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Kultur: Cream

Diese Woche auf Platz 23 mit: „Royal Albert Hall London May 2005”

Es gibt sie noch, die guten Dinge. Live-geschwitzt und handgemacht. Wie bei Manufactum. In Zeiten, wo es „Film-Filme“ gibt, müsste man, klänge es nicht völlig gaga, vielleicht von „Musik-Musik“ sprechen. Die englische Sprache hat es da besser: Der Ausdruck „Musician’s Music“ bezeichnet zwar eine Spezialisten-Mucke, die von meist männlichen, selbst ein Instrument spielenden Zuschauern kritisch kopfnickend gewürdigt wird. Aber Cream waren immer auch das: Supervirtuosen, die in Zehntelsekunden mehr verschiedene Noten spielten als heute ein Techno-DJ in einer Woche. „Clapton ist Gott“, sprühte man Mitte der Sechziger an Londoner Hauswände. Dabei gilt Clapton im Vergleich zu vielen seiner Gitarren-Kollegen als „Slowhand“.

Cream gab es nur etwas länger als zwei Jahre. Clapton, Bassist Jack Bruce und Drummer Ginger Baker verbrachten die Zeit von 1966 bis ’68 ausschließlich damit, Platinalben zu veröffentlichen und Riesenarenen zu bespielen und riesige Egos zu kultivieren. Die drei hatten sich bald derart in ihre Eigenheiten verstiegen, dass nichts mehr ging. Bruce zog sich auf seine schottische Insel zurück, Baker suchte seine rhythmischen Wurzeln in Nigeria, und Clapton verschwand für einige Zeit in einer Heroinwolke. Er war trotzdem der Einzige, der wieder richtig auf die Füße kam.

188 Jahre stehen da auf der Bühne, der Buena Vista Social Club des Progressive Rock. Das Wiedervereinigungskonzert von Cream ist auf eine ähnliche Weise überraschend wie das von Pink Floyd bei „Live8“: Sie können es noch, sogar besser als damals. Rente mit 70? Für Cream kein Thema.

Ralph Geisenhanslüke

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