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Kultur: Darsteller Wiesinger plädiert für mehr ernste Filme - und Götz George würde auch den Gröfaz geben

In der Branche gilt die Zunft der Berliner Filmkritiker nicht gerade als zimperlich in seinem Urteil. Und gerade bei Pressekonferenzen, etwa bei den alljährlichen Filmfestspielen, wurde ein neues ungeliebtes Werk schon gerne mal, die gedruckte oder gesendete Kritik vorwegnehmend, in Grund und Boden gerammt.

In der Branche gilt die Zunft der Berliner Filmkritiker nicht gerade als zimperlich in seinem Urteil. Und gerade bei Pressekonferenzen, etwa bei den alljährlichen Filmfestspielen, wurde ein neues ungeliebtes Werk schon gerne mal, die gedruckte oder gesendete Kritik vorwegnehmend, in Grund und Boden gerammt. Die Konstellation schien also geradezu ideal für einen Schlagabtausch zwischen denen auf und denen vor dem Podium, als gestern Mittag im Adlon die Pressekonferenz zu dem Mengele-Film "Nichts als die Wahrheit" eröffnet wurde. Im Vorfeld war das neue Werk von Regisseur Roland Suso Richter, mit Götz George in der Hauptrolle, eher mit hochgezogenen Brauen zur Kenntnis genommen worden, da wäre die eine oder andere Philippika doch zu erwarten gewesen, aber nein, es ging ausgesprochen höflich und ernsthaft zu, von den Emotionen, über die unentwegt gesprochen wurde, kaum eine Spur.

Zwei Sitzreihen im Wintergarten hatten die Filmverantwortlichen gefüllt, in der Mitte Götz George, der das Neun-Millionen-Projekt mit rund einer Million aus eigener Tasche unterstützt hatte, ihm zu Seiten der Regisseur, Produzent Werner Koenig, sodann die Kollegen Kai Wiesinger, der Mengeles Anwalt spielt, Doris Schade, Michaela Rosen, Peter Roggisch.

Klar, dass George auch bei den Fragen im Mittelpunkt steht. Viel will er eigentlich nicht sagen, verweist auf Picassos "Guernica", über das so unendlich viel geredet worden sei, fürchtet, dass nun auch der Mengele-Film "verquatscht" wird. Aber dann redet er natürlich doch, von Wahrhaftigkeit ist die Rede und dass alle Beteiligten "geschlossen hinter dem Film" stehen. Jeder Trick und jedes Mittel sei erlaubt, um das Thema des Films zu behandeln, siehe "Schindlers Liste". Und überhaupt: "Ich glaube, wir sollten wieder ernsthafte Filme machen, die sich mit unserer Vergangenheit befassen."

Aber eine Sache der Politik, der rationalen Auseinandersetzung mit Mengele und dem Holocaust allein ist so ein Film doch nicht. Ebenso sei die Arbeit daran eine Sache des "Spieltriebs" in ihm: "Ich sah es als Schauspieler und wollte einfach das Futter haben." Ohnehin, für George bedeutet es den größeren Reiz, die Bösen zu spielen. Hitler als mögliche Rolle? George hätte nichts dagegen, vielleicht die letzten Tage im Führerbunker, aber das ganze NS-Regime aufzuarbeiten, nach dem Auschwitz-Kommandanten Höss und nun dem KZ-Arzt Mengele vielleicht noch Göring, dann Himmler - nein, das will er nun auch wieder nicht.

Auch Kai Wiesinger wird später von politischer und gesellschaftlicher Verantwortung sprechen, der er sich durch seine Rolle bewusster geworden sei, ohne nun künftig der "Moralapostel" der Nation sein zu wollen. Aber anfangs sei er, anders als George, der da mutiger sei, doch zurückgezuckt und hatte mit der Rolle eine, wie er glaubt, "sehr deutsche Schwierigkeit - die Frage: Darf man so eine Geschichte erzählen?"

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