solche optischen Experimente jenseits der normativen Übermenschenästhetik gewagt haben. Da ist zum einen der reichlich reißerisch als „Bauwerke des Todes“ übersetzte Band „Death by Design“, der mit Bleistift-Zeichnungen beeindruckt, die die Düsternis alter Schwarz-Weiß-Krimis verbreiten. Auch sonst ist der britische Zeichner Dave Taylor was Mode und Equipment angeht fest in den Anfangstagen der Batman-Comics verhaftet: Sogar das Batplane hat hier noch zwei Propeller.

Das Ergebnis ist trotz einiger Macken wie der gelegentlich unproportional erscheinenden Körper und der Tatsache, dass die Figuren permanent mit geschlossenem Mund reden, stimmungsvoll anzusehen. Besonders die Stadtlandschaften, architektonischen Einfälle und Gebäudeinterieurs, die Taylor aufs Papier bringt, sind gleichermaßen packend und beklemmend.

Die Geschichte des Designers Chip Kidd, der mit „Bauwerke des Todes“ seinen Einstand als Comicautor gibt, kann da nicht ganz mithalten: Der alte Bahnhof von Gotham soll abgerissen werden, was Bruce Wayne/Batman aus logistischen Gründe nicht unrecht wäre. Allerdings ist der Neubau nicht unumstritten, der Architekt des Wahrzeichens verschwunden, und eine Reihe von Attentaten werden auf am Bau Beteiligte verübt. So weit, so klassischer Suspense-Plot. Wer ein wenig aufpasst, weiß allerdings bereits nach 20 Seiten worauf das alles hinausläuft. Und dass am Ende Kommissar Zufall kräftig mitermittelt, trägt genauso wenig zur Stimmung bei wie der eigentlich völlig überflüssige Nebenplot mit dem Joker und der nur in einem einzigen Panel komplett zusammenhanglos auftauchende Pinguin.

Das erzählerisch krasse Gegenteil ist die Geschichte „Hinter den Spiegeln“. Wenn „Bauwerke des Todes“ einem Film Noir der 1940er Jahre ähnelt, gibt sich der Band von Bruce Jones und Sam Kieth als Wiedergänger der Psychedelic-Art der Hippie-Ära.

Vollgepumpt mit Drogen halluziniert sich Batman hier auf der Suche nach einem Mörder durch seine Erinnerungen und den Kosmos von „Alice im Wunderland“, deren Welt wahrlich nicht zum ersten Mal als Metapher auf den LSD-Rausch herhalten muss. Sam Kieth, der mit seinen Arbeiten für Neil Gaimans „Sandman“ bekannt wurde, bebildert das alles mit einer irren Mischung aus Kinderzeichnung, Karikatur, düsterem Action-Comic und Pin-Up. Absurder Klamauk und harter Krimi gehen dabei übergangslos ineinander über.

Optisch beeindruckend, erzählerisch durchwachsen: Die Cover der beiden Bände.
Optisch beeindruckend, erzählerisch durchwachsen: Die Cover der beiden Bände.

© Panini

Das macht lange Spaß, wird auf Dauer allerdings zunehmend anstrengend, weil die zugrunde liegende Story unter der Bilderflut völlig erstickt und es einem nach rund 120 Seiten dann herzlich egal ist, wer eigentlich wen, wann und wie umgebracht hat.

Als Bilderbücher sind beide Bände bemerkenswert, als Erzählungen – so unterschiedlich sie sein mögen – jedoch nur Durchschnitt.

Bruce Jones & Sam Kieth: „Batman – Hinter den Spiegeln“, Panini, 116 Seiten, 14,95 Euro
,Chip Kidd & Dave Taylor: „Batman – Bauwerke des Todes“, Panini, 116 Seiten, 14,95 Euro

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