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Kultur: Da glimmt noch was

Das Edle und das Schäbige: Die Galerie Barbara Thumm zeigt Gemälde von Christian Hoischen

Er würde es nicht mehr lange machen, aber die Muskeln ließ er trotzdem noch einmal so richtig spielen. Kühlergrill, Breitreifen, Fünffach-Spoiler – mit seinem „Sportwagen“ aus Styropor hat Christian Hoischen 2000 bewiesen, dass er imstande ist, die große und die kleine Form auf das Zauberhafteste zu vereinen. Nun zeigt die Galerie Barbara Thumm neben Zeichnungen von Ralf Ziervogel sieben neue Gemälde des 1966 in Köln geborenen Künstlers und wieder treffen diese spezifischen Gegensätze aufeinander: das Kunstvolle und das Rohe, das Edle und das Schäbige, die Sehnsucht und ihre Verleugnung.

Hoischen, einer der profiliertesten jungen Künstler hier zu Lande, versteht es wie kaum ein zweiter, sein Publikum süffig zu unterhalten und ihm gleichzeitig düstere Ahnungen zu vermitteln, damit es sich ja nicht zu sehr amüsiert. Eine Diskokugel, ein Ledersofa, zwei Luxusuhren, ein Bild von Isabella Rosselini in David Lynchs „Blue Velvet“ (4500 bis 9000 Euro), das sind die auf den ersten Blick ziemlich schlichten Motive, die allerdings durch ihre spezielle Machart einen unerwarteten Dreh bekommen.

Was wortwörtlich zu verstehen ist. In gewissem Sinne ähnelt Hoischens Arbeitsweise der Hinterglasmalerei – was man als Betrachter sieht, ist die Rückseite der Abbildung, ihr Negativ-Bild sozusagen, und dies ist durchaus metaphorisch gemeint. Die Traumfrau und der Exzess, der teure Gebrauchsgegenstand und die Vorstellung vom guten Leben sind einerseits durchaus verlockend und andererseits überzogen von einer klebrigen Oberfläche, die sich nicht in der Substanz erschöpft, welche Hoischen über seine Gemälde zu schütten pflegt. Da glimmt noch was, da hört man noch ein Echo, aber im nächsten Moment ist es verloschen und nur noch Illusion. Unter der Oberfläche modert es, man kann es fast schon riechen: Diese Bilder sind schön – und rabenschwarz.

Galerie Barbara Thumm, Dircksenstraße 41, bis 27. März; Dienstag bis Freitag 11 – 18 Uhr, Sonnabend 13 – 18 Uhr, heute bis 20 Uhr.

Ulrich Clewing

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