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Emma Thompson und Daniel Brühl.

© dpa/Kay Nietfeld

Daniel Brühl und Emma Thompson auf der Berlinale: „Machen Sie Witze?“

Auf der Pressekonferenz zu "Jeder stirbt für sich allein" sprechen Daniel Brühl und Emma Thompson über Flüchtlinge und das britische EU-Referendum.

Nazi-Deutschland? Nein. Zunächst ist die Gegenwart dran. Die erste Frage an das Team von „Jeder stirbt für sich allein“ geht an die britische Schauspielerin Emma Thompson. „Was ist ihre Meinung zur Position Englands in der Flüchtlingskrise?“ Schlagfertig wie die Oscar-Preisträgerin ist, fackelt sie nicht lange und reicht die Kröte an den Kollegen Daniel Brühl weiter. Der habe morgens schon was Schlaues zu dem Thema gesagt und außerdem „lebt er schließlich hier, also in Europa, und nicht wie ich auf einem kleinen grauen abgelegenen Eiland“. Daran erinnert der sich zwar nicht mehr, nutzt aber die Gelegenheit, vor dem Erstarken rechter Bewegungen und „faschistischer Ansichten“ in Deutschland und Europa zu warnen, die das Flüchtlingsthema instrumentalisieren. Womit dann auch der Bogen zum widerständigen Ehepaar Quangel im Berlin der Nazizeit geschlagen wäre, von deren Schicksal „Jeder stirbt für sich allein“ erzählt.

Daran gibt der Weltpresse nicht die historische Tatsache des unorganisierten Widerstands einfacher Deutscher am meisten zu denken. Dass es den auch gab, hat sich offensichtlich seit dem Welterfolg der englischen Übersetzung des Fallada-Romans herumgesprochen. Sondern die Frage, ob es wirklich eine gute Idee ist, eine deutsche, teils auch mit deutschen Darstellern wie Katharina Schüttler, Jürgen Tarrach und Lars Rudolph besetzte Geschichte auf Englisch zu verfilmen. „Wir wollten den Film damit auf ein internationales Niveau“ heben, sagt Regisseur Vincent Perez, der über einem deutsch-französisch-spanisch-schweizerischen Background verfügt. Er sehe sein Werk weniger als politischen denn als emotionalen Film. „Ich wollte die Angst der Menschen zeigen, die so dick ist, dass man sie mit der Schere schneiden kann.“ Dieses Klima der Furcht in repressiven Systemen sei universell.

Eine interessante Anmerkung formuliert eine kanadische Journalistin, die in Dresden lebt. Sie will wissen, ob der Film der von ihr als dringend nötig empfundenen „deutschen Heilung“ dienen könne. Gerade weil „die Schuld, die man hier einatmet“, die Aggressivität gegen Ausländer und Muslime fördere. Da verzichtet der Regisseur lieber auf eine Prognose, erhofft sich aber von der Anerkennung, die der Film dem Mut der Quangels zollt, eine die Zeit überdauernde Wirkung. Und dann ist das Heute, ist wieder Emma Thompson dran. Ob sie sich beim britischen EU-Referendum für oder gegen Europa entscheide? „Machen Sie Witze? Natürlich pro. Ich bin Europäerin!“

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