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Szene aus "Cosi fan tutte"

© AFP

„Così fan tutte" an der Komischen Oper: Auf schwankendem Grund

Mozarts „Così fan tutte“ haftet der Ruf des Komödiantischen an, dabei hat das Stück einen düsteren Subtext. An der Komischen Oper holt Alvis Hermanis die Geschichte nun ins 21. Jahrhundert.

Das Etikett lügt, die schöne Aufmachung ist eine Mogelpackung: Als „Komisches Singspiel in zwey Aufzügen“ wurde Mozarts „Così fan tutte“ bei der Uraufführung 1790 angepriesen. Dieser Ruf des Komödiantischen haftet dem Stück bis heute an. Zu Unrecht.

Zwei Frauen, felsenfest von der Liebe zu ihren Partnern überzeugt, geben sich schon nach einem Tag zwei Fremden hin, die in Wahrheit ihre verkleideten Liebhaber sind. Alles steht auf schwankendem Grund, du kannst niemandem vertrauen – was soll daran lustig sein? „Così fan tutte“ hat einen düsteren Subtext, eine ehe- und moralzersetzende Botschaft, die der Grund sein dürfte, warum es das Werk im 19. Jahrhundert schwer hatte, sich gegen die beiden anderen Da-Ponte-Opern Mozarts durchzusetzen. Im Grunde bis heute. Trost bietet, wie so häufig, Mozarts Musik. Eine „haptische, fast erotische Qualität“ attestiert ihr der lettische Regisseur Alvis Hermanis, der das Stück jetzt inszeniert. „Den damaligen Zuhörern muss sie sprichwörtlich unter die Haut gegangen sein.“ Die Entstehungsbedingungen des Stücks, seinen historischen Hintergrund, die geschichtliche Dimension im Theater – all das will Hermanis nicht ignorieren. Auch auf die Gefahr hin, altmodisch zu wirken.

Eigentlich ist er Schauspielregisseur, „Così“ ist erst seine dritte Oper. Für Berlin hat er eine Konstruktion gefunden, die es ihm erlaubt, das 18. Jahrhundert mitsamt seiner überbordenden Sinnlichkeit im 21. auf die Bühne zu bringen: Das Stück spielt in einer Restauratorenwerkstatt der Gegenwart, die Gemälde erwachen zum Leben, bilden eine Brücke zwischen den Zeitebenen und in eine Epoche, die nur scheinbar sehr lange her ist.

Komische Oper, So 3.11., 18 Uhr (Premiere), Sa 9.11., Fr 15.11., 19.30 Uhr, 12-85 €

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