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Kultur: Coole Hunde „25 Watt“, der Debütfilm der „Whisky“-Regisseure

Eine Szene im Aufzug gibt es auch hier schon. Später, in „Whisky“, einem der schönsten Filme des laufenden Kinojahres, haben die beiden Regisseure Juan Pablo Rebella und Pablo Stoll aus Uruguay eine ausweglose Liebesgeschichte in Fahrstuhlbildern festgehalten.

Eine Szene im Aufzug gibt es auch hier schon. Später, in „Whisky“, einem der schönsten Filme des laufenden Kinojahres, haben die beiden Regisseure Juan Pablo Rebella und Pablo Stoll aus Uruguay eine ausweglose Liebesgeschichte in Fahrstuhlbildern festgehalten. In ihrem Debütfilm „25 Watt“, der angesichts des Erfolgs von „Whisky“ kurzfristig in die deutschen Kinos kommt, ist die Fahrstuhlfahrt hingegen Symbol der ewigen Wiederkehr des Gleichen. Der junge Leche (Daniel Hendler), der jeden Tag neben seinem Nachbarn im Fahrstuhl steht, denkt sich im Kopf die vorhersehbare Konversation aus – und ist dann ganz erstaunt, als es anders kommt.

Die Lakonie von „Whisky“ ist auch in „25 Watt“ schon vorhanden, der trockene Witz, die zärtliche Aufmerksamkeit gegenüber den Charakteren. Der Ton jedoch ist ein anderer: Hat „Whisky“ die formale Strenge, die Wortkargheit eines Aki Kaurismäki, ist „25 Watt“ ein ausgesprochener Laberfilm. Ohne Punkt und Komma reden, räsonieren, diskutieren seine drei Protagonisten sich durch den Tag. Die jugendlichen Slacker, die einen Tag lang in Montevideo auf der Straße herumhängen, sich von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsliebe durchs Leben schlagen, sind gewiss nicht die Hellsten. „Das bist du“, sagt einer zum anderen und hält eine Glühbirne mit 25 Watt hoch – daher der Filmtitel. Doch coole Hunde sind sie allemal. Es fällt nicht schwer, sich die beiden 1974 geborenen Regisseure hinter ihnen vorzustellen.

Ein Erstlingswerk, nach einigen Kurzfilmen an der Uni, gedreht in kargem Schwarz-Weiß, mit einer ausgeflippten Kamera, die nach Belieben springt und stehen bleibt, im Reißschwenk durch die Straßen fährt und sich auch gern mehrfach um die eigene Achse dreht. Experimentell das Ganze, voller Dialogwitz und mit kühl komponierten Bildern. Viel Pubertäres ist bei „25 Watt“ noch dabei: So dreht sich der running gag darum, ob es Glück oder Unglück bringt, in Hundescheiße zu treten. Ein Hamster namens Alfredo wird mit Hundefutter zu Tode gebracht. Später sitzt man vor der Glotze und sieht Pornofilme – die senile Großmutter muss die Antenne halten. Alkohol, Drogen, Kabelfernsehen sind die Konstanten des Lebens – die Frauen, Freundinnen, Italienischlehrerinnen noch nicht mehr als ein entferntes Objekt der Begierde. Ein Leben im rasenden Stillstand, das ist es, was „25 Watt“ uns zeigt – und ein Versprechen der beiden Regisseure. In „Whisky“, drei Jahre später, haben sie es eingelöst.

In Berlin im Central

Christina Tilmann

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